Modebranche Gucci will Mode-Industrie entschleunigen: „Zwei Termine pro Jahr sind mehr als genug“

Die Modebranche sucht nach neuen Rhythmen für die Präsentation ihrer Kollektionen. Auch Gucci-Kreativdirektor Alessandro Michele will seinen Kalender umstellen.

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Michele erwägt je einen Termin im Frühling und im Herbst, um gemeinsame Kollektionen für Damen und Herren zu präsentieren. Quelle: AP

Gucci will den Vier-Mal-pro-Jahr-Kalender der Modeindustrie über Bord werfen. Kreativdirektor Alessandro Michele schwebt je ein Termin im Frühling und im Herbst für die Präsentation gemeinsamer Kollektionen für Damen und Herren vor.

„Zwei Termine pro Jahr sind mehr als genug, um Zeit für die Bildung eines kreativen Gedankens zu geben, und diesem System mehr Zeit zu geben“, sagte er am Montag während einer Videokonferenz.

Damit führte Michele eine Idee aus, die er am Wochenende auf Instagram angerissen hatte. Der Luxusmode-Konkurrent Saint Laurent hatte sich im April bereits ähnlich geäußert.

Die Corona-Pandemie hat es der Branche ermöglicht, inne zu halten und das Tempo der Mode zu überdenken. Bislang gehen den großen Modeschauen für Damen und Herren Vorsaison-Kollektionen voraus.

Michele sagte, er hoffe, dass innerhalb des Mode-Systems in Zusammenarbeit mit anderen Designern eine Entscheidung für einen neuen Kalender und neue Rhythmen getroffen werde. Wann die von ihm angestrebten Änderungen kommen könnten, blieb offen. September sei zu früh, sagte er.

Tempo von Fast Fashion „unmoralisch“

Saint Laurent hat angekündigt, an keinem der bislang für dieses Jahr geplanten Events teilzunehmen. Die französische Marke hat sich nicht klar zu ihren Absichten geäußert, aber angekündigt: „Im Bewusstsein der gegenwärtigen Umstände und seiner Wellen radikalen Wandels hat Saint Laurent entschieden, die Steuerung seiner Geschwindigkeit zu übernehmen und seinen Terminplan umzuformen.“

Ähnlich äußerte sich auch Modedesigner Giorgio Armani. Er schrieb dem Branchenmedium „Women's Wear Daily“ im April in einem Brief, er halte es für „unmoralisch“, wenn die Luxusmode das Tempo von Fast Fashion übernimmt und „vergisst, dass Luxus Zeit braucht, um erreicht und wertgeschätzt zu werden“.

Er schrieb: „Es macht keinen Sinn, dass eines meiner Jackets oder einer meiner Anzüge in einem Geschäft drei Wochen leben, bevor sie obsolet werden, ersetzt von neuen Waren, die nicht allzu verschieden sind.“

Auch die Verbände British Fashion Council und Council of Fashion Designers of America haben Marken ermuntert, langsamer zu werden.

Mehr: Corona bringt viele Modefirmen in Existenznot.

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