Mieten-Krach Streit um Laden-Mieten: Adidas wehrt sich gegen Politiker-Schelte

Streit um Laden-Mieten: Adidas wehrt sich gegen Politiker-Schelte Quelle: REUTERS

Zu den Corona-Folgen gehört die vorläufige Schließung vieler Einzelhändler. Diese versuchen nun die Mieten für geschlossene Geschäfte zu reduzieren. Im Fall von Marktriesen wie Deichmann und Adidas stößt das auf Kritik.

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Im Streit um die Stundung von Mietzahlungen setzt sich der Sportkonzern Adidas gegen massive Vorwürfe aus der Politik und Boykottaufrufe in den sozialen Medien zur Wehr. Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted sagte, die meisten der knapp 30 eigenen Geschäfte in Deutschland würden von großen Immobilienvermarktern und Versicherungsfonds angemietet. Diese hätten „überwiegend Verständnis gezeigt“. Private Vermieter wiederum seien von den Mietstundungen ausgenommen: „Sie werden ihre April-Miete wie gewohnt erhalten“, sagte Rorsted.

Adidas war wie auch H&M und die Schuhkette Deichmann am Wochenende in die Kritik geraten, nachdem bekannt worden war, dass die Unternehmen ihre Mietschulden für derzeit wegen der Coronakrise geschlossenen Geschäfte stunden wollen. So warf Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) den Unternehmen vor: „Wenn jetzt finanzstarke Unternehmen einfach ihre Mieten nicht mehr zahlen, ist dies unanständig und nicht akzeptabel“, sagte sie am Samstag. Die Corona-Hilfsgesetze böten dafür keine Grundlage. Dies sei eine „inakzeptable Botschaft“. Ähnlich argumentierte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD): „Ich halte das Verhalten von Adidas für unverantwortlich und habe dafür kein Verständnis“, sagte er dem „Handelsblatt“. Auch der Deutsche Mieterbund und der Eigentümerverband Haus & Grund kritisierten das Vorgehen scharf. Bekannte Handelsunternehmen hatten die Mietzahlungen für ihre Filialen in Deutschland eingestellt, nachdem diese wegen der Coronavirus-Ausbreitung schließen mussten.

Rorsted sagte in einem Zeitungsinterview, die Lage sei ernst. „Aktuell können wir nur in drei Ländern der Welt normal unserem Geschäft nachgehen und ansonsten online verkaufen.“ Durch die weitgehende Stilllegung des öffentlichen Lebens und Ladenschließungen sei auf einen Schlag „fast unser gesamter Vertrieb“ eingestellt. Adidas werde in dieser Woche Kurzarbeit für Produktion, Lager und Mitarbeiter der selbst betriebenen Läden anmelden.

Die Beschränkungen wegen der Coronakrise treffen Restaurantketten besonders schwer. Vapiano spricht von Zahlungsunfähigkeit, Maredo meldet Insolvenz an. Andere Anbieter haben Wege gefunden, die Krise zu bekämpfen.
von Katja Joho, Henryk Hielscher

Unterstützung für Adidas, Deichmann und andere Unternehmen kommt unter anderem von dem Unternehmensberater Bruno Fergen. Der frühere Kaufland-Manager hat sich in einem Brief an Justizministerin Lambrecht gewandt. Darin weist er darauf hin, dass die Unternehmen sich an geltendes Recht hielten. Ihnen als Justizministerin vorzuwerfen, sie handelten unsolidarisch, sei in seinen Augen „höchst bedenklich“. Ihre Äußerungen gegenüber Unternehmen wie Adidas oder Deichmann seien „in höchstem Maße erschreckend und falsch“. Demnach entfalle in allen Fällen, in denen der Mieter auf Grund behördlicher Verordnung seinen Geschäftsbetrieb schließen muss und die Mietfläche vom Mieter nicht mehr zum vertraglich vereinbarten Zweck genutzt werden könne, dessen Leistungsverpflichtung gegenüber dem Vermieter. „Dass diesen daran kein Verschulden trifft, ist unerheblich“, so Fergen.

Gerade die Mietflächen, die für professionelle Mieter wie Adidas oder Deichmann von Interesse sind, würden fast ausschließlich von „großen und höchst solventen Immobilienkonzernen oder Centerbetreibern wie der ECE“ vermietet. Diese stünden in ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit den genannten Betreibern keinesfalls nach, so der Berater in seinem Schreiben an die Ministerin: „Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass die Vermieter von Adidas oder H&M Flächen arme Rentner sind, die ihre Rente mit ihren Mieteinnahmen aufbessern müssen?“

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