Metro nach Olaf Koch Die Agenda des nächsten Metro-Chefs

Olaf Kochs Vertrag als Metro-Chef lief ursprünglich bis Ende Februar 2022. Jetzt endet er vorzeitig zum Jahresende. Quelle: dpa

Metro-Chef Olaf Koch wird Ende des Jahres seinen Posten räumen. Die Nachfolgesuche läuft erst an. Doch die drei wichtigsten Themen, um die sich der neue Chef des Großhandelskonzerns kümmern muss, stehen bereits fest.

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Die Pressemitteilung war knapp gehalten: Der Aufsichtsrat der Metro AG habe Veränderungen im Vorstand beschlossen, teilte der Handelskonzern am 31. Juli 2009 mit. Zum neuen Finanzvorstand habe das Gremium „Olaf G. Koch (39), bislang Managing Director Operations bei Permira“ bestellt, lautete die nüchterne Botschaft, mit der Koch seinen Job bei Metro begann. Elf Jahre sind seither vergangen. Elf Jahre, in denen Koch, der schnell vom Finanz- zum Vorstandschef aufstieg, den Handelsriesen einem grundlegenden Umbau unterzog. Nun, so teilte Koch am Freitag mit, sei ein wesentliches Ziel erreicht, er wolle den Konzern zum Jahresende verlassen.

Wie drastisch Koch Metro verändert hat, lässt sich beim Blick auf die Pressemitteilung von 2009 erahnen. „Die Metro Group zählt zu den bedeutendsten internationalen Handelsunternehmen“, hieß es dort. 68 Milliarden Euro erzielte das Dax-Unternehmen damals. Die Leistungsfähigkeit der Gruppe basiere „auf der Stärke ihrer Vertriebsmarken, die selbstständig am Markt agieren: Metro/Makro Cash & Carry – international führend im Selbstbedienungsgroßhandel, Real-SB-Warenhäuser, Mediamarkt und Saturn – europäischer Marktführer im Bereich Elektrofachmärkte, sowie Galeria Kaufhof Warenhäuser.“

Vom einstigen Handelsreich ist unter Kochs Führung nicht viel übriggeblieben. Er verkaufte vor fünf Jahren Galeria Kaufhof; 2017 spaltete er den Großhändler von den Elektronikketten Mediamarkt und Saturn ab, er verabschiedete sich von einzelnen Auslandsaktivitäten in Osteuropa, der Türkei und zuletzt in China. In diesem Frühjahr schließlich trennte sich Koch von der lange Zeit kriselnden Supermarktkette Real. Es war der Abschluss des wohl radikalsten Konzernumbaus im deutschen Handel, eines Manövers, das Metro auf den profitablen Kern konzentrieren soll.

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Koch selbst sieht seine Mission damit als erfüllt an: „Es fällt mir brutal schwer – aber es ist der richtige Schritt zum richtigen Moment“, begründete Koch gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters den Schritt. Er habe Metro vom Handelskonglomerat zum reinen Großhändler umgebaut und die Verschuldung um rund sieben Milliarden Euro reduziert.

Kochs Vertrag lief ursprünglich bis Ende Februar 2022. Der Aufsichtsrat dankte Koch für seine „großen Verdienste“. Das Gremium habe am Montag die Suche nach einem Nachfolger aufgenommen, heißt es in einem Schreiben von Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann an die Metro-Beschäftigten. Wer auch immer den Job übernimmt: Nach dem langjährigen Portfolioumbau drängen nun verstärkt operative Themen auf die Agenda. Die drei wichtigsten stehen bereits fest:

1. Covid-19-Auswirkungen abfedern
Gastronomen und Hoteliers leiden mit am stärksten unter den Folgen der Coronakrise. Das bekommt auch der Großhandel zu spüren. Für Metro wird das Geschäftsjahr 2019/20 daher ein Krisenjahr. Koch stimmte die Börse bereits auf einen Gewinnrückgang von bis zu 250 Millionen Euro ein. Für das noch laufende Geschäftsjahr 2019/20 (bis Ende September) erwartet Metro insgesamt einen Rückgang des flächenbereinigten Umsatzes zwischen 3,5 und 5 Prozent. Ob sich die Situation im kommenden Jahr bessert, ist kaum absehbar. Zwar ziehen aktuell die Verkäufe in den Metro-Märkten wieder an. Doch neue Corona-Beschränkungen und Reiseauflagen könnten den Trend schnell wieder stoppen, wenn die Neuinfektionsraten weiter steigen. Zudem dürfte eine weltweite Rezession Auswirkungen auf den Außer-Haus-Verkauf von Speisen haben – und damit letztlich auch auf Metro durchschlagen. Kochs Nachfolger muss daher weiter die Kosten flach halten. Zudem dürften neben der Gastronomie als Kernkundengruppe künftig auch wieder andere, weniger krisenanfällige Zielgruppen für den Konzern an Bedeutung gewinnen.

Der langjährige Metro-Vorstandschef Olaf Koch will zum Jahresende ausscheiden. Der Aufsichtsrat wird sich in Kürze mit der Personalie befassen.

2. Russlandgeschäft reparieren
Einst galt das Geschäft in Russland für Metro als Selbstläufer. Bis zu vier Milliarden Euro Umsatz spielten die dortigen Cash&Carry-Märkte Jahr für Jahr ein. Doch dann brachte eine verfehlte Preisstrategie den Konzern in dem hart umkämpften wie lukrativen Markt ins Straucheln, Wettbewerber nutzten die Gunst der Stunde und jagten Metro Kunden ab. Inzwischen scheint sich die Lage zwar zu stabilisieren. So legte der Handelskonzern im Russland-Geschäft zuletzt um sechs Prozent zu und konnte hier stärker von selbständigen Händlern und Gewerbetreibenden unter den Kunden profitieren. Ob das schon die Wende ist, oder aber nur ein Corona-Effekt, muss sich jedoch noch zeigen. Ein neuer Metro-CEO dürfte die russische Landesgesellschaft daher genauestens unter die Lupe nehmen.

3. Digitales Geschäft vorantreiben
Der tschechische Milliardär und Metro-Großaktionär Daniel Kretinsky machte schon vor Monaten keinen Hehl daraus, dass er sich ein höheres Tempo bei der Digitalisierung von Metro wünscht. Im vergangenen Jahr hatte er zusammen mit seinem Investment-Partner Patrik Tkac versucht, den Düsseldorfer Großhändler zu übernehmen. Auch wenn das Duo damit scheiterte: Der Digitalisierungsdruck bleibt hoch.


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In den vergangenen Jahren hat Metro bereits einiges getan und allerlei Softwareprogramme und Apps gelauncht, mit denen Gastronomen beispielweise Tischreservierungen managen oder die Zutaten für Gerichte kalkulieren können. Auch ein Onlineshop für Gastronomen wurde hochgezogen und der Metro-eigene Lieferservice ausgebaut, um Kunden stärker an den Konzern zu binden. Gebannt ist die Gefahr für den Konzern damit aber noch nicht. Denn in der Branche gilt es als ausgemacht, dass der US-Internetriese Amazon früher oder später stärker in das Großhandelsgeschäft vordringen wird. Bislang bietet Amazon Geschäftskunden vor allem Produkte wie Büromaterial und Reinigungsmittel an. Doch das könnte sich schnell ändern. Auch andere Rivalen preschen vor. Die Kölner Rewe-Gruppe hat etwa den Kiosk- und Tankstellenversorger Lekkerland übernommen, und wächst so zur Konkurrenz heran. Der Schweizer Restaurantlieferant Transgourmet baut sein Geschäft in Deutschland aus.

Und die Wettbewerber verfügen bereits über erhebliche Digitalkompetenzen, können Metro so das Geschäft im Heimatmarkt künftig deutlich schwerer machen. Will ein neuer Chef den Angreifern Paroli bieten, wird er oder sie daher auch die digitale Abwehr hochfahren müssen.

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