Metro „Das nächste Kapitel heißt: Expansion“

Olaf Koch: Wie der Metro-Chef Kunden zurückerobern will Quelle: dpa

Jahrzehntelang waren die deutschen Großmärkte der Cash-Garant des Handelsriesen Metro. Doch der Kult um die Metro-Karte und superbillige XXL-Packungen ist längst verblasst. Nun will Konzernchef Olaf Koch seine Kernkunden, die Gastronomen, zurückerobern. In einem Metro-Markt in Düsseldorf zeigt er, wie das gelingen soll.

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Metro-Chef Olaf Koch kann sich die Zukunft seines Konzerns in der Mittagspause ansehen. Nur ein paar Hundert Meter von der Zentrale entfernt liegt der Düsseldorfer Cash & Carry-Markt, der vor einigen Monaten komplett umgebaut und im Sommer 2018 wiedereröffnet wurden. Nun liegen die ersten Zahlen des Großexperiments vor. Sie seien „sehr ermutigend“, sagt Koch, kaum dass er den Markt betreten hat. Im blauen Sakko und dunkler Jeans stellt er sich zu einer Gruppe Journalisten, die sich am Eingang um den Düsseldorfer Marktleiter Michael Widmer versammelt hat, um die neue Filiale zu inspizieren – und gleichsam einen Blick auf Strategie und Ausrichtung des Großhandelsgeschäfts von Metro zu werfen. Denn allein mit der sogenannten Cash & Carry-Sparte will der Konzern künftig sein Geld verdienen.

Die Kaufhof-Warenhäuser, die lange Jahre zu Metro gehörten, wurden verkauft. Die Elektronikketten Media Markt und Saturn spaltete Koch vom Lebensmittelhandel ab und derzeit verhandelt er „mit einer Handvoll Interessenten“ über den Verkauf der SB-Warenhauskette Real. Bis April, spätestens im Mai soll ein Ergebnis vorliegen.

Gelingt der Deal, wäre Koch am Ziel. Aus dem Gemischtwarenladen Metro hätte er einen reinen Großhändler geformt, der sich auf das Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Unternehmen in der Gastronomie und im Einzelhandel konzentrieren kann. Nur, ist das für Metro überhaupt erstrebenswert?

Metro-Chef Olaf Koch beim Marktrundgang in der Düsseldorfer Cash & Carry-Filiale. Quelle: dpa

Immerhin ringt die Großmarktsparte zumindest in Deutschland seit Jahren um den richtigen Kurs. Mit immer neuen Konzepten haben Koch, sein Vorgänger Eckhard Cordes und ihre zahlreichen Cash & Carry-Chefs versucht, das Geschäft im Heimatmarkt auf Kurs zu bringen – und sind bislang allesamt gescheitert. Nun also der nächste Ansatz: Insgesamt sechs Märkte in Nürnberg-Buch, Nürnberg-Eibach, Krefeld, Essen und Leipzig wurden bereits umgebaut – sowie der in Düsseldorf.

Bevor der Rundgang startet, führt Koch die Journalistenschar in einen kleinen Besprechungsraum neben dem Eingang. Koch baut sich vor einer Kaffee-Maschine auf, die – natürlich – mit Bohnen der Metro-Marke Rioba befüllt wird. Die Großmärkte seien zu lange als „verkappte SB-Warenhäuser“ geführt worden, sagt er. Der Fokus auf Metros Kernklientel, also die Gastronomen, sei dabei verloren gegangen.

Das soll sich nun ändern, sagt Koch. Der Düsseldorfer Markt zeige bereits, wohin die Reise geht: alles soll künftig stärker auf die Bedürfnisse von Gastronomen zugeschnitten werden. Im Besprechungsraum selbst ziert denn auch ein großformatiges Food-Foto die Wand. Auf dem Holztisch stehen Bücher wie „Wurst & Küche“ oder „Moderne Platten und Häppchen“. Mit Restaurantbetreibern soll in dem Raum über Verträge und Bestellungen gesprochen werden. Sie dürfen den Markt zudem über einen separaten Eingang betreten, der bisher nur den umsatzstärksten Metro-Kunden vorbehalten war, aber nicht zwingend Gastronomen zur Verfügung stand.

Direkt hinter dem Eingang werden sie von einer Art „Concierge“ begrüßt, der sich um ihre Anliegen kümmern und ihre Fragen beantworten soll, sagt Marktleiter Widmer, während die Gruppe sich Richtung Obst- und Gemüseabteilung schiebt. Koch nimmt für die Fotografen kurz Aufstellung vor den „Exoten“ wie Mangos und Avocados und steuert dann auf die Fischabteilung zu, wo Widmer bereits die Vorzüge des Königslachses „Ora King“ preist.

Immer wieder grüßt der Marktleiter nebenher freundlich seine Kunden, schafft Durchgänge für deren Einkaufswagen. Die Botschaft ist klar: Die Kunden haben wieder oberste Priorität im Metro-Reich, vor allem die aus der Gastronomie. Alle Abläufe, das Sortiment und der Aufbau des Ladens sollen sich an ihren Bedürfnissen ausrichten. In den nächsten Monaten sollen auch die Metro-Märkte in Koblenz, Karlsruhe, Berlin-Spandau und Frankfurt-Rödelheim umgebaut werden.

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