Neues Supermarktkonzept Der große Spagat von Real

Seite 2/2

Millionenteurer Umbau


Ob das funktioniert, ist angesichts der Lage dieses Marktes und der anderen Filialen, die von den 238 anderen für das Konzept Markthalle in Frage kommen, ungewiss. Die Investitionen für den Umbau sollen rund zehn Millionen Euro betragen. Acht weitere Standorte mit diesem Konzept sollen 2017 entstehen. Nur ein Teil aller Filialen eignet sich dafür. Es braucht viel Fläche, um die unterschiedlichen Bedürfnisse zu befriedigen und auch weiterhin neben der neuen Konzentration auf Gastronomie vor Ort, die Palette von Mehl über Deo bis zu E-Bikes, Waschmaschinen und Jeans anbieten zu können. Lediglich auf die Abteilung Lacke und Farben müssen die Krefelder Kunden nach dem Umbau des Marktes verzichten. Und ob die Neuausrichtung reicht, das Sorgenkind des Düsseldorfer Handelskonzerns Metro aufzupäppeln, entscheidet sich in Krefeld und den vielleicht eines Tages mehr als 100 Markthallen.

Die Krefelder Kunden, die seit jeher hier ihre Einkäufe erledigen, profitieren zumindest von dem Pilotprojekt, das unter dem Slogan „Food-Lover“ steht. Bei der Gestaltung haben sich die Planer an erfolgreichen Konzepten wie der italienischen Kette Eataly oder Supermärkten in Los Angeles orientiert. Wie Marktstände sind die einzelnen Abteilungen aufgebaut, die nochmals um 70 Mitarbeiter aufgestockte Gruppe an Verkäufern tragen je nach Thema eigene Kleidung.

Das Know-how wurde eingeholt, sei es von Weinfachleuten aus Wiesbaden oder einer Kaffeerösterei aus Neuss. Der Supermarkt hat freies WLAN an. Und wer seinen Tee aus dem Hause Kusmi an einem der Plätze an der Kaffeebar mit Handhebel-Espressomaschine von Izzo zu sich nimmt und derweil das mit dem Smartphone bei Facebook seinen Freude kundtun will, kann an den Steckdosen mit USB-Anschluss sicher gehen, dass ihm nicht der Saft ausgeht.

Das sind die Discounter der Zukunft
Lidl mit neuem FilialkonzeptIn Verona in Norditalien betreibt Lidl zwei Filialen, die zum Vorbild für neue Märkte auch in Deutschland werden sollen. Lidl-Chef Sven Seidel betonte im Handelsblatt-Interview, dass das Unternehmen sehr viel von den Erfahrungen im Ausland lernen kann: „Die Innovation kommt daher, dass sich die Zentrale mit den Ländern reibt und die Essenz dessen, was an neuen Erfahrungen gesammelt wird, für das gesamte Unternehmen nutzbar macht.“ Quelle: Lidl
Allein schon auf der Fläche des großzügigen Eingangsbereichs der italienischen Pilot-Märkte hätte man früher fast einen gesamten Discounter gebaut. Quelle: Lidl
Der VerkaufsraumBreite Gänge, der Verzicht auf die abgehängte Decke, warme Farbtöne: In der Filiale will Lidl den Kunden künftig ein „großzügiges Raumgefühl“ geben. Das ist in deutschen Märkten meist noch anders. „Wenn Sie sich so manche Filialen älteren Baujahrs anschauen, dann ist vielerorts schon alles sehr kleinteilig“, räumt auch Lidl-Chef Seidel ein. Quelle: Lidl
Die PräsentationAuch bei der Präsentation der Waren erinnert nicht mehr viel an alte Zeiten, wo Artikel in Kartons auf Paletten standen. Die Kunden erwarten bald noch mehr Markenartikel und hochwertige Frischwaren. Trotzdem wird die Zahl der Artikel auch in Zukunft deutlich unter der der Supermärkte liegen. Quelle: Lidl
Die BackstationenNoch mehr Wert wird künftig auf frische Backwaren gelegt. Nur die Bedientheken wird man auch in Zukunft in einem Lidl vergeblich suchen. In irgendeiner Form muss sich Discount ja noch vom Supermarkt unterscheiden. Quelle: Lidl
Die Kunden-WCsEine überraschende Neuerung: Bei Neu- und größeren Umbauten will Lidl bald auch in deutschen Märkten Toiletten für Kunden anbieten. Quelle: Lidl
Die WickeltischeErleichterung für junge Mütter und Väter: Sogar einen Wickeltisch für die jüngsten Kunden soll es in Zukunft im Discounter geben. Quelle: Lidl

Für Real ist die Markthalle laut eigener Aussage auch ein Statement für Bio-Produkte. In der Gemüseabteilung wirbt ein Stand mit Physalis oder Feldsalat aus sogenannter Permakultur, ein Konzept das auf ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltiges Wirtschaften Wert legt. Zu Beginn jeder Regalreihe entlang des Mittelganges stehen optisch hervorgehoben jeweils die Bioprodukte der Warengruppe.

Die Markthalle ist für Real,- sowohl Hoffnungs- wie auch Technologieträger. Das Eis für die Präsentation des Frischfischs fällt jeden Morgen aus einem Schlitz in der Decke auf den Tisch. Dagegen wirkt der eigene Räucherofen für Forellen fast schon antiquiert. Sämtliche Preisschilder sehen zwar wie sauber gedruckt aus, sind aber elektronische Displays mit e-Ink. Der Marktleiter kann so zentral die Preise ändern, gleichzeitig ist die Anmutung hochwertig, zumal die Technik inzwischen erlaubt, die Anzeige zweifarbig zu gestalten, so das Sonderangebote mit roten Hinweisen möglich sind. Das Beleuchtungskonzept über den Köpfen der Kunden basiert auf LED mit warmen Farbton, so dass es fast unmöglich ist, mit einem Smartphone ein Foto zu knipsen, das nicht eine heimelige Atmosphäre hat.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%