Mode Tom Tailor schafft die Wende

Der börsennotierte Modekonzern schreibt im ersten Halbjahr 2017 einen kleinen Gewinn. Der radikale Sparkurs der Hamburger zahlt sich offenbar aus. Inzwischen denkt Chef Heiko Schäfer sogar wieder über neue Ausgaben nach.

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Der Modekonzern ist auf dem Weg der Besserung. Quelle: dpa

Hamburg Der kriselnde Hamburger Modekonzern Tom Tailor hat im ersten Halbjahr 2017 die Wende knapp geschafft. Unter dem Strich steht ein Mini-Plus von rund 100.000 Euro – nach fast elf Millionen Euro Verlust im Vorjahr. Der Konzern sieht sich bei seinem Umbauprogramm damit auf einem guten Weg.

Tom Tailor war in den vergangenen zwei Jahren in die Krise geraten. Wesentlich hatte die Übernahme der Modemarke Bonita im Jahr 2012 dazu beigetragen. Das Label für ein älteres Publikum erfüllte die Erwartungen nicht. Vorstandschef Dieter Holzer, der Tom Tailor 2010 an die Börse geführt hatte, musste gehen. Nachfolger Heiko Schäfer verordnete dem Konzern einen Neustart, der unter anderem Einsparungen in Höhe von 30 bis 40 Millionen Euro innerhalb von zwei Jahren vorsieht.

„Das, was wir versprochen haben, haben wir auch geliefert“, sagte Finanzchef Thomas Dressendörfer dem Handelsblatt zur Zahlenvorlage. Die Einsparungen zeigen sich unter anderem im freien Cash-Flow: Im Vorjahreszeitraum waren noch sechs Millionen Euro aus der Kasse geflossen, jetzt kamen gut 22 Millionen Euro hinzu. Entsprechend konnte Tom Tailor die Verschuldung reduzieren und die Eigenkapitalquote von schwachen 23,4 Prozent auf nunmehr 31,7 Prozent reduzieren.

Dazu trägt bei, dass der Konzern inzwischen für 332 schwache Filialen Schließungsvereinbarungen mit den Vermietern hat – davon sind 250 bereits geschlossen. Damit liegt der Konzern über dem Ziel von 300 Filialen. Zudem sind die aufgelaufenen überschüssigen Lagerbestände reduziert – so läuft der letzte Ausverkauf der eingestellten Bonita-Herren-Kollektion.

„Wir erreichen viele Ziele durch handwerkliche Maßnahmen auf hohem Niveau – nicht durch Riesen-Projekte“, sagte Dressendörfer. Manchmal reiche es etwa, Lohnabrechnungen nur einmal statt zweimal auszudrucken, um Geld zu sparen. Der Finanzchef fühlt sich so sicher, dass er im zweiten Halbjahr bereits über neue Ausgaben nachdenkt. So müsse Tom Tailor die Umstellungen bei Bonita mit Marketing begleiten. Zuletzt waren die Kundinnen durch Sonderangebote gelockt worden, die Dressendörfer zugunsten der Marge zurückgefahren hat. „Bonita wurde mit den Discounts verramscht. Deshalb kamen zu viele Schnäppchenjäger“, kritisierte der Manager. Zudem will er in den Ausbau des E-Commerce investieren.

Denn vor allem bei Bonita muss der Umsatz wieder nach oben getrieben werden. Im ersten Halbjahr 2017 sank der Umsatz der Marke – auch wegen der Ladenschließungen – um 8,9 Prozent, im zweiten Quartal allein sogar um 14,7 Prozent. Das Label Tom Tailor hingegen legte beim Umsatz sogar zu – vor allem bei unabhängigen Einzelhändlern, bei denen Tom Tailor Marktanteile gewinnen konnte. Zudem wuchs die Marke in Russland, Benelux und Südosteuropa.

Über den Berg ist der Konzern noch nicht. Das Umstrukturierungsprogramm läuft noch bis ins Jahr 2018. Bis dahin soll sich der Konzern noch aus Frankreich und den USA zurückziehen. Das Geschäft in China und Südafrika ist bereits eingestellt worden. Die Börse honorierte diesen Sparkurs im laufenden Jahr schon. Allerdings kostet die Krise Arbeitsplätze: 6274 Mitarbeiter zählt Tom Tailor noch. Vor einem Jahr waren es über 500 mehr.

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