Metro Diese Probleme wird Metro auch durch die Aufspaltung nicht los

Olaf Koch hat dem Metro-Konzern die Spaltung für Mitte 2017 verordnet. Alle Probleme der Vergangenheit wird der Konzern jedoch unter der neuen Struktur nicht abschütteln können.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Konzernsitz der Metro Group in Düsseldorf. Quelle: Presse

Blaue Teams, rote Teams - in der Zentrale des Düsseldorfer Handelsriesen Metro ist die geplante Aufteilung des Konzerns schon Realität. Blau steht für die Großmärkte und die Real-Supermärkte, Rot für die Unterhaltungselektronik - jeder Mitarbeiter soll wissen, wo künftig sein Platz ist.

Metro-Chef Olaf Koch hat die Spaltung für Mitte 2017 verordnet, die beiden Teile werden sich seiner Auffassung nach getrennt besser schlagen. Investoren und Analysten sollen klarer erkennen können, für welche Geschäftsmodelle die Unternehmen stehen, dann steigen auch die Aktienkurse, so die Hoffnung. Nach der Bekanntgabe der Jahreszahlen der Metro-Gruppe am Mittwoch tritt Koch am Donnerstag mit seiner Mannschaft in einem Nobel-Hotel am Düsseldorfer Flughafen vor Investoren und Analysten und präsentiert Strategien, Finanzen und das operative Geschäft der beiden Teile. Doch alle Probleme der Vergangenheit wird Metro auch unter der neuen Struktur nicht abschütteln können.

Abhängigkeit von Osteuropa

Abgespalten werden soll die "Wholesale & Food Specialist Company (W&FS Co.)" - so der derzeitige Arbeitsname, Sie vereint mehr als 760 Cash&Carry-Großmärkte in 25 Ländern mit einem Umsatz von rund 30 Milliarden Euro unter einem Dach. Die Märkte sind die Keimzelle der Metro und zugleich ihr wichtigstes Standbein.

Doch Cash&Carry ist stark vom Osteuropa-Geschäft geprägt, rund 37,5 Prozent der Umsätze fuhr die Kette zuletzt in dieser Region ein. Auch der Löwenanteil des operativen Ertrags stammt von dort. Vor allem in Russland arbeiten die Märkte - anders als etwa in Deutschland - hoch profitabel. Metro ist aber von der politischen Entwicklung und dem Rubel-Kurs abhängig. Koch hatte etwa einen Teil des Geschäfts an die Börse bringen wollen, doch die Ukraine-Krise machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Unsicherheiten um Russland könnten auch in Zukunft auf dem Geschäft lasten. Im Jahr der Abspaltung könnte Metro aber vom Rubel profitieren: Im Vergleich zu seinem Zwölf-Monats-Tief vom Januar verteuerte sich die russische Währung zum Euro im Windschatten der anziehenden Ölpreise mehr als 40 Prozent.

Hoher Investitionsbedarf bei Real

Zweiter und deutlich kleinerer Teil des künftigen Lebensmittelhändlers ist die Kette Real. Koch versucht, das Sorgenkind des Konzerns aufzumöbeln und zu modernisieren. Über 290 Real-Märkte in Deutschland gibt es, der Umsatz belief sich hier zuletzt auf 7,5 Milliarden Euro. Real will im Wettbewerb mit Rewe, Edeka und den Discountern verstärkt auf Service setzen und damit bei den Kunden punkten. Doch der Investitionsbedarf ist groß, die Kette verdient operativ kaum Geld. Im dritten Quartal erreichte sie bei einem Umsatz von 1,7 Milliarden Euro ein Ebit von sechs Millionen Euro. Insidern zufolge hatte Koch in der Vergangenheit auch einen Verkauf von Real ausgelotet.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Streitfall Kellerhals

Bei der Metro verbleiben soll Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn. Das Geschäft vereint Media Markt, Saturn und Redcoon unter einem Dach. Chef ist der Niederländer Pieter Haas, der auch im Konzernvorstand der Metro sitzt. Media-Saturn erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 21,9 Milliarden Euro - gut ein Drittel des Konzernumsatzes der Metro. Metro kontrolliert fast vier Fünftel der Anteile, gut ein Fünftel gehört Media-Saturn-Mitgründer Erich Kellerhals. Mit dem Unternehmensgründer hatte sich Metro über Jahre einen erbitterten Machtkampf geliefert. Media-Saturn-Chef Haas soll nun die Leitung der neuen Consumer Electronics Gruppe übernehmen. Kellerhals hatte sich in der Vergangenheit nicht eben als Freund des Managers erwiesen: "Haas sollte besser freiwillig seine CEO Position aufgeben (und) das Unternehmen verlassen", war in der Vergangenheit auf seiner Internet-Seite zu lesen. Immerhin: Kellerhals hat offene Kritik an Metro und Koch von seiner Seite entfernt, derzeit versucht der Investor Clemens Vedder, zwischen beiden Seiten zu vermitteln.

Zukauf von Redcoon schreibt Verluste

Auch Media-Saturn hat ein Sorgenkind im Haus. Der Online-Händler Redcoon kämpft mit roten Zahlen und sinkenden Umsätzen. Das Geschäft der 2011 übernommenen Tochter sei "rückläufig", räumte Metro selbst ein. Redcoon kam ins Metro-Reich, um den Online-Handel anzukurbeln. Doch nun verfügen sowohl Saturn als auch Media-Markt über Internet-Shops, die mit den Läden verknüpft sind.

Gänzlich gekappt werden die Verbindungen beider Teile zudem nicht. Denn die verbliebene Metro soll einen Anteil von zehn Prozent an dem neuen Geschäft halten, Koch vermeidet damit eine Kapitalerhöhung. Und diesen Anteil soll sie nicht ohne weiteres versilbern können. Es gebe Regelungen, die sicherstellen, dass ein Verkauf nur "marktschonend" erfolgen könne, hatte Koch bereits deutlich gemacht.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%