Nach mauem Weihnachtsgeschäft Kaufhof drohen wohl tiefe Einschnitte

Kaufhof droht wohl eine schmerzhafte Sanierung Quelle: dpa

Insidern zufolge droht dem Warenhauskonzern Kaufhof eine schmerzhafte Sanierung. Im Weihnachtsgeschäft soll sogar der Onlinehandel geschrumpft sein – entgegen dem Branchentrend.

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Dem Warenhauskonzern Kaufhof drohen nach Umsatzrückgängen im wichtigen Weihnachtsgeschäft Insidern zufolge tiefe Einschnitte. Die Erlöse der Kette seien in Deutschland von Anfang November bis Anfang Januar im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Sogar im Online-Geschäft, das bei den Konkurrenten wächst, habe die Kette gegen den Trend ein Umsatzminus verbucht. Das Weihnachtsgeschäft liege unter den Erwartungen, sagte ein weiterer Insider. Beim Kaufhof führe nun kein Weg an einer „entschlossenen Sanierung vorbei“, hieß es im Umfeld des Unternehmens – und es bestehe weiterer Finanzierungsbedarf. Eine umfassende Sanierung sei nur mit frischem Geld möglich. Die Eigner müssten zwischen 150 und 170 Millionen Euro einbringen, darüber hinaus bestehe Bedarf für weitere 200 Millionen Euro. Von Kaufhof war keine Stellungnahme zu erhalten.

Die Probleme kommen nicht ganz unerwartet. Schon im Dezember hatte die WirtschaftsWoche über einen Streit im Aufsichtsrat berichtet, schon damals ging es um anstehende Sanierungsmaßnahmen, wohl auch auf Kosten der Angestellten.

Kaufhof ist seit Ende November Teil eines Gemeinschaftsunternehmens mit dem Konkurrenten Karstadt. Der frühere Kaufhof-Eigner HBC hatte der Fusion im vergangenen Jahr nach langem Zögern zugestimmt. Die Nordamerikaner sind mit 49,99 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen mit Karstadt beteiligt, das über rund 240 Filialen mit einem Umsatz von gut fünf Milliarden Euro und rund 32.000 Mitarbeiter verfügt. Mehrheitseigner ist die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko. Beide Eigner hatten bei dem Zusammenschluss unter anderem jeweils 100 Millionen Euro in bar in das neue Unternehmen eingebracht.

Bei der ersten Aufsichtsratssitzung der Warenhauskette Galeria Kaufhof nach dem Zusammenschluss mit Karstadt kam es zu einer massiven Auseinandersetzung. Neue Kaufhof-Geschäftsführer werden nur für ein Jahr bestellt.
von Melanie Bergermann, Henryk Hielscher

Karstadt hat im operativen Geschäft das Sagen. Der langjährige Karstadt-Chef Stephan Fanderl führt den neuen Warenhaus-Riesen. Er muss nun entscheiden, ob und welche Warenhäuser geschlossen werden, was mit den beiden Zentralen geschieht und wie Einkauf und Logistik verschlankt werden können. Die Entscheidung zu den Zentralen werde bis Ende des Monats fallen, sagten mehrere Insider. Der Warenhaus-Konzern muss im erbitterten Wettbewerb mit den Online-Händlern von Amazon bis Zalando bestehen.

Kaufhof hatte bereits vor seiner Übernahme ein Sanierungsprogramm eingeleitet. Dieses habe aber keine ausreichende Reduzierung der Personal- und Sachkosten gebracht, hieß es. Nun seien einschneidende Maßnahmen notwendig, um so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Insidern zufolge tagt der Aufsichtsrat des Kaufhof am Mittwoch. In diesem sitzen bereits Vertreter des neuen Anteilseigners: Unter anderem ist Wolfram Keil in das Gremium eingezogen, der Geschäftsführer der Signa Retail ist, in der die Handelsbeteiligung der Holding gebündelt sind. Die Arbeitnehmervertreter hatten erklärt, beide Warenhäuser hätten ihren Platz in Deutschland. Die Tarifkommissionen hatten eine Standort- und Beschäftigungssicherung sowie eine volle Tarifbindung der beiden Häuser an die Flächentarifverträge für den Handel gefordert.

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