Im Süden Spaniens sind die Menschen an Hitze gewöhnt, aber die vergangenen Wochen waren selbst vielen Einheimischen zu viel. Temperaturen von örtlich deutlich über 35 Grad verzeichneten die spanischen Wetterstationen Ende April. Hinzu kommt eine der schlimmsten Dürreperiode in der Geschichte des Landes. In einigen Regionen hat es seit über 100 Tagen nicht mehr geregnet, und der Sommer steht erst noch bevor. Hitze und Trockenheit treffen auch die Landwirtschaft – mit Folgen, die bald schon an den Preisschildern in deutschen Supermärkten zu sehen sein werden.
Vor allem Olivenöl dürfte noch teurer werden als es ohnehin schon ist. „Aufgrund der schlechten Ernte in Spanien sind die Preise schon nach oben gegangen“, heißt es etwa beim Supermarktkonzern Rewe. Es gebe zwar bislang keine Engpässe, herausfordernd sei es für den Händler aber, die benötigten Mengen und Qualitäten für das Eigenmarken-Olivenöl zu erhalten. Und „für die nächste Ernte sieht es leider aktuell wegen Trockenheit nicht wesentlich besser aus“, teilt ein Unternehmenssprecher mit.
Das bestätigt auch Branchenschwergewicht Deoleo. Das Unternehmen ist der Mutterkonzern des Olivenölmarktführers Bertolli, arbeitet nach eigenen Angaben mit rund 40.000 Olivenbauern zusammen und ist der meistverkaufende Olivenölabfüller weltweit. „In Spanien, als größtem Erzeuger und Hauptexportland, ist die wetterbedingte Situation drastischer denn je, was Einfluss auf die Quantität hat. Die Ernte ging um 56 Prozent zurück“, teilt Deoleo auf Anfrage der WirtschaftsWoche mit.
Zwar verarbeitet das Unternehmen auch Oliven aus Griechenland und Italien. Zudem werden außerhalb der europäischen Erntezeit Oliven aus Drittländern wie Argentinien und Australien genutzt. „Die Gesamtmenge beschränkt sich jedoch lediglich auf drei Prozent, sodass der signifikante Ernteausfall in unseren Hauptbezugsländern im zweiten Halbjahr voraussichtlich kaum kompensiert werden kann", heißt es bei Deleo.
Olivenernte auf historischem Tiefstand
Neben Spanien leiden derzeit auch andere Mittelmeerländer unter Trockenheit. „Durch überdurchschnittlich schlechte Witterungsbedingungen kam es in der letzten Saison zu geringeren Ernteerträgen und einer geringeren Menge an verfügbarem Öl“, teilt Deoleo mit. „So ist die Ernteproduktion derzeit auf einem historischen Tiefstand.“
Trotzdem sieht sich das Unternehmen bislang recht gut gewappnet. In den vergangenen Jahren sei die Basis für eine nachhaltigere Olivenölproduktion geschaffen worden, etwa beim Umgang mit Wasser. Das zahle sich nun aus, betont das Unternehmen. Und dennoch: „Wir stehen aber vor der Herausforderung, dass die drastisch zurückgegangene Olivenertragsmenge definitiv zu einer Knappheit führt.“ Das lasse sich bereits antizipieren. „Wir haben die Hoffnung, dass die Niederschläge im Mai, die Produktionsprognosen für die kommende Saison verbessern“.
Aber: Sollten diese ausbleiben, „ist abermals eine geringere Produktion zu erwarten und wir werden mit hohen Preisen konfrontiert sein.“ Um dann noch qualitativ gleichwertige Rohware am Markt zu bekommen, müsse Deoleo also mehr bezahlen. Insofern „wird die geringe Verfügbarkeit hochwertiger Rohware unweigerlich zu Preisanpassungen unserer Produkte führen.“
Im Klartext heißt das: Die Olivenöl-Preise werden wohl weiter steigen, wenn die spanische Dürre anhält. Schon in den vergangenen Monaten zogen die Öl-Preise im Supermarkt kräftig an. Im März mussten Verbraucher nach Angaben des Statistischen Bundesamts rund ein Fünftel mehr bezahlen als im Vorjahr.
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