Zum Auftakt rief Pieter Haas kurzerhand den Beginn einer neuen Menschheitsepoche aus. „Wir leben im Zeitalter des Phono Sapiens“, ließ der Chef der Elektronikhandelsholding Ceconomy, zu der die Töchter Media Markt und Saturn gehören, seine Zuhörer bei der Vorstellung der Bilanz wissen. Der Phono Sapiens habe einen Teil seines Gehirns ins Smartphone ausgelagert, könne bestimmte Dinge nicht mehr leisten, wenn das Gerät nicht funktioniert und muss und will „immer online sein“, so Haas.
Dazu sollen die Geschäfte von Media Markt und Saturn im Internet und in den Läden besser verzahnt werden und verstärkt auf Dienstleistungen setzen, kündigte Haas an. "Wir sind ein digitales Unternehmen", unterstrich er: "Wir sind überall."
Den Vorstoß Amazons, auch in Deutschland stationäre Geschäfte eröffnen zu wollen, nahm Haas gelassen: "Das haut uns nicht aus den Socken." Vor fünf Jahren habe jeder gesagt, Media Markt und Saturn müssten werden wie Amazon - nun setze der US-Riese auf ein ähnliches Konzept wie die Elektronikketten. Im laufenden Geschäftsjahr will Haas nun den Gewinn deutlich und den Umsatz ein wenig steigern.
Amazon hatte angekündigt, in Deutschland auch eigene Läden betreiben zu wollen. "Das ist keine Frage des Ob, sondern des Wann", hatte Deutschland-Chef Ralf Kleber gesagt. Media-Saturn hatte die Herausforderung des Online-Handels lange ignoriert. Der Online-Shop der Kette Saturn ging erst 2011 an den Start. Doch Haas hat dem schwerfälligen Tanker eine Internet-Offensive verordnet. Mehr als zehn Prozent des Umsatzes von knapp 5,3 Milliarden Euro wurden im abgelaufenen vierten Quartal 2016/17 in Internet generiert. Mit der Verschränkung der Vertriebskanäle will Haas punkten: "Der Kunde will alles überall." Über 1000 Läden stehen dabei bei Ceconomy zur Verfügung, mehr als 3,6 Millionen Verbraucher besuchen täglich die Online-Seiten. Kunden können sich etwa ihr neues Smartphone im Internet aussuchen und es dann rasch im nächsten Markt abholen. Nahezu jeder zweite Kunde nutze bei online bestellten Waren diese Möglichkeit.
Ceconomy war im Sommer aus dem Handelsriesen Metro hervorgegangen, der in einen Lebensmittel- und einen Elektronikhändler aufgespalten wurde. Zentrale Beteiligung der Ceconomy ist Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn. Minderheitseigner ist dort der streitbare Firmengründer Kellerhals, der sich mit Haas einen Machtkampf liefert. Kellerhals nahm zuletzt etwa am Einstieg Ceconomys bei dem französischen Konkurrenten Fnac Darty Anstoß und erhob bei der Finanzaufsicht BaFin Beschwerde.
Im Konflikt zwischen Kellerhals und Ceconomy soll der Investor Clemens Vedder eine Lösung finden - er ist von beiden Seiten erneut als Mediator eingeschaltet worden. Haas sagte, der einzig vernünftige Weg sei eine Trennung. Dabei dürfte es Insidern zufolge darauf ankommen, ob Vedder ein Paket schnüren kann, das Kellerhals einen Ausstieg schmackhaft macht. "Wir sind zuversichtlich, dass die Parteien unter unserer Mithilfe diesmal zu einer gesichtswahrenden und allseitig zufriedenstellenden Einigung kommen", hatte ein Sprecher Vedders angekündigt.
Zugleich soll die Abspaltung von der Metro auch dazu beitragen, eine der Schwächen Media-Saturns zu beheben. Der Händler verdient auch im Vergleich zu Konkurrenten wenig Geld. Analysten kritisieren unter anderem, die Läden seien viel zu groß. Ceconomy will nun in der Unabhängigkeit 2017/18 den operativen Ertrag sowohl beim Ebitda als auch beim Ebit "mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich" steigern.
Mit Material von Reuters