Nach Germanwings-Absturz EU will Piloten-Gesundheit stärker kontrollieren

Bis heute wird über Konsequenzen aus dem Germanwings-Absturz im Frühjahr 2015 diskutiert. Nun wird es europaweit strengere Kontrollen geben. Piloten sollen unter anderem regelmäßig zum Drogentest.

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Als Folge des Germanwings-Absturzes vor knapp anderthalb Jahren werden Piloten in der EU künftig strenger medizinisch untersucht. Quelle: dpa

Frankfurt Es war eine der größten Katastrophen in der deutschen Luftfahrt. Am 24. März 2015 steuerte der Copilot des Germanwings-Fluges 4U9525 von Barcelona nach Düsseldorf das Flugzeug absichtlich gegen einen Berg in den französischen Alpen. Alle 150 Insassen kamen ums Leben. Der unfassbare Selbstmord löste eine intensive Debatte darüber aus, wie so etwas künftig vermieden werden kann.

Als Konsequenz aus dem Unglück will die EU nun stärkere Gesundheitschecks für die Flugzeugführer beschließen. Basis dafür sind Empfehlungen der EU-Luftsicherheitsbehörde Easa, die an diesem Dienstag vorgestellt wurde. Danach soll nicht nur die Grunduntersuchung zu Beginn einer Pilotenausbildung intensiviert werden. Auch sollen die Piloten danach regelmäßig auf Drogen- und Medikamentenkonsum untersucht werden. Außerdem soll es für Piloten, die psychische Erkrankungen haben, eine bessere Nachfolgeuntersuchung und –betreuung geben. Die EU will bis Ende diesen Jahres konkrete Maßnahmen beschließen.

Die Vorschläge sind durchaus umstritten. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit etwa warnt vor einer pauschalen Diskriminierung einer ganzen Berufsgruppe. Doch aufzuhalten sind stärkere Kontrollen wohl nicht mehr. In Deutschland wurden sie bereits Mitte April vom Bundestag beschlossen. Die dort verabschiedeten Maßnahmen gehen sogar noch einen Schritt weiter. So sollen Gesundheitsdaten von Piloten künftig in einer zentralen Datenbank gespeichert werden – und zwar personalisiert.

Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine war bekannt geworden, dass der Copilot bei zahlreichen Ärzten wegen seiner Depressionen in Behandlung war, diese die Informationen aber aufgrund von Datenschutzbestimmungen sowie der ärztlichen Schweigepflicht weder an das Luftfahrtbundesamt noch an die Lufthansa weitergeben durfte. Das hatte zu einer Rüge der EU geführt.

Die personalisierten Daten sind allerdings höchst umstritten. Experten befürchten etwa, dass die Erosion des Datenschutzes das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Pilot belastet. Dennoch hat sich etwa die Vereinigung Cockpit mit den Maßnahmen mittlerweile abgefunden.

Unangetastet bleibt vorerst dagegen der spezielle Schließmechanismus der Cockpittür. Entwickelt, um das Eindringen etwa von Flugzeugentführern oder Terroristen zu verhindern, hatte der Copilot von 4U9525 den Mechanismus dazu genutzt, den Flugkapitän nach seinem Toilettengang auszusperren. Die in Deutschland eingesetzte Taskforce unter dem Dach des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BdL) hatte empfohlen, langfristig die Möglichkeiten einer Art Schleuse vor dem Cockpit zu untersuchen.

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