Die Geschäftszahlen stimmen: 13,5 Milliarden Euro Bruttoumsatz im vergangenen Jahr - gut sechs Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dennoch müsse Aldi Nord künftig sparen, das berichtet zumindest die "Lebensmittel Zeitung". Grund sei vor allem der kostspielige Umbau aller Aldi-Nord-Filialen, der auch steigende Personalkosten bedeute. Die Filialen sollen modernisiert werden und dem Discounter ein zeitgemäßes Image verpassen. Die Kosten für diese Verjüngungskur würden aber durch den erwirtschafteten Umsatz nicht vollständig abgedeckt werden können und müssten zum Großteil aus dem laufenden Geschäft finanziert werden, heißt es in dem Bericht.
Der Bericht beruft sich auf einen "Kenner des Unternehmens", der berichtet, dass die Aldi-Nord-Verwaltungsräte das Geschehen sehr genau beobachten: So soll die Zentrale des Unternehmens in den einzelnen Regionalgesellschaften präsent sein und diese zu "Verbesserungen auf der Kostenseite" aufrufen. Um die aufwendigen Modernisierungsarbeiten finanzieren zu können, brauche es jetzt Sparmaßnahmen. Zu diesen sollen die Logistik und der Personaleinsatz auf der Fläche zählen.
Außerdem soll Aldi Nord beim Einkauf künftig noch stärker auf bessere Konditionen drängen: "Aldi Nord merkt, dass ihm längst nicht jeder Hersteller die besten Konditionen gegeben hat“, so wird ein Lieferant in dem Bericht zitiert. Gerade internationale Einkaufsbündnisse wie von Rewe oder Edeka würden beim Einkauf der Produkte preiswerter davonkommen. Aldi-Nord arbeite nun mit Nachdruck daran, bei einigen Herstellern niedrigere Einkaufspreise herauszuschlagen.
Aldi-Nord: Kein Kostensenkungsprogramm
Die Darstellung der "Lebensmittel Zeitung" konnte Aldi Nord der WirtschaftsWoche allerdings nicht bestätigen: Dass sich auch Erträge bei hohen Investitionen verändern, erst Recht, wenn die Investitionen aus dem laufen Betrieb finanziert werden, sollte jedem klar sein, so das Unternehmen. Dies sei Aldi Nord auch bei Planung und Einführung des Modernisierungskonzepts stets bewusst gewesen und sei auch so eingeplant gewesen. Zudem würden keine expliziten Kostensenkungsprogramme existieren. Als Discounter sei man ohnehin jeden Tag auf der Suche nach Möglichkeiten, wie man Kosten reduzieren könne. Insofern sei auch die Aussage der "Lebensmittel Zeitung", dass Aldi Nord sparen müsse, falsch.
Jede der 2250 Aldi-Nord-Filialen soll ein neues Ladendesign bekommen - so sieht es das "Aldi Nord Instore Konzept" (ANIKo) vor. In den Umbau investiert der Konzern 5,2 Milliarden Euro. Dass Aldi Nord bei einer solchen Summe an anderen Stellen sparen müsse, liegt theoretisch nahe. Es sei denn, die Konzernspitze nimmt ein schlechteres Geschäftsergebnis hin und verfolgt das langfristige Ziel, durch die Modernisierungsarbeiten in den kommenden Jahren mehr Umsatz zu erwirtschaften. Somit wären die Investitionen in die modernen Läden ein vorerst einmaliger - wenn auch großer - Posten in der Geschäftsbilanz. Und dieser Posten kann nur durch gute Zahlen gerechtfertigt werden - ANIKo muss liefern.
Die umsatzstärksten Discounter Deutschlands
Aldi-Gruppe
Bruttoumsatz 2016: 28,315 Mrd. Euro
Bruttoumsatz 2017: 30,453 Mrd. Euro
davon:
Aldi Süd:
2016: 15,655 Mrd. Euro
2017: 16.952 Mrd. Euro
Aldi Nord:
2016: 12,660 Mrd. Euro
2017: 13,501 Mrd. Euro
Quelle: Statista/LZ Analytics
Stand: März 2018
Lidl
Bruttoumsatz 2016: 22,488 Mrd. Euro
Bruttoumsatz 2017: 23,470 Mrd. Euro
Netto Marken-Discount
Bruttoumsatz 2016: 13,975 Mrd. Euro
Bruttoumsatz 2017: 14,363 Mrd. Euro
Penny
Bruttoumsatz 2016: 7,953 Mrd. Euro
Bruttoumsatz 2017: 8,170 Mrd. Euro
Norma
Bruttoumsatz 2016: 3,33 Mrd. Euro
Bruttoumsatz 2017: 3,493 Mrd. Euro.