
Nicolas Berggruen gilt in Deutschland als eine Art Anti-Heuschrecke. Ein guter Investor sei der Karstadt-Retter, Sohn des berühmten Kunsthändlers Heinz Berggruen und einer der 500 reichsten Menschen der Welt. Berggruen, so zumindest die öffentliche Wahrnehmung, kauft und rettet Unternehmen, ganz ohne den sonst üblichen Personalabbau. Berggruen eilt schließlich der Ruf voraus, ein Weltverbesserer zu, dem es nicht allein um schnöden Profit geht, sondern dem der nachhaltige Erfolg seiner Unternehmungen am Herzen liegt – möglichst gar in Einklang mit Umwelt- und Gesellschaftsbelangen.
Ein ZDF-Film korrigiert nun jedoch die auf Hochglanz polierte Außendarstellung des Investors. Ein Jahr haben die Autoren den Vorzeigunternehmer begleitet, im Gespräch mit Politik-Granden wie Gerhard Schröder gedreht. Doch Berggruen, so die Bilanz des Streifens, der heute Abend um 22.45 Uhr ausgestrahlt wird, ist nicht mehr und nicht weniger als ein normaler Finanzinvestor, einer der seine Steuern minimiert und den Gewinn maximiert und bei dessen Engagements bisweilen zwar eine soziale Attitüde anklingt, die aber letztlich vor allem ökonomisch motiviert ist. So bestehen Zweifel an einem Schulprojekt in den USA, bei einer andere Unternehmung soll der Investor indirekt Staatshilfen kassiert haben, meldete aber wenig später Insolvenz an. Vermeintliche Ökoprojekte wie Windparks in der Türkei, erwiesen sich als luftige Angelegenheit und waren nicht auffindbar.





Was passiert mit Kartstadt?
Aus deutscher Perspektive stellt sich aber vor allem die Frage, was der vermeintlich Karstadt-Retter dereinst mit der Warenhauskette plant. Eine endgültige Antwort liefern zwar auch die ZDF-Autoren nicht. Doch der Film zeichnet eine Indizienkette nach, die in der Branche schon seit Berggruens Einstieg bei dem Essener Konzern diskutiert wird – die Zerschlagungsoption für Karstadt.
Johann Rösch von der Gewerkschaft ver.di und Mitglied des Karstadt-Aufsichtsrats beklagt denn auch, dass der der Eigentümer bis auf den symbolischen Kaufpreis von einem Euro noch kein eigenes Geld in Karstadt investiert habe. „Weitere Zahlungen sind bisher nicht erfolgt, und Karstadt braucht in den nächsten Jahren viel Geld, um die Häuser zu renovieren. Ich habe erhebliche Zweifel, ob das aus dem operativen Geschäft zu finanzieren ist. Herr Berggruen muss aus meiner Sicht endlich auch diesen Beitrag, den er bisher nicht geleistet hat, in das Unternehmen stecken, um Karstadt auf Dauer zukunftsfähig zu machen.“
In dem Film äußert Rösch zudem Zweifel an Berggruens Beteuerungen, sich langfristig für Karstadt zu engagieren und den Beschäftigten keine weiteren Einschnitte zuzumuten. „Das, was wir zur Zeit erleben, ist das Verhalten eines ganz normalen Investors, und ich kann nicht erkennen, dass die soziale Komponente, mit der er angetreten ist, in dieser Phase überhaupt noch spürbar ist.“