Bekanntheit allein reicht allerdings kaum aus, um auch einen erfolgreichen Onlineshop zu führen: Die Teilnahme an der Ebay-Kampagne ist für die Händler mit Arbeit und Kosten verbunden. Manche müssen noch vor dem Verkaufsstart im eigenen Onlineshop ein Warenwirtschaftssystem einführen, um den Ladenbestand auch online abtragen zu können. Auch das Einstellen der einzelnen Artikel ist zeitaufwendig. An diesen Herausforderungen scheitern viele interessierte Händler.
Werner Zerhusen beklagt die Arbeit, die man in einen Online-Shop stecken muss. Er ist Inhaber des Sporthauses Hadeler im niedersächsischen Diepholz, nach Mönchengladbach die derzeit zweite Stadt mit einem eigenen Ebay-Auftritt: „Für ein gelungenes Foto und eine aussagekräftige Artikelbeschreibung benötigen wir pro Artikel bis zu zwanzig Minuten – die Zeit dafür hat man im normalen Betrieb oftmals nicht.“ Obwohl Zerhusen mit dem eigenem Ebay-Shop den Umsatz seines Sporthauses steigern konnte, ist er von der Zusammenarbeit mit Ebay „nicht komplett begeistert“.
Damit ist er nicht allein. 47 Händler aus Mönchengladbach nehmen aktuell an dem Projekt Ebay-City teil. Zum Start vor knapp drei Jahren waren es noch 79. „Nach der Pilotphase, die bis Ende Juni 2016 lief, wurde der Ebay-Shop kostenpflichtig, sodass die weniger aktiven Händler ausgeschieden sind“, sagt Ulrich Schückhaus, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Mönchengladbach.
Wenn Werner Zerhusen Fragen zu dem Online-Marktplatz hat, die über den Zuständigkeitsbereich der örtlichen Wirtschaftsförderung hinausgehen, muss er meist lange auf Antworten warten: „Um unsere Fragen stellen zu können, müssen wir die normale Kundenhotline von Ebay nutzen und hängen dort oftmals eine halbe Stunde in der Warteschleife.“
Die Kooperation mit Ebay als Startvorteil
Auch wenn offenbar noch nicht alles rund läuft, haben die Ebay-Cities für Ernst Stahl durch die Kooperation mit dem Internet-Giganten einen deutlichen Startvorteil: „Mit einem großen Player wie Ebay im Rücken entfällt für die teilnehmenden Händler ein Großteil des Marketings: Sie werden dank Ebay in den Suchmaschinen schneller gefunden, erreichen eine riesige Zielgruppe und erhalten von Ebay einen ansprechenden Online-Auftritt.“ Das unbekanntere Atalanda dürfte es deutlich schwerer haben, Kunden anzuziehen. Denn ohne Marketing kann „auch der ansprechendste und günstigste Onlineshop keine Umsätze machen, wenn er im Internet nicht gefunden wird“, sagt Stahl.
Erfolgsfaktoren für Web-Shops
Sie müssen nahtlos miteinander integriert sein. Das heißt, wenn der Besucher im Shop eine Bestellung auslöst, muss dieser Prozess in den nachgelagerten Warenwirtschafts-, Kundenwirtschafts- und Produktmanagementsystemen sauber abgebildet werden.
"In Zukunft wird es immer wichtiger sein, mehrere Kanäle gleichzeitig zu bedienen und diese gut miteinander zu vernetzen", so Reupert. Beispielsweise können integrierte Prozesse in den Webshops von Einzelhändlern eine Funktion bieten, über die der Besucher herausfindet, ob ein Artikel in einer bestimmten Filiale vorrätig ist. "Denn nach wie vor informieren sich viele Kunden im Internet und kaufen dann doch im stationären Handel."
Der Trend zum Smartphone hält an und darum ist es für Shop-Betreiber elementar, den Shop-Content auch mobil zur Verfügung zu stellen, um Kunden nicht an technisch fortschrittlichere Konkurrenten zu verlieren.
Studien haben gezeigt, dass rund ein Drittel der Kaufabbrüche in einem Web-Shop auf der Produktdetailseite erfolgen. Daher ist die Qualität von Produktbeschreibungen und Produktbildern elementar wichtig. Um sich von der Konkurrenz abzuheben, rät Reupert: Besser als die Mitbewerber über Produkte informieren, bessere Usability und effektive Suchmaschinenoptimierung.
Quelle: Achim Reupert, Experte des Dienstleisters Nionex, auf Mittelstandsmanager.de
Trotz dieses Startvorteils mit einem Partner wie Ebay kommen lokale Online-Marktplätze nicht genug in Fahrt, um sich gegen die großen Online-Händler durchsetzen zu können und so die Rettung für die bedrohten Läden in der Fußgängerzone zu sein. Warum? Für Stahl liegt das an der Initiative der Kunden: „Zwar haben uns viele Befragte beteuert, dass sie bei lokalen Online-Marktplätzen einkaufen würden, um die Händler vor Ort zu unterstützen.“ Allerdings gehe dieser Lokalpatriotismus noch nicht weit genug. „Denn zwischen dem Willen, lokale Initiativen nutzen zu wollen und dem wirklichen Kauf von Produkten bei lokalen Online-Marktplätzen liegt viel: Der gute Wille nützt dem bedrohten Händler aus der Innenstadt nämlich überhaupt nicht.“
Einige Kunden, mit mehr als diesem guten Willen, haben Werner Zerhusen und seinem Sporthaus in Diepholz immerhin 20.000 Euro Umsatz eingebracht. Bei all der Arbeit, die Zerhusen in den Onlineshop steckt, sei das „zwar nicht die Welt, aber definitiv besser als nichts.“