Messebesuch Die Fibo ist in der Massephase – ich auch

Der eigene Körper muss permanent auf Fotos festgehalten werden. Man trainiert nicht nur für sich selbst, sondern für Instagram & Co. Quelle: AP

In Köln ist die größte Fitnessmesse der Welt gestartet. Man kann Bodybuilder sehen – und massenhaft Fitness-Food probieren. Wir haben uns durchgegessen.

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„Was macht denn der Tim, der sieht ja aus wie ein Gorilla!“, sagt ein muskelbepackter Typ im Zug zu seiner Freundin. Beide, solariumgebräunte Raucher mit winzigen Turnbeuteln auf schrankbreiten Rücken, stecken die Köpfe ins Handy, um ihren Instagram-Kanal zu checken. Hashtag #Fibo2018. „Diätgewicht“, kommentiert sie. „Ja, aber der geht doch wieder total auf in den nächsten vier Wochen. Der isst sonst nur Fastfood.“

Sie sind, wie ich auch, unterwegs nach Köln zur weltgrößten Fitnessmesse Fibo, die am Donnerstag wieder ihre Pforten geöffnet hat. Ein Spektakel, das in diesen Tagen seinesgleichen sucht. Hier versammelt sich alles, was im Bereich Fitness, Wellness und Gesundheit Rang und Namen hat. Studiobetreiber, Trainer, angesagte Influencer, Physiotherapeuten, Groß- und Einzelhändler sowie Betreiber von Hotellerie und Erholungsanlagen aus mehr als 100 Nationen sind vertreten.

Während andere Messen wie die Hannover-Messe oder die Cebit gegen den drohenden Bedeutungsverlust kämpfen, legt die Fibo kräftig zu: kamen im Jahr 2014 nur rund 680 Aussteller, sind es in diesem Jahr schon mehr als 1.130 – gegenüber 2017 ein Plus von elf Prozent.

Wäre die Fibo ein Bodybuilder, dann wäre sie wohl in der Massephase. Der Branchen-Umsatz ist in Deutschland 2017 um 3 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro geklettert, europaweit auf 25,6 Milliarden Euro. Bis zum Wochenende werden hier rund 150.000 Besucher erwartet. „Die Messe ist für jeden Betreiber ein Muss“, sagt Frank Böhme, Geschäftsführender Gesellschafter von Just Fit & Interfit in Frechen. „Die Fibo ist die wichtigste Messe, wenn es um Informationen und News im Fitnessbereich geht”, sagt auch Christine Späth, Inhaberin eines Fitnessstudios aus Dietzenbach.

Ein Muss ist offenbar auch der Dresscode. Wohin das Auge schaut, sieht es Sneaker und lässige Sweatpants, mit denen man sonst zu Hause auf der Couch herumlümmelt. Gleich in der ersten der zehn Messehallen – man müsste 22 Fußballfelder ablaufen, um alles von der Fibo zu sehen – geht es lautstark zur Sache. Ich spüre den Bass in meiner Magengrube hämmern und sehe ganz viel nackte und braun gesprühte Haut. Richtig, aufgesprüht und trocken geföhnt – dabei kann man sogar live zuschauen und sich von zuckersüßen Kokos-Düften umnebeln lassen.

Gefragt ist eine robuste Magenschleimhaut

Speedbronzing und Spray-Tanning nennt sich das und ist nicht mehr nur in der Bodybuilder- und Promi-Szene angesagt. Als Alternative zum ungesunden Sonnenbad ist die knackige Bräune aus der Sprühflasche längst auch im Drogeriemarkt-Regal angekommen. Eine Anwendung, so das Versprechen der Hersteller, entspricht circa drei bis fünf Solariengängen. Die meisten Leute sehen aber nicht nur aus wie nach zehn Tagen Urlaub in der Karibik, sie sind auch ziemlich gut trainiert. Also keine Fake-Sickpacks, sondern hartes und intensives Training, das Fettpolster schrumpfen lässt und verdammt hungrig macht.

Daher liegen auf der Fibo natürlich auch Nahrungsergänzungsmittel im Trend - ein gigantischer Markt, der rasant wächst. Experten von Euromonitor schätzen das Volumen bis 2019 auf rund zwölf Milliarden Euro. Zwei komplette Hallen sind von mehr als 250 Herstellern im Bereich Sports Nutrition, Ernährung und Supplements gebucht. Wer hier durch die Gänge schlendert, sollte vor allem eines mitbringen: viel Hunger und eine robuste Magenschleimhaut. Denn an jedem zweiten Stand gibt es die wundersamsten Pülverchen und Riegel zu kosten.

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