Jose Manuel Martínez hatte bisher wenig Erfreuliches zu verkünden. Der Esprit-Chef musste das Modeunternehmen aus Ratingen bei Düsseldorf jahrelang sanieren und aus den roten Zahlen herausführen. Doch jetzt kann er wieder expandieren. In Indien will er zusammen mit dem Partner Myntra noch mehr Jacken, Hosen und T-Shirts von Esprit in dessen Onlineshop verkaufen. Außerdem wollen die beiden Partner in den nächsten fünf Jahren etwa 15 Esprit-Läden in Indien eröffnen.
"Die Partnerschaft mit Myntra ist ein entscheidender Schritt in der geplanten Expansion unseres Geschäfts in Länder mit großem Wachstumspotenzial", sagte Martínez. Über Indiens größte Mode- und Lifestyle-Plattform Myntra verkauft Esprit bereits seit vergangenem Jahr seine Mode. Jetzt hat Esprit exklusive Vertriebs- und Managementrechte in Indien an Myntra vergeben, um das Geschäft auszubauen.
Für das Modeunternehmen aus Ratingen, das an der Börse von Hongkong gelistet ist, ist es ein neuer Versuch, in Indien Fuß zu fassen. Vor fünf Jahren hatte sich Esprit zu Beginn seiner großen Unternehmenskrise aus dem Land zurückgezogen.
Jetzt sieht sich der Modekonzern wieder in der Lage, in Indien, allerdings zusammen mit dem Partner Myntra, zu investieren. Martínez hatte den Chefposten bei Esprit vor fünf Jahren in dessen großer Krise übernommen. In den folgenden Jahren senkte er die Kosten massiv, halbierte die Zahl der Kollektionen auf sechs, verkürzte die Entwicklungszeiten vom Entwurf bis zum fertigen Kleidungsstück und dünnte das Filialnetz aus.
Wichtige Begriffe im Textilhandel
Die klassische Form des Outlets wird vom Hersteller selbst betrieben. Hier wird Ware verkauft, die aus der letzten Saison stammt oder Fehler aufweist. Häufig liegen Factory Outlets am Stadtrand oder auf dem Land mit einem guten Anschluss an die Infrastruktur.
Im Gegensatz zum Factory Outlet wird die Ware hier von einem Händler vertrieben. Häufig verkauft der dabei nur ein bestimmtes Kontingent eines Produkts ohne die Möglichkeit zu haben, die Ware nachzubestellen. Auch hier handelt es sich häufig um Ware aus der vergangenen Saison.
Mit dem Begriff "Vertikale" werden Unternehmen bezeichnet, die sowohl Hersteller als auch Händler sind. Also zum Beispiel Zara oder H&M. Auch einige klassische Hersteller versuchen sich als "Vertikale", indem sie eigene Läden eröffnen.
Eine Möglichkeit um große Verkaufsflächen insbesondere in Warenhäusern zu strukturieren. Einzelne Produktbereiche werden dabei auch optisch voneinander getrennt, um das Angebot übersichtlicher zu gestalten.
Erst langsam werden die Erfolge der jahrelangen Aufräumarbeiten sichtbar. Im Geschäftsjahr 2016/17 (30. Juni) steigerte er den bescheidenen Gewinn des Vorjahres von 21 auf 67 Millionen Honkong-Dollar, umgerechnet 7,3 Millionen Euro. Das ist bei einem Umsatz von umgerechnet 1,7 Milliarden Euro nicht viel. Doch die langen Jahre der Sanierung lässt das Management um den ehemaligen Manager der spanischen Erfolgskette Inditex bescheiden werden.
Esprit kämpft darum, sich in der Mitte des Modemarktes durchzusetzen, wo spanische Riesen wie Mango oder Zara seit Jahren immer mehr Marktanteile gewinnen. Denn sie sind schneller und kosteneffizienter als ihre deutschen Konkurrenten. Die Mitte des Marktes wird außerdem von zwei Seiten angegriffen, von H&M und Primark von unten sowie Premiummarken wie Marc O'Polo von oben. Da ist es schwer für Unternehmen wie Esprit, sich mit einem eigenen Profil durchzusetzen.
Und klar ist es auch, dass Martínez die Kosten weiter senken und Filialen schließen muss. Nur so kann er das Unternehmen dauerhaft in die Gewinnzone bringen.