Das Mülheimer Traditionsunternehmen Tengelmann bekommt einen neuen Chef: Christian Haub übernimmt die alleinige Leitung, da sein älterer Bruder Karl-Erivan Haub seit dem 7. April als vermisst gilt. Der leidenschaftliche Alpinist kehrte von einem Skiausflug in den Schweizer Alpen nicht zurück. Ende vergangener Woche ließ seine Familie verlauten, keine Überlebenschancen für den 58-Jährigen mehr zu sehen.
Die beiden Haub-Brüder hatten seit dem Generationswechsel bei Tengelmann im Jahr 2000 bereits als Co-CEOs zusammengearbeitet und wichtige Entscheidungen gemeinsam getroffen. Es sei immer ihr Ziel gewesen, das 150 Jahre alte Familienunternehmen in gutem Zustand an die nächste Generation zu übergeben. "Mein Bruder wird nicht nur unserer Familie, sondern auch dem Unternehmen sehr fehlen. Für mich persönlich waren das gemeinsame Verständnis und der stets offene Austausch vor allem zu strategischen Themen wesentlicher Kern unseres engen Miteinanders. Neben dem persönlichen Verlust werde ich das am meisten vermissen," zitiert das Unternehmen den 53-jährige Christian Haub in einer Mitteilung von Mittwoch.
Die familiäre Tragödie würde den Weiterbestand der Tengelmann-Gruppe nicht gefährden, betont Christian Haub in der Mitteilung. Das Wesen seines Bruders habe dazu beigetragen, "das Unternehmen durch einen umfassenden Transformationsprozess zu führen" und es "grundsolide und zukunftsfähig" aufzustellen. Sein Bruder sei zwar selbst kein Digital Native gewesen, habe die Möglichkeiten des technologischen Fortschritts aber sehr früh erkannt und das Geschäftsmodell des Unternehmens entsprechend gestaltet. "Gleichzeitig ist es ihm aber auch gelungen, die Tradition und die Werte unseres 150 Jahre alten Familienunternehmens zu bewahren und zu leben," sagt der neue Tengelmann-Chef.
Wie für seinen Bruder, so kommt auch für Christian Haub ein reines Portfolio-Management nicht in Frage. "Im Herzen sind wir Händler, und wir werden immer unternehmerisch und operativ tätig bleiben. Eine reine Verwaltung von Vermögen und Beteiligungen kann ich mir nicht vorstellen", erklärt Haub. Die Familie habe den festen Plan, in einigen Jahren die nächste Generation ins Unternehmen zu holen. "Ich habe großes Vertrauen in die Fähigkeiten der jungen Familienmitglieder," so der Tengelmann-CEO.
Zum Handelshaus der Familie zählen neben OBI, KiK, TEDi und babymarkt.de auch die Immobiliengesellschaft Trei Real Estate sowie die Beteiligungsgesellschaften Emil Capital Partners in den Vereinigten Staaten und Tengelmann Ventures in Deutschland, die seit mehreren Jahren in Start-up-Unternehmen investieren.
Das Familienunternehmen wurde 1867 in Mülheim an der Ruhr gegründet. Die in fünfter Generation eigentümergeführte Unternehmensgruppe Tengelmann ist in 20 europäischen Ländern tätig und erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2016 einen Jahresumsatz von netto 9,0 Milliarden Euro. Seit 50 Jahren setzt sich das Unternehmen für den Natur- und Umweltschutz ein.