Nestlé-Schokoriegel Warum KitKat nur bei Rewe rosa wird

Der Schokoriegel von Nestlé wird in Hamburg aus einer neu entdeckten Kakao-Sorte hergestellt. Zudem wird die Fabrik zum „Smarties-Kompetenzcenter“.

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Die neue Sorte war in Japan sofort ausverkauft. Quelle: Reuters

Hamburg Sie ist rosa, cremig – und schmeckt ein bisschen wie Yogurette: Die neu entdeckte Schokoladensorte Ruby kommt erstmals auf den deutschen Markt. Im Hamburger Schokoladenwerk produziert Nestlé erstmals KitKat-Riegel in rosa. Die Innovation ist Teil einer 40 Millionen Euro schweren Investition in das 1929 in Betrieb genommene Werk.

„Ruby wird sich als vierte Schokoladensorte neben der dunklen, der Milchschokolade und der weißen Schokolade fest etablieren. Sie ist die erste echte Innovation seit 80 Jahren“, schwärmte Bas Smit. Er ist Manager beim Schweizer Rohschokoladenproduzenten Barry Callebaut, der Nestlé mit dem Rohstoff für die neue Variante beliefert. Zehn Jahre hat sein Konzern geforscht.

Die Schweizer ermitteln gezielt Bäume im Ursprungsland Brasilien, die die rosafarbene Schokolade liefern. Bislang gingen die besonderen Bohnen der Bäume im allgemeinen Kakaomix unter. Jetzt wird ihr Ertrag teuer vermarktet. Dabei zahlt sich auch aus, dass Barry Callebaut verstärkt Kontakte bis hin zu Kleinbauern aufbaut.

Denn bislang gibt es nur begrenzte Mengen. Nestlé beliefert daher zunächst nur Rewe mit der neuen Sorte für 1,49 Euro statt 69 Cent Preisempfehlung. Rewe habe als erster deutscher Händler zugeschlagen und die gesamte Erstproduktion gekauft, sagte Nestlé-Marketingdirektor David Klöckner.

Auch Edeka sei das Produkt angeboten worden – trotz des laufenden Streits um Konditionen. Edeka bestellt derzeit etliche Nestlé-Produkte nicht nach, um zusammen mit europäischen Partnern Rabatte zu erzwingen. Rewe soll die Riegel ab Mai in die Regale räumen. Zudem beliefert das Hamburger Werk schon ab April den britischen Markt.

Das Kalkül bei Nestlé hinter der Innovation: Sein Schokoriegel KitKat soll für die jüngere Generation, die Millennials, interessant werden. Die größte Süßwarenmarke im Nestlé-Reich soll so neue Käufer finden. Dazu trägt eine auffälligere Verpackung bei. In Japan, wo KitKat sowieso eine große Nummer mit immer neuen Geschmackvarianten ist, war die rosafarbene Sorte anfangs innerhalb von Minuten ausverkauft. Dazu trägt bei, dass Farbe und Geschmack allein aus der Bohne stammen, also nicht aus zugesetzten Aroma- oder Farbstoffen, wie die Hersteller versichern.

Anders als in Japan und Korea hat Nestlé mit Barry Callebaut in Europa keinen Exklusivvertrag. Bislang beliefert der Schokoladenspezialist jedoch in Deutschland außer Nestlé nur kleinere Handwerks-Chocolatiers. Nestlé habe eigens innerhalb von nur vier Monaten das Produkt marktfähig gemacht – statt wie sonst bis zu 18 Monate zu brauchen, brüstete sich Nestlé-Manager Klöckner. So sei der Konzern der Konkurrenz zuvorgekommen.

Weitere Tranchen sollen über das Jahr auch in weitere Supermärkte kommen. Ob in Hamburg künftig auch die von Nestlé entwickelte zuckerärmere Schokolade verarbeitet wird, wollten die Manager nicht sagen. Süßwaren sind für Nestlé in Asien und Europa ein wichtiger Bereich. In Nordamerika, wo der Konzern die Marke KitKat nicht besitzt, hat sich Nestlé jedoch gerade von dem Geschäftsfeld getrennt.

In den kommenden vier Jahren investiert Nestlé rund 40 Millionen Euro in das Hamburger Werk. Die Kosten für Ruby sind dabei der wohl kleinste Block. Vor allem fließt Geld in die Produktion des Klassikers Smarties. Der Konzern stellt im Norden neue Färbetrommeln auf, um das Werk zum „Kompetenzcenter“ für die Schokolinsen in Europa zu machen.

In Hamburg entstehen neben KitKat und Smarties auch Choco Crossies und After Eight. Neu dazu kommen soll die Produktkategorie „Premium-Geschenke“. Damit würde das Hamburger Werk neben den Massenprodukten demnächst hochwertigere Schokolade produzieren. Trotz der Investitionen soll die Mitarbeiterzahl konstant bleiben. Heute beschäftigt der Standort 813 Menschen.

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