Steilmann, Mexx, Pohland, Dress for less, Zero, Kaltenbach - die Liste der Modehändler und Marken, die in den vergangenen Monaten Insolvenz anmeldeten ist lang. Und die Branchenkrise ist längst noch nicht vorbei: Jetzt plant das Modehaus Rudolf Wöhrl ein strategisches Insolvenzverfahren.
Die Hauptversammlung des Textilhändlers mit knapp 2000 Mitarbeitern habe ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beschlossen, teilte die Rudolf Wöhrl AG in der Nacht zum Dienstag mit: "Ziel ist es, die Wöhrl-Gruppe als Ganzes zu erhalten und nachhaltig in die Profitabilität zurückzuführen." Schutzschirmverfahren sind eine spezielle Insolvenzvariante, die auf die Sanierung des Unternehmens abzielen und seit der Reform des Insolvenzrechts möglich sind. Dabei kann die Geschäftsführung das Unternehmen weiter lenken und selbstständig sanieren.
Zum Schutz der Gläubiger überwacht allerdings ein vom Gericht bestellter Sachwalter die Sanierung. Ob die gelingt ist indes fraglich. In der Vergangenheit scheiterten etliche Schutzschirmverfahren und kippten in die Regelinsolvenz.
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Esprit: 15,6 Prozent.
Karstadt: 15,7 Prozent.
Kik: 16,3 Prozent.
S.Oliver: 16,6 Prozent.
Ernsting's Family: 17 Prozent.
Peek & Cloppenburg: 18,4 Prozent.
Galeria Kaufhof: 21,7 Prozent.
Hennes & Mauritz (H&M): 25 Prozent.
C&A: 43,9 Prozent.
Im Fall von Wöhrl sollen die 34 Standorte der Gruppe in Ost- und Süddeutschland zunächst ohne Einschränkungen weiterlaufen. Defizitäre Filialen ohne Wachstumspotenzial dürften aber geschlossen werden. Als externer Sanierer wurde Christian Gerloff von der Münchner Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte zum Vorstandsmitglied und Chief Restructuring Officer bestellt. Gerloff hat sich unter anderem als Insolvenzverwalter von Escada einen Namen gemacht. Zudem wurde der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas E. Mach zum neuen Vorstandschef ernannt. Der bisherige CEO Olivier Wöhrl wurde de facto degradiert und soll sich nun um die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells kümmern.
Neben der operativen Sanierung dürfte das Unternehmen auch einen Schuldenschnitt anstreben. In der Bilanz 2014/15 wies das Unternehmen Verbindlichkeiten von rund 67 Millionen Euro aus, 30 Millionen davon liegen in Form einer Anleihe bei Gläubigern. Auch bei den jüngsten Zahlen dominiert die Trendfarbe rot. Für das Geschäftsjahr 2015/2016 (1. August bis 31. Juli) erwartet der Vorstand nach vorläufigen Berechnungen einen weiteren Rückgang der Verkaufserlöse von 316 auf rund 300 Millionen Euro. Der Jahresfehlbetrag werde voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr.
Als Gründe nannte das Unternehmen ein schwächeres operatives Geschäft und geringer als geplant vereinnahmte Sondererträge. Der negative Trend im deutschen Textileinzelhandel und das veränderte Kaufverhalten der Verbraucher machten eine Sanierung des Modehauses erforderlich.