Modeketten Wer Hennes und Mauritz gefährlich werden könnte
Hennes und Mauritz haben ihre Bilanz vorgelegt. Konzernchef Karl-Johan Persson will in diesem Jahr 275 neue Geschäfte eröffnen. Ob, das reicht, um der Konkurrenz davon zulaufen? Ein Blick auf die Verfolger.

H&M
Modisch und günstig heißt seit Jahren das Erfolgsrezept von Hennes & Mauritz. Schon Donatella Versace und Madonna haben für die Schweden günstige Kollektionen entworfen. Der größte Absatzmarkt ist Deutschland. Mit 377 Filialen machte H&M hierzulande 2010 rund 2,7 Milliarden Euro Umsatz.
2011 lief allerdings insgesamt weniger gut. 15,3 Prozent weniger Gewinn weltweit als 2010 - das tut weh. Schuld daran sind die gestiegen Bauwollpreise, die eine "Kosteninflation" in der gesamten Modeindustrie verursacht hätten. Der Umsatz ging um nur ein Prozent zurück. Für Konzernchef Karl-Johan Persson noch kein Grund zur Beunruhigung. Er will weiter expandieren und im Laufe des Jahres rund um den Globus 275 neue H&M-Häuser eröffnen. Ob das genügt, um die Konkurrenz abzuhängen? Die Schweden gehören zwar zu den Riesen in der Branche, doch einige amerikanische und französische Ketten holen bedenklich auf.
Bild: dapd

Zara
Mit ihrem Konzept "schnell auf aktuelle Modetrends reagieren und schnellstmöglich anbieten" macht die spanische Kette Zara dem Platzhirschen H&M ordentlich Druck. Die Handelskette aus Galicien wurde 1963 gegründet und setzt europaweit auf modische Trendoutfits für Frauen, Männer und Kinder. Dafür beschäftigt Zara europaweit Trend-Scouts, verzichtet jedoch vollständig auf Werbung. Das einzige Werbemittel: die Schaufenster der Läden.
Shirts, Hosen und Jacken, die bei Zara an der Kleiderstange zu finden sind, gehören zu Modelinien wie Zara-Home, Pull&Bear, Kiddy´s Class, Massimo Dutti, Stradivarius, Bershka, Oysho und Often. Zara ist Teil der spanischen Inditex-Gruppe, die erste deutsche Filiale wurde 1999 in Köln eröffnet. Mittlerweile unterhalten die Spanier 65 Ladenlokale in 45 deutschen Städten. Tendenz steigend.
Bild: REUTERS

C&A
2011 feierte C&A sein 100-jähriges Jubiläum mit großer Werbung und einer Rabattschlacht nach der anderen. Keine Modekette aus dem unteren Preissegment verkauft derzeit so viel. In der Bundesrepublik macht C&A mit über drei Milliarden Euro mehr Umsatz als H&M und wächst überdurchschnittlich stark. Damit ist das Modeunternehmen der wichtigste Ausstatter Deutschlands. C&A bietet ein günstiges Preissegment wie Primark und Takko, aber auch mittelpreisige Kleidung wie H&M. Somit ist C&A zwar als Marktführer ein großer Konkurrent, H&M spricht jedoch eine insgesamt jüngere und modebewusstere Kundschaft an.
Bild: dpa/dpaweb

Gina Tricot
Die schwedische Modekette bezeichnet sich selbst als "das am schnellsten wachsende Modeunternehmen für Damen in Nordeuropa". 2010 kam Gina Tricot mit zwei Flagshipstores nach Köln und Düsseldorf. 2011 folgten zehn weitere in Hannover, Berlin und Frankfurt. Nach eigenen Angaben machte das Familienunternehmen einen Umsatz von 260 Millionen Euro im Jahr 2011. Darin sind die Umsätze aller 170 Filialen in Schweden, Norwegen, Finnland, Dänemark, neuerdings Deutschland, sowie der Onlineverkauf eingerechnet.
Die Kollektionen ähneln denen von H&M. Auch die Zielgruppe ist vergleichbar. Die Marke ist besonders bei jungen Mädchen und Frauen beliebt. Die Sortimente wechseln häufig und werden zu günstigen Preisen angeboten. Wächst Gina Tricot wie erhofft weiter, könnte die Marke zur dem deutschen Markt eine große Gefahr für H&M werden. In Schweden liegen die Konkurrenten in der Filialenstärke jetzt schon gleich auf.
Bild: Gina Tricot

Primark
Eine große Auswahl an modischer Kleidung zum absoluten Discounterpreis - das ist Priamark. Eine Frau muss sich bei Primark für unter 50 Euro komplett einkleiden können, so das Konzept. Das teuerste Kleidungsstück (in dieser Rechnung nicht enthalten), ist derzeit ein Damenmantel für 36 Euro, denn bei Primark kosten Jeans elf Euro und Pullover gibt es für 13. Die erste Filiale der irischen Textilhandelskette wurde 1969 in Dublin eröffnet.
Nachdem Primark zunächst den britischen Markt eroberte – unter anderem kaufte die Tochtergesellschaft der britischen Lebensmittelkette Associated British Foods 2000 elf Filialen von C&A auf, zog es Primark vor zwei Jahren aufs europäische Festland. Die ersten beiden deutschen Filialen entstanden 2009 in Frankfurt und Bremen und starteten mit großem Erfolg durch. Mittlerweile gibt es europaweit 232 Filialen. Sieben davon in Deutschland. Spottbillige Preise wie bei Takko und Kik locken Kunden zu Primark.
Das gefährliche für Konkurrent H&M: Primark ist nicht nur billig sondern geht nach den Mode-Trends. So wurde eine Damenjacke etwa in der Frauenzeitschrift „Brigitte“ empfohlen. Baut das Unternehmen weiter aus und kann sein Billig-Versprechen und die „Trendqualität“ halten, könnte Primark zu Konkurrent Nummer eins werden.
Bild: AP
Bestseller: Vero Moda und Jack & Jones
Zwei Marken, die es mittlerweile in den gleichnamigen Geschäften zu kaufen gibt. Sehr moderne Kollektionen und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis machen das Label zu einer der größten Modemarken weltweit. „Junge und jung gebliebene, selbstbewusste Frauen“ sind die zentrale Zielgruppe des dänischen Textilunternehmens.
Der Konterpart aus dem Haus Bestseller für das andere Geschlecht: Jack & Jones. Die hauseigenen Kreationen beider Marken orientieren sich an den Modetrends und Vero Moda wird weltweit in über 800 Läden und in Online-Shops angeboten.
Ein besonderes Marketing-Produkte bei Vero Moda sind das eigene „Vero Moda-Magazin“ und ein Online-Club für Kundinnen. Der Mutterkonzern Bestseller nennt acht weitere Marken sein Eigen - dazu zählen unter anderem Only, Vila und selected homme oder selected femme. Die Label haben ein paar eigene Shops in Deutschland und werden in einigen Kaufhäusern angeboten. Noch muss sich H&M vor Vero Moda und Jack &Jones nicht fürchten.
Bild: PR
New Yorker
1971 eröffnete das Braunschweiger Unternehmen seine erste Filiale in Flensburg - damals noch als reiner Jeansshop. Seitdem ist New Yorker auf 913 Filialen in 32 Ländern gewachsen und zählt zu den größten europaweit tätigen Modeunternehmen. Zielgruppe sind Teenager und Zwanzigjährige. Das Sortiment bestehend aus verschiedenen Eigenmarken wie Fishbone, SMOG, Amisu oder Censored konzentriert sich auf Young-Fashion, Street- und Sportswear sowie Jeans.
Mit gezielten Werbekampagnen unter anderem im Fernsehen, Kino und Internet sowie vor allem bei Musikveranstaltungen versetzten New Yorker in eine Sonderposition gegenüber H&M und anderen Wettbewerbern. Die Marke „New Yorker“ präsentierte sich etwa auf Veranstaltungen wie „Popstars“, der „Loveparade“ oder der „Popkomm“ und schaffte damit einen sehr direkten Zugang zur eigenen Zielgruppe.
New Yorker baut weiter aus und dürfte vor allem bei jüngeren Jugendlichen in der Beliebtheit vor H&M liegen. Die Kaufkraft der etwas Älteren darf aber nicht unterschätzt werden: Die Kundschaft wächst aus New Yorker heraus und in die H&M Zielgruppe herein. Auch in Sachen Stil ist New Yorker zwar relativ aktuell, aber weniger modisch als die Schweden, greift später die Trends auf, und ist damit nur eingeschränkt ein wirklich gefährlicher Konkurrent.
Bild: New Yorker
Massimo Dutti
Das Modeunternehmen aus Barcelona gehört wie Zara zur spanischen Inditex-Gruppe. Seit 1985 setzt es auf qualitativ hochwertige Kleidung für Stilbewusste zwischen 25 und 50 Jahren. Zu Beginn gab es nur Männermode, mit den Jahren baute Massimo Dutti sein Sortiment auf Kleidung für Damen und Kinder zwischen vier und 14 Jahren aus. Dabei will das Unternehmen auf neue Modetrends setzen. Eine Besonderheit der Modekette: Männer können Maßanfertigungen von Anzügen und Hemden in Auftrag geben.
Weltweit hat Massimo Dutti über 500 Geschäfte in 35 Ländern. In Deutschland ist das spanische Unternehmen allerdings noch kaum vertreten. Derzeit gibt es neun Filialen. Noch ist Massimo Dutti keine ernstzunehmende Konkurrenz für H&M, könnte aber durchaus einige stilbewusste Kunden abgreifen.
Bild: Massimo Dutti
Orsay
Klein, eng und dunkel waren die Orsay-Läden in den Neunziger Jahren. Das hat sich geändert. Die Zielgruppe ist geblieben: junge Frauen zwischen 14 und 30 Jahren. „Thank God I’m a woman“ ist schließlich die Firmenphilosophie des Unternehmens. Jugendlich, modisch und preiswert sind dabei Merkmale, die zu den Orsay-Outfits gehören. Im Sortiment findet sich sowohl Freizeit-, als auch Party- und Bürokleidung.
Das deutsche Modeunternehmen, das mittlerweile zur französischen Mulliez-Gruppe gehört, hat sich weit über die Landesgrenzen hinaus entwickelt und eröffnete Shops in 23 weiteren, hauptsächlich osteuropäischen Ländern. Mittlerweile zählt Orsay über 570 Shops. Im Jahr 2010 erwirtschaftete die Modekette einen Nettoumsatz von rund 370 Millionen Euro mit insgesamt 563 Shops. 4.300 Menschen arbeiten bei Orsay.
Bild: Orsay
Takko
Vor drei Jahren bekam die Modekette mit Ramsch-Ruf (hier ein Bild von 2004) einen komplett neuen Look verpasst - mit neuer Filialstruktur, neuem Logo und renovierten Filialen. Im Frühjahr 2010 eröffnete Takko nach Probebetrieb in Rotterdam und Aachen die ersten Läden der neuen Vertriebslinie und wollte damit den direkten Konkurrenzkampf mit H&M und Primark aufnehmen. Das Unternehmen sieht sich als familienfreundlichen Fashion-Discounter. Das Ziel: Mode für alle Altersklassen mit einem preisgünstigen Sortiment anzubieten.
Ursprünglich starteten die ersten Filialen der Hettlage-Gruppe 1982 unter dem Namen „Modea“ und wurden 1990 Teil des Tengelmann-Konzerns. 1999 kam dann die große Umfirmierung in „Takko Mode Markt“ nach einem Management Buy-out. Seit Dezember 2010 gehört die Takko-Gruppe mit seinen beinahe 15.000 Mitarbeitern dem britischen Investor Apax. Der Unternehmensumsatz kann sich sehen lassen: Allein in Deutschland setzte Takko 2010 über 740 Millionen Euro um. Europaweit sind es rund 11 Milliarden Euro. Andere Zielgruppe, anderer Stil - Takko kann mit H&M nicht wirklich konkurrieren.
Bild: dpa
Tally Weijl
Das Schweizer Unternehmen Tally Weijl erlebte 2010 ein Rekordjahr: 137 neu eröffnete Filialen und damit einen Außenumsatzrekord von 441 Millionen Euro. 2011 ging es erfolgreich weiter. Die Zielkundschaft von Tally Weijl ist jung, weiblich - und vorsichtig beim Geldausgeben. Auch der Spruch „totally sexy“, der zum Logo des Textilunternehmens gehört, lässt auf die Kleiderwahl schließen. Das Label war schon mehrfach in der Kritik, dass seine Werbung zu sexistisch sei.
Tally Weijl lockt in 31 Ländern mit 687 Geschäften die Kunden an die Kleiderstangen. Allein in Deutschland kommt die Kette auf rund 200 Filialen. Von Preisklasse und Zielgruppe liegt Tally Weijl auf einem ähnlichen Niveau wie H&M, doch Größe und Ambitionen der Kette machen sie zu einem schwachen Konkurrenten für das schwedische Modeunternehmen.
Bild: Tally Weijl
Forever 21
Dieses Label könnte zu einem echten Problem für H&M werden. Forever 21 wurde 1984 in Los Angeles gegründet und ist in den USA und in Kanada stark vertreten. Auch in vielen asiatischen Ländern, wie etwa Japan, China, Thailand und Indonesien, oder auch in Saudi-Arabien, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es Niederlassungen der Modekette. In Europa will man jetzt richtig einsteigen. 2010 wurden bereits Geschäfte unter anderem in Belgien, Spanien und Frankreich eröffnet. Darf man den Gerüchten glauben, soll Deutschland das nächste Ziel sein.
Forever 21 setzt ebenso wie Primark und Zara auf neuste Trends und dazu noch auf beste Qualität. Neben Gina Tricot könnte Forever 21 die größte Konkurrenz für H&M werden. In den USA gehört die Modekette zu den Top drei für Teenager.
Bild: Forever 21
Kik
1994 eröffnete in Düsseldorf die erste Kik-Filiale und begründete damit die Erfolgsgeschichte des Unternehmens mit mittlerweile rund 2.900 Filialen. Seit 2009 wirbt Verena Poth für das Sortiment der Kik-Shops und steigerte damit den Bekanntheitsgrad Kiks. Auch im Ausland finden sich zahlreiche Kik-Filialen: Slowenien, Tschechien, Slowakei und Österreich gehören zu den Märkten, die das Textilunternehmen für sich gewinnen will. Auch eine weitere Ausbreitung Europas und anderen internationalen Märkten gehört zu den Zielen für die nächsten Jahre.
Für die Zielgruppen-Kunden der Düsseldorfer Kette steht besonders der Preis im Vordergrund: Bei Kik kann sich ein Kunde jeden Alters komplett neu einkleiden. Dabei deckt das Sortiment Damenkleidung für verschiedene Altersklassen sowie sportliche und elegante Modelle ebenso an wie eine große Auswahl an legere Herrenbekleidung, Kinder-Outfits und Babykleidung. Außerdem wird das Kik-Sortiment durch andere Angebote wie beispielsweise Spielzeug, Schreib- und Haushaltswaren ergänzt. Trotz eines hohen Jahresumsatzes gilt Kik nicht als Konkurrent für H&M. Grund dafür: Kik setzt vor allem auf Discounterpreise, H&M auf Trends.
Bild: dapd
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