Metro und Kretinsky Vorerst gescheitert

Quelle: dpa

Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat sich mit seinen Übernahmeplänen für Metro verzockt. Trotzdem bleibt der Tscheche ein Faktor, mit dem man rechnen muss.

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Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky wird gern als ein kühl kalkulierender Manager beschrieben. Ein Stratege, der alle Züge seiner Gegner antizipiert. Doch bei dem Versuch, den Handelskonzern Metro zu übernehmen, hat er sich gründlich verrechnet. „Unser freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot wird nicht erfolgreich sein“, räumte Kretinsky jetzt gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters ein. Seine Offerte war um Mitternacht ausgelaufen. Er hatte sie an eine Mindestannahmeschwelle von 67,5 Prozent der Stammaktien gekoppelt.    

Gescheitert ist Kretinsky erstens am Metro-Vorstand um Olaf Koch, der die Offerte und vor allem ihre Finanzierung mit Nachdruck abgelehnt hat. Das Angebot sei zu niedrig, zudem würden dem Konzern erhebliche Schulden aufgebürdet, argumentierte die Metro-Crew und konnte damit zumindest teilweise überzeugen.

Gescheitert ist Kretinsky – zweitens – an eigenen Fehlern. Er hat es versäumt, Vertreter im Aufsichtsrat des Konzerns zu installieren, um so Einfluss auf strategische Weichenstellungen wie den Verkauf von Real und das Chinageschäft zu nehmen.

Vorerst gescheitert: Der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky hat sich mit seinen Übernahmeplänen für Metro verzockt. Quelle: imago images

Gescheitert ist Kretinsky aber vor allem an einer Fehleinschätzung der Großaktionäre. Kretinsky hatte sich im Vorfeld lediglich den Zugriff auf das Aktienpaket der Ruhrdynastie Haniel gesichert. Die beiden anderen großen Metro-Anteilseigner, die Duisburger Händlerfamilie Schmidt-Ruthenbeck mit ihrer Meridian-Stiftung sowie die Beisheim-Holding, blieben außen vor – und revanchierten sich. Sie schlossen einen Poolvertrag und kündigten an, im Zweifel weitere Metro-Aktien zuzukaufen. Die Botschaft war klar: Kretinsky beißt bei ihnen auf Granit.

Womöglich hat der Tscheche die Verbundenheit der Großaktionäre zu dem Handelsriesen unterschätzt, den die Familie Schmidt-Ruthenbeck und Otto Beisheim Anfang der Sechziger Jahre aus dem Boden gestampft hatten. Womöglich stimmten für sie auch schlicht der Preis und Kretinskys Konzept nicht. Letzteres blieb ohnehin vage. Kretinsky beließ es - Grund vier des Scheiterns - bei Stichpunkten, die ohnehin seit Jahren bei Metro auf der Agenda stehen: Fokus auf den Großhandel und Digitalisierung des Geschäfts. Was Kretinskys jedoch grundlegend anders und vor allem besser machen will - und das mit höherer Schuldenlast im Gepäck - blieb offen. Der weitgehend unbekannte Großhandelsnovize versäumte es zudem, seine Ideen öffentlich zu präsentieren. Stattdessen wurde die Kommunikation auf Bewertungsfragen ausgerichtet.

Trotzdem bleibt der Tscheche ein Faktor, mit dem man weiter rechnen muss. Zu seinem weiteren Vorgehen bei Metro hält er sich bislang bedeckt: „Wir haben jetzt alle Optionen. Das ist ein Vorteil, den ich nicht aufgeben möchte“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Kretinsky könnte seinen Anteil weiter aufstocken, er hat über Optionen Zugriff auf ein Aktienpaket des Duisburger Familienkonzerns Haniel in einer Höhe von 15,2 Prozent – und so am Ende womöglich doch noch zum Zuge kommen.

Für Vorstandschef Koch bleiben die Zeiten damit unruhig. Er muss jetzt den Verkauf von Real über die Bühne bringen, die darbende Russland-Tochter sanieren, das China-Geschäft verkaufen, Online reüssieren. Kurz: Koch muss liefern. Andernfalls dürften die Aktionäre - allen voran Meridian und Beisheim - ihre Ablehnung der Offerte schnell bedauern. 

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