Möbelkonzern Steinhoff muss weitere Firmenanteile verkaufen

Eine Investment-Holding ist laut CEO Louis du Preez die einzige Chance, das Unternehmen zu erhalten. Zum Verkauf steht unter anderem das Autozuliefer-Geschäft.

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Der Konzern muss Anteile zum Verkauf stellen. Quelle: dpa

Kapstadt Der skandalumwitterte Möbelkonzern Steinhoff muss im Kampf um seine Existenz weitere Firmenteile außerhalb des Kerngeschäfts verkaufen. Vorstandschef Louis du Preez sagte am Dienstag im südafrikanischen Kapstadt, für Steinhoff sei es „der einzige Weg zum Überleben“, den Konzern auf eine reine Investment-Holding rund um den Einzelhandel zurückzuschneiden.

Zum Verkauf steht unter anderem das Autozuliefer-Geschäft. Es war das erste Mal, dass sich das Unternehmen mit deutschen Wurzeln Investoren stellte, seit es im Dezember 2017 von einem mehr als sechs Milliarden Euro schweren Bilanzskandal erschüttert wurde.

Steinhoff hat sich seither bereits von Firmenteilen wie der österreichischen Möbelkette Kika/Leiner und der Beteiligung am deutschen Möbel-Discounter Poco sowie von diversen Immobilien getrennt. Der US-Matratzenhersteller Mattress Firm hat ein Insolvenzverfahren überstanden, Steinhoff hält seither nur noch rund die Hälfte der Anteile. Bei der französischen Conforama stehen laut dem scheidenden Steinhoff-Finanzvorstand Philip Dieperink Stellenstreichungen und die Schließung von mehreren Möbelhäusern ins Haus.

Zusätzliches Geld könnte durch einen Börsengang von Pepkor Europe hereinkommen, einer vor allem in Großbritannien (Poundland) und in Osteuropa vertretenen Kette von Billigläden. „Wir prüfen alle Optionen, und es gibt keine Entscheidung in irgendeiner Richtung“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Veranstaltung.

Schwarze Zahlen seien auf Jahre hinaus nicht in Sicht, machte du Preez deutlich. Das Unternehmen ächzt unter einer Schuldenlast von mehr als neun Milliarden Euro. Das sei „zu hoch“, sagte du Preez. Steinhoff zahle derzeit allein 800 bis 900 Millionen Euro Zinsen im Jahr. Der Konzern verhandelt seit Monaten mit seinen Gläubigern über eine komplette Umschuldung, doch gibt es dabei immer wieder Verzögerungen.

Als Damoklesschwert hängen zudem Klagen von Anlegern über dem Konzern, die sich angesichts eines Kurssturzes um mehr als 95 Prozent nach dem Skandal betrogen fühlen. Steinhoff war zwei Jahre vor der Aufdeckung des Bilanzbetrugs an die Frankfurter Börse gegangen. Du Preez räumte ein, dass Steinhoff dafür noch keine Rückstellungen gebildet habe. Man spreche mit allen Parteien über außergerichtliche Lösungen.

Mehr: Steinhoff hat 2018 einen Verlust in Höhe von 1,2 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Auch für diese Jahr rechnet Steinhoff mit Einbußen.

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