Messe Ispo Sporthändler buhlen um Adidas und Nike

Der Preis von Sportartikeln soll durch digitale Preisschilder schneller angepasst werden. Quelle: dpa

Die Sportkonzerne verkaufen ihre Turnschuhe immer häufiger direkt über die eigenen Internet-Stores. Auf der Sportmesse Ispo in München holen die führenden Sporthandelsketten nun zum Gegenschlag aus.

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Wenn zur Ispo in München die Krokusse sprießen, dann ist das für die Sportbranche gar nicht gut. Zu ihrer wichtigsten Messe weltweit Ende Januar wünschen sich Sporthändler und Hersteller stets am liebsten Eis und Schnee. Denn nur dann verkaufen sie auch gegen Ende der Wintersaison die Skier, Stiefel und Snowboards noch halbwegs zum vollen Preis.

Aufs Wetter kann sich die Industrie freilich schon lange nicht mehr verlassen. Inzwischen aber ist es auch untereinander nicht so weit her mit einer vertrauensvollen Zusammenarbeit. Denn gerade die beiden führenden Sportmarken Adidas und Nike verkaufen immer mehr Ware an den Fachhändlern vorbei. Stattdessen setzen die Branchenführer auf ihre eigenen Internetstores.

„Unsere wichtigsten Lieferanten werden immer mehr zu Wettbewerbern“, sagt Hans-Hermann Deters, Geschäftsführer der Sporthändlervereinigung Sport 2000, an diesem Sonntag zum Auftakt der Ispo. Das führe nicht zuletzt dazu, dass die Fachhändler bestimmte Kollektionen von den großen Marken gar nicht, oder nur mit Verzögerung bekommen.

Die führenden Sporthandelskooperationen wollen den schleichenden Bedeutungsverlust nicht weiter hinnehmen. Sie rüsten in ihren mehreren tausend Läden massiv auf. „Es geht darum, relevant zu bleiben bei den Konsumenten und damit auch der Industrie“, betont Deters.

Daher greifen die Genossenschaften jetzt an. Statt in allen Läden alles anzubieten, werden sich die Geschäfte künftig stärker spezialisieren, zum Beispiel auf einzelne Sportarten wie Laufen, Teamsport oder Outdoor. „Wir brauchen neue Handelsformate“, so Deters. „Mit herkömmlichen Sortimenten werden die Händler austauschbar.“


Mehr Eigenmarken, mehr Funktionskleidung

Zudem zieht in großem Stil moderne Technik in die Läden ein. So werden zum Beispiel die Sportschuhe mit Funkchips ausgestattet. Nimmt ein Kunde einen Schuh vom Regal, startet auf einem Bildschirm ein Film dazu. Auch digitale Preisschilder kommen: Schneit es draußen, dann werden die Skier teurer. Quillt das Lager über vor Regenjacken einer Marke, dann werden diese günstiger; allerdings nur so lange, bis der Lagerbestand sich normalisiert hat.

Computerbrillen, interaktive Spiegel oder Scanner zur Fußvermessung, die Handelsketten experimentieren mit zahlreichen neuen technischen Hilfsmitteln. Letztlich sollen die Geschäfte wieder so attraktiv werden, dass die großen Marken gar nicht mehr an ihnen vorbei kommen. Intersport hat in Berlin im Herbst sogar einige Zukunftsläden eröffnet, in denen die Gruppe mit modernen Konzepten experimentiert. „Wir lernen jeden Tag eine ganze Menge“, erläuterte Intersport-Chef Kim Roether auf der Ispo.

Das ist auch dringend nötig. Das Geschäft stagniert. Der Umsatz der von Intersport und Sport 2000 kletterte 2017 nur um ein Prozent, trotz der winterlichen Bedingungen zu Jahresbeginn und im Dezember. Der Wintersport ist besonders wichtig, weil an Skiausrüstung mehr verdient ist als an Laufschuhen oder den meisten Kickstiefeln. Insgesamt ist der Sportmarkt in Deutschland vergangenes Jahr um 0,5 Prozent geschrumpft auf 7,46 Milliarden Euro.

Um den Kunden günstige, aber qualitativ hochwertige Ware anbieten zu können, forciert Intersport zudem das Geschäft mit Eigenmarken. Damit treten die Händler ihrerseits in Konkurrenz zu den Marken und können Druck aufbauen. Bei Intersport etwa ist die eigene Outdoor-Marke McKinley der Favorit bei den Kunden, vor bekannten Spezialisten wie Jack Wolfskin, Schöffel oder der Allwetter-Kollektion von Adidas.

Die attraktivsten Läden sind freilich nichts wert ohne attraktive Ware. Auf der Ispo zeigen 2800 Marken ihre neuesten Skier, Jacken, Helme oder Turnschuhe. Die Marktführer Nike, Adidas und Puma sind allerdings nicht mit eigenen Ständen vertreten. Die Konzerne sparen sich den teuren Auftritt, schließlich kommen die Händler ohnehin nicht an diesen Labels vorbei. Die Ausstellung dauert noch bis kommenden Mittwoch. Sie ist nur für Fachbesucher geöffnet. 

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