Milliarden-Deal im Handel Rewe übernimmt Lekkerland

Noch müssen die Kartellwächter der Übernahme zustimmen. Quelle: dpa

Rewe-Chef Lionel Souque drängt mit dem Kauf des Großhändlers Lekkerland ins Belieferungsgeschäft für Kioske, Tankstellen und Schnellrestaurants. Doch noch ist die Übernahme nicht in trockenen Tüchern.

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Mit offenem Hemdkragen fläzte Rewe-Chef Alain Caparros auf einer Couch in der Kölner Zentrale des Supermarktkonzerns und plauderte mit französischem Akzent über Sinn und Unsinn veganer Ernährung, über die Performance des 1. FC Köln – und über einen Deal, der ihn in Rage brachte: den Kauf der Kaisers-Tengelmann-Läden durch den Rivalen Edeka. „Das ist die letzte große Übernahme, die im deutschen Lebensmittelmarkt stattfinden kann“, wetterte Caparros im Interview mit der WirtschaftsWoche.

Fast auf den Tag genau vier Jahre sind seither vergangen. Bei Rewe hat Caparros-Nachfolger Lionel Souque das Kommando übernommen – und schickt sich nun an, zu zeigen, dass der Tengelmann-Verkauf wohl doch nicht der letzte große Deal war. Rewe will den angeschlagenen Fachgroßhändler Lekkerland komplett übernehmen, teilte der Kölner Konzern am Dienstag mit. Lekkerland, spezialisiert auf die Belieferung von Tankstellen, Kiosken, Bäckereien und Schnellrestaurants, ist einer der großen Player im Geschäft mit Fertig-Snacks.

Genau darauf hat es Rewe nun abgesehen. „Die Unterwegsversorgung zählt zu den Bereichen mit den größten Wachstumsperspektiven im Lebensmittelhandel“, heißt es zur Begründung. Nicht nur junge Menschen würden Mahlzeiten und Snacks immer öfter unterwegs kaufen und verzehren, sagte Rewe-Chef Souque. Auch die Logistik Lekkerlands soll für Rewe ein wichtiger Baustein werden. Ein Stellenabbau sei nicht geplant, sagte ein Rewe-Sprecher. Auch die Frechener Lekkerland-Zentrale solle erhalten bleiben.

Lekkerland hatte im vergangenen Jahr mit rund 4900 Mitarbeitern einen Umsatz von 12,4 Milliarden Euro und ist in sieben europäischen Ländern aktiv. Allein auf Deutschland dürften dabei rund 8,8 Milliarden Euro Umsatz entfallen. Das Lekkerland-Geschäft leidet nach Ansicht von Branchenkennern aber unter einem erheblichem Investitionsstau.

Rewe ist ungleich größer. Die Kölner hatten 2018 mit über 360.000 Mitarbeitern in 22 europäischen Ländern einen Umsatz von über 61 Milliarden Euro eingefahren. Zu Rewe gehören neben Supermärkten auch Baumärkte und Reiseveranstalter. Zudem bietet Rewe bereits in Rewe-to-go-Läden Snacks und Fertiggerichte an, etwa in Kooperation mit der Tankstellenkette Aral.

Die europäischen Wettbewerbshüter müssen der Lekkerland-Übernahme noch zustimmen. Ob das ohne Auflagen geschieht, ist offen. Zwar stärkt die Übernahme nicht unmittelbar Rewes Position im klassischen Lebensmittelmarkt, den die Kartellwächter seit geraumer Zeit im Blick haben. Allerdings steigt Rewes Nachfragemacht gegenüber Lieferanten. Denn auf Herstellerseite dürfte es erhebliche Überschneidungen zwischen Lekkerland- und Rewe-Lieferanten geben.

Die Lage der Markenhersteller hatte das Bundeskartellamt bereits vor vier Jahren im Tengelmann-Fall thematisiert – und die Komplettübernahme durch Edeka damals abgelehnt. Erst im Zuge einer Ministererlaubnis und nach langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen konnte Edeka den Großteil der Märkte übernehmen, musste zahlreiche Standorte aber an den Konkurrenten Rewe abtreten. Die Lekkerland-Übernahme dürften sich die Juristen von Edeka-Chef Markus Mosa nun wohl sehr genau ansehen.

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