Metro-Chef Olaf Koch „Meine Meinung hat sich nicht geändert, was die Perspektiven des Unternehmens und die Bewertung betrifft“

Der tschechische Investor Daniel Křetínský und sein Geschäftspartner Patrik Tkac haben ein Angebot zur Übernahme der Kontrolle beim Großhandelskonzern Metro abgegeben. Quelle: imago images

Beim ersten Versuch, den Handelskonzern Metro zu übernehmen, scheiterte der Milliardär Daniel Křetínský. Nun legt er nach und stößt erneut auf Gegenwehr: Metro-Chef Olaf Koch hält den Aktienkurs für deutlich zu niedrig.

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Im Metro-Vorstand dürfte die Mitteilung für wenig Begeisterung gesorgt haben: Der tschechische Investor Daniel Křetínský und sein Geschäftspartner Patrik Tkac haben ein Angebot zur Übernahme der Kontrolle beim Großhandelskonzern Metro abgegeben. Die von den beiden Unternehmern kontrollierte EP Global Commerce biete 8,48 Euro je Stammaktie in bar, teilten die Investoren, die bereits 29,99 Prozent der Anteile halten, am späten Sonntagabend mit. Nun ist das Metro-Management am Zug, wobei Vorstandschef Olaf Koch zuletzt keinen Hehl daraus machte, dass er die Aktie für unterbewertet hält. Momentan werde der gesamte Großhandelssektor an den Börsen kritisch gesehen, aber „auch vorher hat die Börse aus meiner Sicht nicht das wirkliche Potenzial des Unternehmens abgebildet“, sagte Koch vor wenigen Tagen der WirtschaftsWoche. Der Vorstand dürfte die Offerte daher – wie schon im vergangenen Jahr – nicht unterstützen.

Damals war Křetínskýs Angebot am Widerstand der anderen Großaktionäre Beisheim Holding und Meridian Stiftung gescheitert. Die neue Offerte liegt mit voraussichtlich 8,48 Euro je Stammaktie nur bei gut der Hälfte des damaligen Angebots von 16 Euro.

Vor Bekanntwerden des neuen Übernahmeangebots hatte Koch die damalige Ablehnung im Interview mit der WirtschaftsWoche verteidigt. „Ich würde die Entscheidung wieder so treffen“, so Koch. Vorstand und Aufsichtsrat hätten damals „intensiv und professionell geprüft und sich dann gegen das Übernahmeangebot ausgesprochen, besonders auch wegen der damit drohenden massiven Schuldenfinanzierung.“

Koch: „Wenn Sie heute nüchtern auf das Unternehmen – und nicht nur auf den Aktienkurs – blicken, sehen Sie, dass sich unsere Erwartungen in die Geschäftsentwicklung erfüllt haben“. Metro habe Käufer für die SB-Warenhauskette Real und das China-Geschäft gefunden, im Kerngeschäft wachse der Konzern mit Ausnahme des von Corona belasteten dritten Quartals flächenbereinigt seit sechs Jahren. Insgesamt habe Metro an Dynamik gewonnen. „Insofern hat sich auch meine Meinung nicht geändert, was die Perspektiven des Unternehmens und die Bewertung betrifft“, so Koch.

Ein neues Übernahmeangebot müsste zwar erneut geprüft werden, allerdings habe sich das Unternehmen nach Kochs Einschätzung „in den vergangenen zwölf Monaten nicht zum Schlechten entwickelt“. Große Portfolioprojekte seien trotz Corona gelungen, das Kerngeschäft gewinne deutlich Marktanteile und auch das lange Zeit schwächelnde Russland-Geschäft sei „wieder eine Perle im Portfolio“.

Wie die Metro-Führung den neuen Vorstoß bewertet, scheint damit absehbar. Allerdings strebt EPGC diesmal keine ‚echte‘ Mehrheit an. EP Global Commerce geht nicht davon aus, nach dem Vollzug des Übernahmeangebots mehr als 50 Prozent der Stimmrechte zu halten“, heißt es in der Mitteilung. Vielmehr dürften der Milliardär Křetínský und sein Geschäftspartner Tkac darauf abzielen - unabhängig vom Erfolg der Offerte - freie Hand zu haben, ihre Beteiligung nach und nach bis auf knapp 50 Prozent aufzustocken. Mit der freiwilligen Übernahmeofferte vermeidet EP Global ein - möglicherweise höheres - Pflichtangebot, das fällig würde, wenn die Investoren die Schwelle von 30 Prozent überschreiten würden.


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Um alle restlichen Aktien einzusammeln, müssten Křetínský und Tkac knapp 2,2 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Finanziert wird das Angebot von den französischen Banken BNP Paribas und Societe Generale.

Die neue Offerte kommt drei Wochen nach der Ankündigung des Rücktritts von Vorstandschef Olaf Koch zum Jahresende. Křetínský hatte ihn immer wieder unter Druck gesetzt, Metro schneller zum reinen Großhändler umzubauen und bessere Ergebnisse zu liefern. Koch hatte aber betont, sein Abschied habe nichts mit Křetínský zu tun.

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