
Auf dem Dach des mehr als 100 Jahre alten Lagerhauses im Londoner Stadtteil Shoreditch thronen vier mit Graffiti besprühte U-Bahn-Waggons. Aus der darunter liegenden Ziegelhalle dringen höllisch pumpende Beats. Hier, auf einem gut 25 Meter langen Laufsteg, groovt Olympia-Sieger und 100-Meter-Weltrekordler Usain Bolt aus Jamaika durch den Raum.
Village Underground nördlich der City ist schwer angesagt bei Musik- und Kunstfans – aber nicht nur bei denen. Bolt zu Füßen, inmitten von gut 100 geladenen Gästen, scannen auch zwei Männer eines anderen Metiers jede Bewegung des Stars: Franz Koch, Vorstandschef des deutschen Sportkonzerns Puma aus Herzogenaurach, und François-Henri Pinault, der Boss des Pariser Luxusgüterkonzerns und Puma-Mehrheitseigners PPR. Bolt, der gerade die Olympia-Kollektion von Puma zur Schau trägt, ist der große Werbe- und Hoffnungsträger der Franken und Franzosen für die am Freitag beginnenden Olympischen Sommerspiele. Der 1,95-Meter-Kerl soll dafür sorgen, dass der drei Milliarden Euro Umsatz schwere Sportartikelhersteller mit der gleichnamigen Wildkatze im Logo im verschärften Wettlauf der Sportartikelhersteller nicht noch weiter zurückfällt.





Denn Anlass zur Sorge gibt es genug. Am vergangenen Mittwoch schickte Koch mit einer Gewinnwarnung den Aktienkurs des Konzerns auf den tiefsten Stand der vergangenen neun Monate. Der Halbjahresgewinn soll um 13 Prozent geringer ausfallen als in der Vorjahresperiode, als er noch bei knapp 115 Millionen Euro gelegen hatte. Zwar hatte der Umsatz des MDax-Wertes in den ersten sechs Monaten um knapp neun Prozent zugelegt. Doch die Flaute in Europa zieht den Gewinn runter. Donnerstag stellt Koch die Quartalszahlen vor – und seinen Plan, den Konzern umzubauen, Stellenstreichungen nicht ausgeschlossen.

Olympia in London setzt Puma daher massiv unter Druck, den Anschluss an die Marktführer Adidas und Nike nicht vollends zu verlieren. Das umso mehr, als auch Wettbewerber wie Asics und Mizuno aus Japan oder der chinesische Konzern Li Ning werbewirksam aufs Siegertreppchen drängen – und nach ihrem Stück vom weltweit gut 200 Milliarden Euro schweren Sportmarkt greifen. „Adidas, Nike und Puma sorgen im Umfeld von solchen Großereignissen für 80 Prozent des damit verbundenen Umsatzes – alle anderen müssen sich um die restlichen 20 Prozent streiten“, sagt Klaus Jost, Vorstandschef von Intersport, Deutschlands größter Einkaufsgemeinschaft für Sportartikel.