Ökologische Brauereien Auf's Bio-Bier gekommen

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Das erste Bio-Bier 1980

Die Auswahl an Bio-Bieren ist groß. und die Nachfrage steigt. Das merkt auch Susanne Horn, Geschäftsleiterin der Neumarkter Bio-Brauerei Lammsbräu. Quelle: dpa

In diesem Jahr ist ihm dies gut gelungen, fast überall sind Gerste, Weizen und Dinkel dicht an dicht gewachsen. Vor zwei Jahren war das anders: Damals war der Juni extrem trocken, anschließend regnete es im Übermaß.

90 Prozent der Körner wuchsen am Halm aus, statt der üblichen 30 Tonnen Braugerste fuhr Ehemann nur drei ein. An diese Zeit erinnert sich auch Susanne Horn mit leichtem Schaudern zurück.

Die Ernte der Vertragsbauern in der Oberpfalz war 2010 nämlich so miserabel, dass die Generalbevollmächtigte der Brauerei Lammsbräu Rohstoffe zukaufen musste. „Das wollen wir aber eigentlich nicht. Wir wollen nicht irgendein Bio-Getreide, wir wollen das Getreide unserer Bauern und deren Qualität in Händen halten.“

Kein Wachstum um jeden Preis sei die Philosophie des auf regionale Kreisläufe bedachten Unternehmens. Dennoch kann sich die Brauerei aus Neumarkt nicht über ausbleibenden Erfolg beschweren: 13 Millionen Euro hat sie 2011 mit Bieren und Limonaden („now“) umgesetzt, zwei Millionen mehr als im Vorjahr.

Eigentlich zu viel, wie Horn einräumt. „Bei zehn Prozent Wachstum im Jahr ist das Ende für uns erreicht, weil die Landwirtschaft einfach nicht schneller wachsen kann.“

Drei Jahre bis zum Bio-Siegel

Selbst wenn die Lammsbräu-Bauern weitere Flächen hinzupachten, gilt eine Wartezeit von drei Jahren, bis das Malz-Getreide das Bio-Siegel erhält.

Lammsbräu-Inhaber Franz Ehrnsperger, der die fast 400 Jahre alte Brauerei Anfang der 70er von seinem Vater übernahm, setzte früh auf regionale Lieferanten und Bio-Qualität. Was anfangs geschmackliche Gründe hatte, wurde bald zur festen Überzeugung.

Ehrnsperger stellte sogar einen Agraringenieur ein, der alle an einer Umstellung interessierten Landwirte im Umkreis gratis beriet. Mit Erfolg: „Wir haben in Neumarkt eine der höchsten Öko-Landbau-Dichten, die es gibt“, schildert Horn.

Zwölf Prozent der Fläche würden ökologisch bewirtschaftet - bundesweit ist der Anteil nur halb so hoch. Den nervenaufreibenden Kampf um genügend Rohstoffe in Bio-Qualität kennt auch Barbara Müller nur zu gut.

Die 47-Jährige ist Braumeisterin in der sechsten Generation, ihr Vater brachte schon 1980 das erste Bio-Bier auf den Markt. Doch erst 1991 stellte die Pinkus Müller Brauerei komplett auf Bio um - viele Öko-Bauern in der Region hatten ihr Getreide lieber erstmal den Bäckereien geliefert.

Heute stellt die im westfälischen Münster ansässige Brauerei rund 20.000 Hektoliter im Jahr her. „Für Bio-Biere ist es einfacher geworden“, berichtet Müller. Um sogleich hinterherzuschieben: „Aber die Konkurrenz ist größer geworden.“

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