Olympia 2012 Kritik an Organisatoren wird lauter

Je näher Olympia kommt, desto lauter wird die Kritik an den Organisatoren. Vor allem die Panne beim Rekrutieren von Sicherheitsleuten sorgt für Unmut. Premierminister Cameron will die Verantwortlichen zur Kasse bitten.

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G4S hat es nicht geschafft, rechtzeitig die vereinbarte Zahl von mehr als 10.000 zivilen Sicherheitskräften bereitzustellen. Quelle: Reuters

London Zwei Wochen vor der Eröffnungsfeier wird die Kritik an den Organisatoren von Olympia 2012 in London lauter. Politiker fordern vor allem eingehende Untersuchungen der Sicherheitspolitik des Organisationskomitees. Premierminister David Cameron forderte am Freitag, die vom Organisationskomitee unter Vertrag genommene Sicherheitsfirma G4S solle für die Pannen zur Kasse gebeten werden.

Das Unternehmen hatte es nicht geschafft, rechtzeitig die vereinbarte Zahl von mehr als 10.000 zivilen Sicherheitskräften bereitzustellen, die etwa an den Eingangsschleusen Taschen röntgen und Besucher abtasten. Deswegen muss das britische Militär mit 17.000 Soldaten einspringen. Die ursprüngliche Zahl von 13.500 wurde vor zwei Tagen noch einmal um 3500 aufgestockt. Sie sollen vor allem von Standorten in Deutschland abgeordnet werden.

„Die Olympischen Spiele werden eine Liste von Desastern sein“, schrieb die konservative Zeitung „The Times“ am Freitag. Organisationschef Sebastian Coe wischte dagegen die Probleme beiseite: „Wir sind ganz klar bereit, hervorragende Spiele abzuliefern“, sagte er in London vor Journalisten.

Am Freitag wurde bekannt, dass die Sicherheitsfirma ihre Finanzforderungen um 198 Millionen Pfund (rund 240 Millionen Euro) von ursprünglich 86 Millionen Pfund auf 284 Millionen Pfund nach oben geschraubt hat. Dies sei zu dem Zeitpunkt geschehen, als klar war, dass die Zahl der Sicherheitskräfte von 2000 auf mehr als 10.000 aufgestockt werden muss, sagte der liberaldemokratische Parlamentsabgeordnete Ian Swales.

„G4S hat zugegeben, Schwierigkeiten zu haben“, sagte Coe. „Wir haben die Entscheidung vor einigen Tagen getroffen. Es geht aber hier nicht um die Zahl der Sicherheitsleute, sondern nur um den Mix.“ Die Eingänge zum Olympiapark in Stratford glichen am Freitag einem Feldlager. Hunderte Soldaten in Kampfanzügen bewachten die Eingänge. Ein Eindruck, den Coe gerne ausmerzen möchte. „Wir wollen nicht eine Sicherheitsshow mit ein bisschen Sport liefern“, sagte er. Stattdessen solle der Sport im Mittelpunkt stehen und nur so viel Sicherheit wie nötig sichtbar werden.


Neuer Ticketskandal aufgedeckt

Am Freitagabend sollte über London eine Flugverbotszone in Kraft treten. Danach dürfen über der britischen Hauptstadt keine Kleinflugzeuge, Segelflieger und Heißluftballone mehr verkehren. Passagiermaschinen sind von dem Verbot nicht betroffen. Das Militär wies darauf hin, dass in Ausnahmefällen auch scharfe Waffen eingesetzt werden können. „Als allerletzte Möglichkeit haben wir tödliche Waffen als Option“, sagte Stuart Atha, Kommandeur der Olympiamission der Royal Air Force.

Die elf Millionen Tickets für die Spiele von London werden weitgehend ausverkauft sein, wenn die Wettkämpfe beginnen, sagte Coe. Zwei Drittel aller Eintrittskarten kosten 50 Pfund (rund 62 Euro) oder weniger. Allerdings deckte die BBC am Freitag einen möglichen neuen Ticketskandal auf. Ein Tickethändler soll Karten von Sponsoren mit Gewinn weiterverkauft haben - das ist nach den Olympia-Regeln verboten. IOC und LOCOG hätten eine Untersuchung eingeleitet, berichtete die BBC.

Gedanken macht sich der Organisationschef über das Wetter in England. „Der nasse Sommer hat uns vor Herausforderungen gestellt“, betonte er und räumte ein: „Ich habe keine Hotline zum Allmächtigen - auch wenn ich manchmal gerne eine gehabt hätte.“ Ob das Regenwetter schuld ist, war zunächst nicht klar: In jedem Fall hat sich das Olympia-Fieber an der Themse noch nicht allzu breitgemacht.

61 Prozent der Befragten gaben bei einer Umfrage für die BBC an, sie seien in Sachen Olympia nicht aufgeregter als noch Anfang des Jahres. 58 Prozent sagten, auch der Fackellauf habe ihre Vorfreude nicht wesentlich steigen lassen. 74 Prozent glauben allerdings, London werde von den Spielen profitieren.

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