Nordstrom Warum ein Kaufhaus Ivanka-Trump-Mode auslistet

Die Tochter des US-Präsidenten hat eine Mode- und Handtaschenkollektion. Das US-Kaufhaus Nordstrom nimmt sie aus den Regalen. Boykottaufrufe hätten damit nichts zu tun.

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Die Kollektion von Ivanka Trump ausgestellt im Trump Tower in New York – Lara Yunaska, Ehefrau von Präsidentensohn Eric Trump, schaut sie sich die Schmuckstücke an. Quelle: AP

Es ist derzeit ein Ritt auf der Rasierklinge für jeden Manager: Geschäftsentscheidungen zu treffen, die US-Präsident Donald Trumps politische Agenda konterkarieren oder dies auch nur in den Augen seiner Anhänger tun könnten. Als der Autokonzern Ford ankündigte, eine Fabrik in Mexiko nicht zu errichten, wies der Hersteller darauf hin, rein betriebswirtschaftlich entschieden zu haben. Der Ex-Ford-Deutschland-Chef Bernhard Mattes bekräftigte das Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow Maybrit Illner. Doch die zeitliche Nähe zum Druck auf Konzerne weniger in Mexiko für den US-Markt zu produzieren, lassen auch ein politisches Motiv für möglich erscheinen.

Eine amerikanische Kaufhauskette ist jetzt mitten in einen politisch aufgeladenen Konflikt geraten. Im Internet hatten sich Boykottaufrufe gegen den Luxushändler Nordstrom gehäuft, weil der die Modekollektion von Trumps Tochter Ivanka Trump im Angebot habe. Am Donnerstagabend US-Zeit bestätigte das Unternehmen, die Kollektionen aus dem Programm zu nehmen.

Der Händler begründete den Schritt damit, jedes Jahr etwa zehn Prozent der Marken auszulisten und neue in die Regale zu nehmen. „In diesem Fall haben wir uns auf Basis des Absatzes der Marke entschieden, sie in dieser Saison nicht zu kaufen“, wird eine Nordstrom-Sprecherin von US-Medien zitiert. Doch der Fall ist politisch aufgeladen. Auf der Facebook-Seite jubeln die einen wegen der Entscheidung und dem so getroffenen vermeintlichen Bekenntnis zu den Grundwerten des Landes. Für diese Fraktion ist Trumps Tochter eine Projektionsfläche für den Unmut über die Politik ihres Vaters.

Viele sehen das komplett anders. So schreibt eine Kundin, die von sich sagt, seit sieben Jahren eine Kundenkarte zu besitzen und viele Tausend Dollar bei Nordstrom ausgegeben zu haben: „Da sie ein politisches Statement gemacht haben, um auf weinerliche Liberale zu reagieren, werde ich meine Karte kündigen und nicht länger ihre Geschäfte aufsuchen.“

Der Kaufhausbetreiber Nordstrom setzt in seinen fast drei hundert Geschäfte auf Mode und führt vor allem Luxusmarken. An der Börse ist die Gesellschaft mehr als sieben Milliarden Dollar wert. Auf der Website werden derzeit zum Beispiel Schuhe der Ivanka-Trump-Kollektion mit deutlichem Rabatt von 40 Prozent angeboten. Die New Yorker Times schreibt mit Berufung auf eine Sprecherin der Marke „Ivanka Trump“, das Nordstrom nicht entschieden habe, auf Ware der kommenden Saison zu verzichten.

Noch im November hatte Nordstrom daraufhin gewiesen, dass das Unternehmen hoffe, dass die Führung einer bestimmten Marke nicht als politisches Statement betrachtet werde. Doch eine Initiative unter dem Schlagwort „#GrabYourWallet“ versuchte genau das: Druck auf Händler und Unternehmen auszuüben, die Geschäfte mit Trump oder seinen Familienmitgliedern machen. Ein Mitgründer der Initative, Shannon Coulter, reagierte am späten Donnerstagabend mit Freude auf die Entscheidung Nordstroms.

Im Jahr 2015 hatte Konkurrent Macy's Trump-Handtaschen ausgelistet als Reaktion auf Beschimpfungen von Mexikanern und Immigranten durch Ivanka Trumps Vater in dessen Wahlkampf.

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