
Knallige Farben sind ein Markenzeichen von Desigual: Wer das Hauptquartier in Barcelona besucht, setzt am besten eine Sonnenbrille auf, in derart lautem Lila, Rosa, Gelb und Rot sind die Wände gestrichen. Bis vor wenigen Jahren nur Insidern bekannt, peilt das 3000 Mitarbeiter zählende Unternehmen 2011 mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz an. Damit zählt Desigual, das zu 70 Prozent dem Schweizer Gründer Thomas Meyer und zu 30 Prozent Unternehmenschef Manel Adell gehört, noch nicht zu den Großen der Branche wie H&M, Zara oder Esprit.
Rasantes Umsatzwachstum
Doch das Tempo, in dem die Katalanen wachsen, ist erstaunlich: 2007 erwirtschaftete Desigual erst 86 Millionen Euro. Die Schlüssel zum Erfolg sind die konsequente Internationalisierung – 70 Prozent des Umsatzes kommt aus dem Ausland, vor vier Jahren waren es erst 30 Prozent – und das hohe Tempo. Was Entwurfsgeschwindigkeit, Produktion und Logistik angeht, orientiert sich Desigual an Branchenführer Zara. Lagerhaltung gibt es kaum, neue Artikel kommen binnen drei Wochen in die Läden.
18 deutsche Läden
Das Rezept scheint auch in Deutschland zu funktionieren, Europas größtem Modemarkt: In 18 eigenen Läden etwa in Berlin und Düsseldorf und 1200 Verkaufsstellen erzielt Desigual zehn Prozent des Umsatzes. „Ziel ist, dass jeder Haushalt weltweit wenigstens ein Stück aus der Kollektion im Schrank hat“, sagt Maria José Molina, Direktorin für Unternehmensentwicklung an der Mode- Businessschule ISEM in Madrid. Desigual heißt übersetzt „ungleich“. Darin sieht Cristina Sánchez-Blanco, Mode-Dozentin an der Universität in Navarra, den Hauptunterschied zu Marken, die keinen eigenen Stil vermittelten: „Zara teilt den Markt in Altersgruppen ein, die alle mehr oder weniger die gleiche Kleidung tragen. Desigual steht für Freiheit und Toleranz.“