Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke Tour de Insolvenz

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Gute Ausgangsposition für eine Rettung

Tatsächlich investierte Mifa in großem Stil. So wurde vor den Toren von Sangerhausen für rund 17 Millionen Euro ein neues Werk errichtet. Die Produktion startete erst vor wenigen Tagen. Doch schon zu diesem Zeitpunkt kursierten Hinweise, der Fahrradbauer stecke erneut in finanziellen Schwierigkeiten. „In den letzten Monaten“ hätten die Umsätze zunehmend hinter den Planungen zurück gelegen, sagte Voigt-Salus dazu. „Angesichts der enormen Investitionen, die bereits getätigt wurden, und den hohen Umzugskosten hier ins neue Werk, reichte deshalb die vorhandene Liquidität für einen geordneten Geschäftsbetrieb nicht mehr aus.“

Zudem soll das Verhältnis zwischen Firmenchef von Nathusius und den Banken angespannt gewesen sein. So waren offenbar bereits im Herbst Kredite fällig, die Mifa nicht bedienen konnte. Die Banken forderten daraufhin ein Sanierungsgutachten, das eine Fortführungsperspektive aufzeigen sollte. Bis Ende 2016 lag dieses aber nicht vor. „Das nun beginnende Eigenverwaltungsverfahren“ sei „für Mifa der logische und richtige Schritt, um die Handlungsfähigkeit zurück zu gewinnen“, erklärte Voigt-Salus.

Neben dem Berliner Sanierer ist erneut Insolvenzspezialist Flöther mit dem Fall Mifa befasst. Er soll als gerichtlich bestellter vorläufiger Sachwalter dafür sorgen, dass die Interessen der Gläubiger auch im zweiten Verfahren gewahrt werden. Flöther gilt als bestens vernetzt in Branchen- und Investorenkreisen, Flöther & Wissing gehört zu den führenden Insolvenzkanzleien des Landes. Zuletzt konnte er etwa beim Leipziger Internet-Unternehmen Unister einen Investor für das Kerngeschäft präsentieren.

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Auch bei Mifa ist die Ausgangsposition für eine Rettung nicht schlecht. Das neue Werk ist gebaut, Aufträge über rund 42 Millionen Euro sollen in den Büchern stehen. Noch wichtiger: Auch die Familie von Nathusius ist bereit, nochmals Geld in die Hand zu nehmen, um zu retten, was zu retten ist und ihr bereits investiertes Kapital – die Rede ist von einem zweistelligen Millionenbetrag- nicht komplett abschreiben zu müssen. Sie „hat bereits zugesagt, die Sanierung von Mifa im Eigenverwaltungsverfahren durch frisches Kapital in Millionenhöhe zu unterstützen“, so Voigt-Salus. Dies sei „eine gute Nachricht“. Denn „wenn die Gesellschafter bereit sind, einen Sanierungsbeitrag zu leisten, sind in aller Regel auch die Gläubiger um so mehr zur Kooperation bereit.“ Gut möglich, dass die Insolvenz in Eigenverwaltung dem Clan damit die Chance eröffnet, die Geschicke des Fahrradherstellers weiter zu bestimmen – nur ohne den Patriarchen Heinrich von Nathusius an der Spitze.

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