Nach Berlin-Anschlag Bahn lehnt personalisierte Tickets ab

Die Deutsche Bahn ist gegen die Einführung von personalisierten Tickets. Hintergrund: Der Berlin-Attentäter Anis Amri konnte ohne Probleme per Zug durch Europa fliehen. Belgien denkt hingegen über Verpflichtungen nach.

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Selbst wenn es personalisierte Fernzugfahrkarten geben würde, könnten Flüchtlinge auf regionale Züge ausweichen. Quelle: dpa

Berlin Auch nach der Flucht des Berliner Attentäters Anis Amri in einem Zug lehnt die Deutsche Bahn die Einführung personalisierter Tickets ab. „Es gibt keine Überlegungen bei der Bahn AG, Fahrkarten nur noch mit Personalisierungsnachweis zu verkaufen, auch nicht für bestimmte Züge oder Verbindungen“, sagte ein Unternehmenssprecher der „Berliner Zeitung“.

So sei es der Bahn nicht ohne weiteres möglich, beim Kauf von ICE- und IC-Tickets am Fahrkartenschalter pauschal die Vorlage eines Ausweisdokuments zu verlangen.

Die Bahn besitze keine „hoheitsrechtlichen Befugnisse“ gegenüber den Kunden, fügte der Sprecher hinzu. Zudem sei es möglich, anonym an Fahrkartenautomaten Tickets zu erwerben. Diesen Vertriebsweg an die Eingabe eines Personalausweises zu knüpfen, sei in absehbarer Zeit nicht möglich, da dies die flächendeckende, zeitnahe und verpflichtende Einführung des elektronischen Personalausweises voraussetze. Ohnehin könnten Flüchtige auch nach Einführung personalisierter Fernzugfahrkarten auf regionale Züge ausweichen.

Nach dem Attentat auf einen Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember war Amri mit Zügen durch halb Europa gefahren, bevor er in Italien erschossen wurde. Derzeit wird debattiert, ob die Flucht hätte verhindert werden können.

In Belgien will die Regierung beispielsweise Reiseverkehrsunternehmen vom kommenden Jahr an verpflichten, Informationen von Passagieren auf internationalen Verbindungen zu speichern – bei Flugreisen, im Bahn-, Bus- und Schiffsverkehr. Über die belgischen Grenzen sollen dann nur noch Reisende kommen dürfen, die ein auf ihren Namen ausgestelltes Ticket haben. Die belgischen Pläne werden in Deutschland und anderen EU-Ländern jedoch kritisch gesehen, weil Aufwand und Ertrag nicht in einem angemessenen Verhältnis stünden.

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