NDR-Markttest Die Mängel der Baumarktprodukte

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Wandfarbe deckt nicht, Giftstoffe in Bodenbelägen

Das sind die besten Baumärkte Deutschlands
Das Deutsche Institut für Service-Qualität hat neun große Baumarktketten anhand von 108 verdeckten Testbesuchen auf Herz und Nieren geprüft: Wie sind die Wartezeiten, wie kompetent und freundlich sind die Angestellten, wie umfangreich ist das Sortiment? Praktiker belegte vor seiner Insolvenz Platz neun. Besonders die Kompetenz der Mitarbeiter sei zu bemängeln gewesen, urteilten die Testkäufer. Die Beratung sei zu oberflächlich und die Mitarbeiter wenig motiviert. Insgesamt machten die Mitarbeiter bei jedem fünften Testbesuch falsche Angaben oder wiesen nicht auf Gefahren hin - etwa bei der Verlegung eines Starkstromanschlusses. Quelle: dpa
Am schlechtesten schnitten die Mitarbeiter der Firma Hornbach ab. Dafür überzeugte Hornbach mit einem sehr großen Angebot. "Kunden können aus vielen Produktgruppen, Herstellermarken, Größen und Farben wählen. Und es gab in großem Maße Aktionsangebote", kommentiert Serviceexpertin Bianca Möller, Geschäftsführerin des Marktforschungsinstituts. Insgesamt reichte es somit für Platz acht. Quelle: AP
Die Qualität von Service und Beratung wurde anhand von jeweils zwölf verdeckten Besuchen in verschiedenen Filialen der neun Unternehmen analysiert. Im Fokus der Analyse standen die Kompetenz und Freundlichkeit der Mitarbeiter, die Gestaltung und die Sauberkeit der Räumlichkeiten, das Angebot sowie die Warte- und Öffnungszeiten. Mitarbeiter der Firma Hagebau haben sich bei der Beratung der Kunden nicht mit Ruhm bekleckert. Die Beratung war oft oberflächlich und der Umgang mit Beschwerden ließ zu wünschen übrig. Bei Hagebaumarkt reichte es für Platz sieben. Quelle: Screenshot
Die meisten Heimwerkermärkte, wie auch die Globus Baumärkte, überzeugten durch saubere Räumlichkeiten, ausreichende Parkmöglichkeiten und viele Zusatzservices wie Werkzeugverleih. So zählten die Globus-Filialen zu den übersichtlichsten und boten die meisten Zusatzservices an, dafür ließen auch hier die Mitarbeiter zu wünschen übrig. Sie reagierten auf Beschwerden am unprofessionellsten und zeigten Schwächen beim Fachwissen. Dafür gibt es Platz sechs von neun. Quelle: AP
Bauhaus überzeugte mit sehr umfangreichen Zusatzdienstleistungen wie Holzzuschnitt oder Werkzeugverleih. Wegen der sehr langen Wartezeiten an Kasse und Info reichte es allerdings nur für Platz fünf. "Wer fachmännischen Rat bei einem Baumarktmitarbeiter sucht, muss sich gedulden: durchschnittlich rund viereinhalb Minuten, in Einzelfällen sogar bis zu einer Viertelstunde - das ist deutlich zu lang", kritisiert Serviceexpertin Bianca Möller. Quelle: Screenshot
Die Toom Baumärkte schafften es auf Platz vier im Ranking. Was das Fachwissen und die Beratung der Mitarbeiter angeht, schaffte es Toom sogar unter die Top drei. Besonders positiv fiel den Testern auf, dass die Angestellten den Kunden oft günstige Produktalternativen gezeigt haben. Quelle: Screenshot
Die Bronzemedaille geht an den Baumarkt mit dem Bieber. Obi überzeugte mit einem umfangreichen Angebot und kompetenten Mitarbeitern. Quelle: obs

Weiter geht der Test mit Wandfarbe. Fünf Eimer mit weißer Wandfarbe testet das Reporterteam, jeweils die günstigsten Farbe der Eigenmarke plus ein Eimer mit Farbe der Marke Alpina. Die Preise variieren stark: Während Obi und Bauhaus für ihre Zehn-Liter-Eimer jeweils rund acht Euro verlangen, kostet die gleiche Menge bei Hornbach rund 26 Euro, und Max Bahr verlangt mit 34 Euro sogar noch mehr als der Markenhersteller Alpina.

Der Test zeigt: Teurer gleich besser. In Sachen Deckkraft gewinnt die Farbe von Max Bahr, sogar noch vor der Markenfarbe von Alpina. Bauhaus und Obi sorgten mit ihren Discounterfarben allerdings für wenig Freude bei den herbeibestellten Malermeistern. Viel zu wenig deckend, so das Urteil der Experten. Da hilft nur viermaliges Streichen, so deren Einschätzung. Im Labortest werden die Farben auch auf den Gehalt an Konservierungsstoffen überprüft. Die sind zwar nicht giftig, können allerdings Allergien auslösen. Die Messwerte zeigen, dass Bauhaus einen besonders hohen Gehalt dieser Stoffe hat, die billige Farbe von Obi dagegen nur einen sehr niedrigen Gehalt an Konservierungsstoffen aufweist.

Die nächste Station des Baumarktchecks dann: Die Pflanzenabteilung.

Auch hier zeigt sich, dass die Qualität der Waren oftmals schlecht ist. Ein einzelner Ast mit mickrigen Wurzeln wird dann als Apfelbaum verkauft oder an das Wurzelgeflecht eines kleinen Strauchs Erde angepresst, um den Eindruck einer Aufzucht im Topf zu erwecken. Am Ende gewinnt dann Bauhaus, jedoch ist dies eher als "Am wenigsten schlecht" zu sehen.

Dass die Produkte der Baumarktketten unter Umständen gefährlich sein können, ist das spannendste Ergebnis des Tests. So enthalten Spannplatten krebserregendes Formaldehyd, ähnlich gefährliche Inhaltsstoffe findet das Labor in PVC-Fußböden, Fugendichtmasse sowie Plastik-Tapeten. Hier zeigt auch der bisherige Spitzenreiter Hornbach bedenkliche Testwerte.

Das Ergebnis der 45-minütigen Reportage: Die Baumärkte müssen bei Beratung, der Qualität ihrer Eigenmarken, Pflanzen und dem Gehalt an Giftstoffen in ihren Produkten kräftig nachbessern.

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