Nutzerbewertungen bei Amazon & Co. Wem die Deutschen noch vertrauen – und wem nicht

Wo Nutzer den Kundenkommentaren noch glauben - und wo nicht. Quelle: imago images

Im Onlinehandel läuft nichts ohne positive Kundenkommentare. Dubiose Dienstleister liefern deshalb Fake-Bewertungen auf Bestellung und untergraben so die Glaubwürdigkeit vieler Internetportale. Eine exklusive Umfrage zeigt, bei welchen Anbietern Nutzer an der Echtheit der Bewertungen zweifeln.

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Online-Bewertungen werden immer wichtiger. Sie beeinflussen, welche Produkte wir shoppen, wo wir Essen gehen, oder den nächsten Urlaub buchen. Sie sind immer öfter Auslöser für die Wahl eines Arztes, Anwalts oder Arbeitgebers.

Aber kann man den Empfehlungen trauen? Hat der Hotel-Fan, die angebliche Super-Preiswert-Familien-Luxus-Herberge überhaupt jemals betreten? Und was ist mit dem als Wunderelixier gepriesenen Schlankheitspräparat? Der Dating-App, über die angeblich schon so viele ihren Traumpartner fanden? Zweifel sind angebracht – und unter den Nutzern von Marktplätzen und Bewertungsplattformen offenbar auch durchaus ausgeprägt. Das zeigen zwei repräsentative Befragungen durch das Marktforschungsinstitut Mentefactum im Auftrag von „Das Örtliche“ und „GPRA“.

Demnach ist die Nutzung von Bewertungsportalen einerseits zwar weit verbreitet: 59 Prozent der Befragten haben Bewertungen schon zur Entscheidung genutzt. Jeder Vierte hat bereits selbst ein Urteil abgegeben. Andererseits zweifeln offenbar viele an der Authentizität der Bewertungen und Kommentare und damit an dem ausschlaggebenden Faktor für die Nutzung. So gaben 93 Prozent der Befragten an, die wichtigste Eigenschaft für die Glaubwürdigkeit eines Bewertungsportals sei, dass die ‚Eintragungen ‚echt‘ sind, dort also keine gefälschten, sogenannte „Fake-Bewertungen“ vorkommen.

Die lassen sich indes nur mit rigiden Mitteln vermeiden. Denn das Geschäft mit gekauften Bewertungen boomt. Recherchen der WirtschaftsWoche zeigten bereits im vergangenen Jahr, wie spezialisierte Agenturen auf Bestellung und im großen Stil Fünf-Sterne-Bewertungen liefern und ein Heer angeblicher Tester im Verborgenen dafür sorgt, fragwürdige Produkte und Dienste hochzujubeln.

Vor allem den großen amerikanischen Playern schlägt den Ergebnissen zufolge inzwischen erhebliches Misstrauen entgegen. So halten 55 Prozent der Befragten Bewertungen bei Google für unglaubwürdig, bei Amazon sind es 53 Prozent. Nur wenig besser sind die Ergebnisse für Check24 (48 Prozent), HRS (47 Prozent), Facebook (42 Prozent) und Tripadvisor (41 Prozent). „In Zeiten von Fake-Bewertungen und professionellen Bewertungs-Agenturen haben Bewertungsportale ein echtes Akzeptanzproblem“, konstatiert Klaus-Peter Schöppner, Geschäftsführer von Mentefactum.

Regionale Bewertungsportale werden dagegen für glaubwürdiger und transparenter gehalten, so Schöppner. Auf ihnen sei für die Verbraucher „die Herkunft der Bewertungen besser nachvollziehbar.“ Zudem seien regionale Detailkenntnisse ein Pluspunkt der Lokalmatadore, geht aus der Erhebung hervor. Allerdings dürften sie zumindest teilweise auch deutlich unbekannter sein als die Internetreisen. So wurde der Handwerker- und Dienstleistungsbewerter „KennstDuEinen“ zum glaubwürdigsten Bewertungsportal gekürt, gefolgt vom Ärztebewerter „Jameda“ und von „Das Örtliche“.

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