
Als Gründe werden in einer Mitteilung des Unternehmens "unterschiedlicher Auffassungen zur Führung des Unternehmens" genannt. Marion Helmes (47) wird bis auf weiteres neben ihrer Funktion als Finanzvorstand auch die Sprecherfunktion des Vorstands der Celesio AG übernehmen.
Das Unternehmen steckt in einer schwierigen Phase. Unter dem Strich fiel im Jahr 2012 ein Verlust in Höhe von 149 Millionen Euro an. Pinger, der erst im August 2011 den Posten angetreten hatte, hat sich konsequent von den Altlasten seines Vorgängers Fritz Oesterle befreit und zuletzt die defizitäre Online-Apotheke DocMorris verkauft. Celesio hatte dafür 2007 stolze 220 Millionen Euro bezahlt - und erhielt beim Verkauf gerade noch 25 Millionen Euro dafür.
Pinger wollte Celesio wieder stärker auf das Großhandelsgeschäft ausrichten. Bis zuletzt war seine Strategie nur in Umrissen erkennbar. Unter der Dachmarke „Lloyds“ wollte er Celesio zur führenden Apothekenmarke in Europa ausbauen. Das Jahr 2013 hatte er zum „Jahr der Neuausrichtung“ erklärt. Profitables Wachstum stellte er erst für 2014 wieder in Aussicht.
Zum Verhängnis wurde Pinger letztlich sein herrischer, ruppiger Führungsstil. Pinger habe alles besser gewusst, im Vorstand sei es verstärkt zu Spannungen gekommen, heißt es aus dem Unternehmen. Auch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Stephan Gemkow, im Hauptberuf Chef des Celesio-Eigentümers Haniel, habe die Chemie nicht gestimmt. Auf der jüngsten Hauptversammlung gingen Pinger und Gemkow sehr distanziert miteinander um, fiel Beobachtern auf. An Vorstand und Aufsichtsrat vorbei soll Pinger etwa mit der amerikanischen Drogeriemarktkette CVS verhandelt haben. CVS habe sich Celesio als Kooperationspartner oder auch als Investor angeboten. Zuletzt war auch von Allianzen mit den US-Pharmahändlern McKesson und Cardinal Health die Rede.
Als der Konflikt eskalierte, soll Pinger es abgelehnt haben, von sich aus zurückzutreten – er wollte abberufen werden. Die Entscheidung fiel schließlich am Mittwochnachmittag. Anschließend verabschiedete sich Pinger noch per Handschlag von den Mitarbeitern der Celesio-Zentrale im Stuttgarter Stadtteil Bad Canstatt. Die meisten waren überrascht – dass es so schnell gehen würde, hatten die wenigsten erwartet. Ein paar Dankesworte noch – dann war Pinger weg.
Der Fall des gebürtigen Rheinländers und ehemaligen Beiersdorf-Vorstandes erinnert an ein anderes Unternehmen – den Aachener Pharmakonzern Grünenthal. Dort musste im Mai Konzernchef Harald Stock gehen. Wie Pinger scheiterte auch Stock nicht primär an der strategischen Ausrichtung, sondern vor allem an seinem ruppigen Führungsstil.