Metro-Chef Olaf Koch „Wir haben echt noch was zu tun“

Seit 2012 ist Olaf Koch Vorstandsvorsitzender der Metro. In dieser Zeit führte er das Unternehmen immer stärker in den Großhandel. Mit dem Verkauf von Real verabschiedet sich Koch nun vollständig vom Einzelhandel. Quelle: imago images

Bei der Metro ist gerade einiges los: Während man noch einen Käufer für Real sucht, sichert sich der Tscheche Daniel Kretinsky mehr und mehr Anteile am Handelskonzern. Metro-Chef Koch über die Zukunft des Unternehmens.

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Der Hörsaal ist nicht mehr ganz gefüllt, als Metro-CEO Olaf Koch die Bühne eines Hörsaals an der WHU - Otto Beisheim School of Management im beschaulichen Vallendar betritt. Dabei trägt die Hochschule den Namen des Metro-Gründers Otto Beisheim. Koch ist auch wegen dieser historischen Verpflichtung einer der Redner auf dem diesjährigen IdeaLab!, einer Start-up-Konferenz, die jährlich an der Hochschule stattfindet. Vor ihm haben Internetunternehmer Oliver Samwer und Google-Deutschlandchef Philipp Justus mit den Studenten, Investoren und jungen Gründern über Entrepreneurship diskutiert. Das Publikum saß dabei teilweise auf den Treppenstufen, weil es im Hörsaal so voll war. Nun ist Olaf Koch an der Reihe.

Er ist Chef eines Unternehmens, das 1963 gegründet wurde und schon deshalb in Vallendar aus der Masse an jungen Internet- oder Softwareunternehmen heraussticht. Zumindest auf den ersten Blick. Denn auf der Bühne betont Koch das Engagement der Metro für Start-ups, spricht von Aufbruch, Zukunft, innovativen Ideen. Ein solcher Auftritt dürfte ihm zurzeit sehr gelegen kommen, denn sein Unternehmen befindet sich in einer turbulenten Zeit: Der geplante Verkauf von Real ist nur das jüngste Beispiel einer Abspaltungsgeschichte bei der Metro. Gleichzeitig steigt der tschechische Investor Daniel Kretinsky mit seiner Holding zum Großaktionär auf und wird die Zukunft des deutschen Handelsriesen nachhaltig mitbestimmen können.

Wie viele Bälle der Metro-Chef derzeit in der Luft halten muss, zeigt sich auch im persönlichen Gespräch.

Herr Koch, wie passt die Metro zu einer solchen Start-up-Konferenz wie hier in Vallendar?
Wir engagieren uns schon länger in der Förderung junger Unternehmen mit dem ‚Metro Accelerator‘. Wir wollen Gründern und solchen, die es werden wollen, tiefe Einblicke in den Handel geben. 

Sie haben vor Studenten, Gründern und Investoren einen Vortrag über die Metro und Ihr Engagement für Start-ups gehalten. Ist das eine willkommene Abwechslung in so turbulenten Zeiten für Ihr Unternehmen?
Das ist Teil meiner Aufgabe als Vorstandsvorsitzender. Solche Events sind für mich inspirierend, weil ich vor und nach meinem Vortrag zahlreiche Leute kennenlerne. Ich nehme aus diesen Gesprächen viel Interessantes mit, auch in Zeiten wie diesen.

Und die Zeiten sind für die Metro nicht turbulent? Denken Sie an den Einstieg von Investor Daniel Kretinsky.
Eine Veränderung in der Aktionärsstruktur gehört zur Entwicklung eines Unternehmens dazu und kann auch positiv sein, finde ich.

Das mag in manchen Fällen stimmen. Nur sind Kretinskys Pläne für die Metro weitestgehend unklar.  
Mancher kommt bei solchen Veränderungen auf spekulative Gedankenspiele, die uns nicht weiterbringen.

Nicht nur bei den Aktionären gibt es Bewegung. Auch bei der Geschäftsausrichtung: Der geplante Verkauf von Real stellt sicherlich einen ähnlich großen Schritt dar und trägt nach außen hin zur turbulenten Situation der Metro bei.
Dass wir uns zunehmend auf den Großhandel fokussieren, das dürfte jedem klar sein, der uns schon länger beobachtet. Die Veräußerung von Real ist nur eine logische und vernünftige Konsequenz.

Real ist allerdings nur das jüngste Beispiel. 2015 haben Sie sich von Galeria Kaufhof getrennt. Media-Saturn ging im vergangenen Jahr in Ceconomy auf. Bei der Abspaltung zur Ceconomy war Ihre Begründung, dass sich Großhandel und Elektronik nicht genug überschneiden würden. Was ist der Grund für die Veräußerung von Real?
Nein, die Begründung war damals etwas anders: Der Veränderungsdruck in jedem unserer Geschäftsfelder nahm immer mehr zu, und der Trend wird intensiver. Deshalb haben wir unser Geschäftsmodell angepasst und fokussieren weiter. Es wäre schlicht unvernünftig gewesen, Geschäfte zu führen, die bis auf den Handel mit Waren keine Gemeinsamkeiten haben. In den Neunzigern, als es in erster Linie um Umsatzwachstum ging, mag das der korrekte Weg gewesen sein, doch heutzutage müssen wir uns einfach fokussieren.

Zwischen Real und den Metro Cash & Carry Märkten gibt es deutlich mehr Gemeinsamkeiten, gerade im Produktsegment.
Es gibt Gemeinsamkeiten, das stimmt. Der entscheidende Unterschied ist allerdings, dass Real ein Massengeschäft für den Endkunden betreibt. Die Märkte der Metro hingegen bieten Lösungen für eine klar begrenzte Zielgruppe an. Und zwar ausschließlich für gewerbliche Kunden. Die Erfolgsmodelle, die wir für den Großhandel entwickeln, unterscheiden sich stark vom Einzelhandel. Deshalb sind wir nicht der adäquate Eigentümer für Real. Real hat dagegen Voraussetzungen geschaffen, um unabhängig erfolgreich zu sein.

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