
WirtschaftsWoche: Herr Koch, Sie sind Musikfan, spielen E-Gitarre und gehen gern zu Konzerten. Welchen Song würden Sie anstimmen, um die Lage von Metro zu intonieren?
Olaf Koch: „Wild“ von der amerikanischen Band Royal Teeth passt super. Ich höre beim Autofahren gerne Musik, und dabei ist mir das Lied vor einiger Zeit aufgefallen. Es geht um das Jung-und-wild-Bleiben, und es vermittelt eine unglaubliche Energie und Aufbruchstimmung. Das Stück haben wir auch für unsere Jubiläumskampagne „50 Jahre Metro“ genutzt, und wie man auf YouTube sehen kann, hatten unsere Mitarbeiter eine Menge Spaß damit.
Über Olaf Koch
Koch, 44, begann seine Karriere bei Daimler und arbeitete anschließend für den Finanzinvestor Permira. 2009 kam er als Finanzchef zu Metro und übernahm Anfang 2012 die Führung des Konzerns. In seiner Freizeit spielt der Vater dreier Kinder E-Gitarre – nach eigenem Befinden allerdings zu selten.
Wäre ein trauriger Fado nicht angemessener?
Wir sind problembewusst – aber auch sehr zuversichtlich. Wir brauchen keine Moll-Töne! Klar haben wir aktuell wieder Gegenwind vor allem durch die Rubel-Schwäche, aber wir sind inzwischen so solide aufgestellt, dass uns das nicht umwirft.





Russland ist Ihr wichtigster Auslandsmarkt. Wie hart trifft Sie der wirtschaftliche Absturz des Landes?
Im operativen Geschäft spüren wir keine Rückgänge. Im Gegenteil: Ein Teil der zuletzt starken Umsatzentwicklung unserer Elektroniktochter Media Markt geht auch auf das Konto von russischen Kunden. Aus Sorge, dass der Rubel weiter an Wert verliert, haben viele Russen Einkäufe vorgezogen und ihr Geld in neue Fernseher oder Kühlschränke investiert. Die große Herausforderung ist es, sicherzustellen, dass wir trotz der Importsanktionen und der wirtschaftlichen Lage voll leistungsfähig bleiben. Es wäre fatal, wenn wir jetzt Lücken in den Regalen zulassen würden. Wir wollen gerade jetzt für die Menschen da sein, unseren Mehrwert erhöhen und auch Marktanteile ausbauen.
Wann soll das sein? Momentan verschärft sich der Konflikt eher noch.
Zunächst muss es zu einer Deeskalation im Osten der Ukraine kommen. Was dort passiert, ist eine Tragödie für alle Menschen, die dem Konflikt ausgesetzt sind. Die entsprechenden Abkommen müssen endlich eingehalten werden, damit die militärischen Auseinandersetzungen enden. Wenn es zu einem Dialog kommt, der am Ende auch zum Frieden führt, steigt auch die Hoffnung auf eine Rücknahme der westlichen Sanktionen. Nur dann ist auch eine wirtschaftliche Erholung denkbar.
Bis dahin bleibt der Rubel unter Druck. Wie wirkt sich das auf Metro aus?
So gut es operativ auch läuft, gegen den Wechselkursverfall können wir nichts machen. Momentan bekommen Sie für einen Euro rund 80 Rubel. Bleibt der Kurs dauerhaft auf diesem Niveau, kostet uns das rund 200 Millionen Euro im operativen Ergebnis. Diesen Effekt können wir nicht kompensieren.
Macht Ihnen der niedrige Euro-Kurs bei Produkteinkäufen in Dollar zu schaffen?
Nein, wir haben so gut wie keine Währungsrisiken hinsichtlich der Dollar/Euro-Relation, da wir überwiegend in lokaler Währung einkaufen. Dies gilt für alle Vertriebslinien. Wir wickeln einen Teil unserer Non-Food-Einkäufe über unser Hongkonger Büro in Dollar ab, sind hier aber größtenteils abgesichert. Die jüngsten Entwicklungen werden sich somit praktisch nicht auf unser Ergebnis auswirken.