Der Erfolg der Vierfachstrategie dürfte sich in den kommenden Jahren in den Bilanzen des Online-Giganten niederschlagen. Nach Daten des Marktforschers Planet Retail, die der WirtschaftsWoche vorliegen, ist ein Ende des Siegeszugs jedenfalls nicht in Sicht. Im Gegenteil: „Amazon wird nach unseren Prognosen in den kommenden Jahren in Deutschland weiter zweistellig wachsen", sagt Planet-Retail-Experte Boris Planer. „Inklusive der Verkäufe von Drittanbietern über den Amazon-Marketplace ist der Konzern schon heute Deutschlands sechstgrößter Händler und wird sich bis 2022 auf Platz drei vorarbeiten", so Planer. Nur die Supermarktketten Edeka und Rewe würden dann in Deutschland noch mehr Umsatz erzielen.
Den Aufstieg in Deutschlands erste Handelsliga lässt sich der Konzern einiges kosten. "Seit 2010 haben wir hierzulande acht Milliarden Euro in Anlagen und Infrastruktur investiert", sagte Deutschlandchef Ralf Kleber der WirtschaftsWoche. Amazon zählt damit zu den größten ausländischen Investoren in Deutschland. "Allein dieses Jahr werden wir hier 2000 Arbeitsplätze schaffen und somit bis Ende 2017 rund 16.500 Mitarbeiter beschäftigen", kündigt Kleber an. Die zusätzlichen Leute kann er gut gebrauchen, schließlich hat sich sein Chef Bezos gerade den größten Brocken im Handel vorgeknöpft: das milliardenschwere Geschäft mit Lebensmitteln - und Kleber soll für ihn den deutschen Markt aufmischen.
Der Start des Lebensmittellieferdienstes Fresh vor wenigen Wochen in Berlin und Potsdam gab bereits einen Vorgeschmack. Kleber will Amazon Fresh nun „auch in weiteren Regionen Deutschlands verfügbar machen“. In den nächsten Wochen könnte München folgen, heißt es in der Branche. Auch das Ruhrgebiet mit Städten wie Bochum und Dortmund gilt als Fresh-Kandidat. Das „positive Feedback der Kunden“ in Berlin bestätige den Kurs, sagt Kleber.
In den USA geht der Konzern noch einen Schritt weiter. Erst vor wenigen Wochen versetzte Bezos die Aktienmärkte mit seiner Ankündigung in Wallung, die US-Feinkostkette Whole Foods zu übernehmen. Kaum war die Nachricht raus, begann bei der Konkurrenz der Ausverkauf: Rund 30 Milliarden Dollar Marktwert vernichtete Bezos' Coup bei den Konkurrenten, Aktienanalysten sprachen von einem „Erdbeben“ im Brot-und-Butter-Business.
Denn der Deal könnte die Spielregeln in dem Milliardenmarkt völlig neu schreiben. Die 1980 in Texas gegründete Bio-Supermarktkette betreibt 431 Märkte vornehmlich in den USA, aber auch Kanada und Großbritannien. Deren Lage in amerikanischen Innenstädten ist ganz auf ihre gutverdienende Kundschaft ausgerichtet, die sich ihre exorbitanten Preise leisten können. Eine ideale Klientel Amazon, das viele seiner Abholstationen bereits direkt an Supermärkten eingerichtet hat. Whole Foods passt damit in die Logistik-Offensive des Online-Konzerns, der in vielen US-Großstädten wie auch in Deutschland mittlerweile die Lieferung seiner Waren am gleichen Tag oder sogar innerhalb von wenigen Stunden offeriert.
Was Sie schon immer einmal von Alexa wissen wollten…
Nehmen wir an, Sie bekommen keine Orwell´schen Albträume davon, sich ein Mikrofon in die Wohnung zu holen und kaufen sich einen Amazon Echo. Sie haben das Gerät ausgepackt und wollen starten. Werkseitig eingestellt ist das „Wecksignal“ für Alexa – „Alexa“. Erst wenn sie dieses Zauberwort ausgesprochen haben, können Sie starten.
Zusatzinfo für Star-Trek-Fans: Man kann dieses „Weckwort“ ändern – neben „Echo“ und „Amazon“ geht auch „Computer“ – der Begriff, den auch Captain Picard benutzte, wenn er den Bordcomputer der Enterprise bedienen wollte. Dieser soll als Vorbild für Alexa gedient haben.
Alexa verfügt, wie etwa Microsoft Windows, über verschiedene Nutzerkonten (Haushaltsprofile) beziehungsweise –Profile. Das macht durchaus Sinn, etwa bei nutzerspezifischen Vorlieben wie etwa Musik: Wenn Sie gerne Verdi, Ihre Tochter aber lieber Heavy Metal hören (Alexa greift auf Ihre Amazon-Music-Dateien oder, mit dem entsprechenden Skill, etwa auch auf Spotify zu), oder Sie und ihr Partner einen völlig unterschiedlichen Literaturgeschmack haben (Alexa verwaltet auch Ihre Hörbücher). Da der Nutzer über Alexa auch bei Amazon einkaufen kann, können außerdem mehrere Amazon-Profile hinterlegt werden, damit etwa das neue Kollegah-Album Ihres Sohnes nicht über Ihr Konto abgerechnet wird. Sie können Alexa fragen: „Welches Profil ist das?“ oder ihr den Befehl geben, die Konten zu wechseln: „Wechsle die Konten.“
A propos Musik: Hier liegt eine der großen Stärken von Alexa. Sie können die Musikwiedergabe steuern: „Alexa, Wiedergabe.“, „Stopp.“, „Zurück.“, „Pause“, „Weiter.“ (und so weiter). Aber auch raffiniertere Fragen kann Alexa beantworten: Zum Beispiel „Alexa, was läuft gerade?“, „Mach lauter“, „Mach leiser“ oder „Alexa, stelle einen Sleeptimer in 20 Minuten.“
Alexa hat Zugriff auf Amazon Prime Music, auch hierfür gibt es Befehle: „Spiele etwas Prime Music zur Entspannung.“, oder „Spiele Prime Music zum Tanzen.“ Nicht nur Musikstimmungen erkennt Alexa, auch Musikgenres können gezielt angesteuert werden: „Spiele Jazz von Prime Music.“ Alexa hat allerdings nicht nur Zugriff auf Prime Music, auch Internetradiosender und Musikstreamingdienst Spotify können angesteuert werden: „Spiele ‚Pop‘ von Spotify.“
Auch Hörbücher - von Audible - kann Alexa abspielen: „Spiele das Hörbuch ab.“, „Nächstes / Vorheriges Kapitel.“, „Gehe zu Kapitel 3.“, „Mein Hörbuch fortsetzen.“
Für deutsche Echo-Käufer unter den vielen Sportligen, zu denen Alexa Infos bereithält, wohl besonders interessant: die Bundesliga. Zulässig sind hier Fragen wie „Wie ist das Spielergebnis von Schalke gegen Dortmund?“, „Wie steht es gerade bei ‚Mönchengladbach gegen den HSV‘?“, „Hat RB Leipzig gewonnen?“
Wenn Sie Alexa verraten, wo Sie arbeiten und wie Sie normalerweise dort hinkommen, hilft sie Ihnen, pünktlich da zu sein. Dann können Sie das Programm nämlich fragen: „Wie ist der Verkehr?“. Wenn Alexa Stau auf Ihrer Strecke meldet, können Sie den dann einfach umfahren – oder auf Bus und Bahn umsteigen – natürlich erst, nachdem Sie Alexa vorher mit dem passenden Skill nach der günstigsten Fahrplanverbindung gefragt haben.
Wenn Sie entschieden haben, dass Sie eigentlich heute doch viel lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren wollen, fragen Sie Alexa einfach nach dem Wetter: „Wie ist das Wetter in fünf Stunden?“. Natürlich funktioniert die Vorhersage nicht nur für den gleichen Tag: “Wird es morgen schneien?“, „Wie ist das Wetter in Köln?“ oder „Wird es am Sonntag regnen?“ funktionieren auch.
Auch über die neuesten Nachrichten kann Alexa Sie informieren – etwa via „Was gibt es Neues?“ oder „Was ist in den Nachrichten“? Wem das nicht reicht, der kann Alexas Informationsquelle über die Skills verschiedener Medien auch personalisieren.
Gut, Sie sind jetzt über die Nachrichtenlage gebrieft, wissen, wie Sie am besten zur Arbeit kommen und ob Sie Gummistiefel anziehen müssen, weil es regnet. Passende Musik oder ein Hörbuch haben Sie für den Arbeitsweg auch dabei. Aber was steht heute eigentlich alles an? Fragen Sie doch Alexa! „Alexa, was steht in meinem Kalender?“, „Alexa, füge meinem Kalender „Einkaufen“ für Freitag, den 17. Februar um 18:00 Uhr hinzu.“
Auch beim Einkaufen kann Alexa Ihnen helfen. Sie fährt zwar nicht für Sie zu Rewe (oder Edeka), aber Sie können mit ihr eine Einkaufsliste erstellen, diese ergänzen oder Dinge daraus streichen: „Füge ‚Wein‘ zur Einkaufsliste hinzu.“ Und natürlich können Sie Alexa fragen, was Sie sich notiert haben: „Was steht auf meiner Einkaufsliste?“ Auch andere Aufgaben hält Alexa für Sie fest – etwa, dass Sie Ihrer Frau noch einen Blumenstrauß zum Hochzeitstag besorgen sollten. In dem Fall wäre es allerdings gut, wenn Sie die Kontenverwaltung bereits beherrschen – sonst setzen Sie das nämlich noch aus Versehen auf die Aufgabenliste Ihrer Frau.
Gut, dass Sie an den Hochzeitstag gedacht haben – oder Alexa gebeten haben, Ihnen das heutige Datum zu nennen („Wie lautet das Datum?“). Das kann sie nämlich auch, genauso, wie Sie um eine bestimmte Uhrzeit zu wecken („Stelle den Wecker auf 06:00 Uhr.“), dabei zwischen Wochenende und Arbeitswoche zu unterscheiden („Stelle den Wochenendwecker auf 9:00 Uhr.“), und Ihnen mitzuteilen, auf wie viel Uhr Sie den Wecker gestellt haben („Für welche Uhrzeit ist mein Wecker gestellt?“.
Um beim Hochzeitstag zu bleiben: Wie wäre es abends mit etwas romantischer Stimmung? Alexa kann – vorausgesetzt, sie ist mit anderen intelligenten Geräten in Ihrem Haushalt vernetzt – zum Beispiel das Licht dimmen („Dimme das Licht im Esszimmer auf 50 Prozent“), die Kaffeemaschine einschalten („Schalte die Kaffeemaschine ein.“) oder die Temperatur in der Diele senken („Stelle die Dielentemperatur auf 18 Grad“)
Wenig überraschend: Mit Alexa können Sie auch einkaufen – ich erspare Ihnen jetzt die Fortführung mit dem Hochzeitstags-Beispiel und Schmuck für Ihre Frau. Wobei – es passt gerade so schön: Sie haben also etwas Hübsches gefunden. Sagen Sie Alexa einfach „Füge Diamantcollier zu meinem Einkaufswagen hinzu“ und „bestelle“.
Alexa kann noch viel mehr als Nachrichten vorlesen oder Einkäufe bei Amazon tätigen: Man kann ihr Wissensfragen stellen, die sie dann prompt nachschlägt. Frei nach dem Motto: „Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wie man Alexa danach fragt“. Beispielfragen wäre etwa: „Alexa, warum ist der Himmel blau?“, „Alexa, wie hoch ist die Zugspitze?“, „Alexa, was ist die Hauptstadt von Australien?“, „Alexa, wie weit ist es von hier bis Wien?“, „Alexa, was ist die Definition von paradox?“, „Alexa, wann geht heute die Sonne auf?“, „Alexa, was ist der neueste Film von Quentin Tarantino?“, „Alexa, was ist die IMDb-Bewertung für Jupiter Ascending?“
Wird der Deal von den US-Wettbewerbshütern genehmigt, steigt Amazon aus dem Stand zur fünftgrößten Supermarktkette der USA auf, mit einem Marktanteil von etwa 3,5 Prozent. Branchenprimus ist die Supermarktkette Kroger aus Cincinnati mit einem Umsatz von 115 Milliarden Dollar. Mit seiner Expansion in den Lebensmittelhandel sucht Bezos nicht nur die Konfrontation mit Walmart, Safeway, Target und Kroger, sondern auch mit Aldi und Lidl, die gerade ihr Ladennetz in den USA erweitern.
Ohnehin sind die US-Händler ob der Amazon-Experimente im Lebensmittelhandel alarmiert. Sechs Kilometer nördlich vom neuen Hauptquartier, in Seattle Ballards Viertel, testet der Konzern seit Ende Mai „Amazon Fresh Pickup“, wo seine Kunden Lebensmittel innerhalb von 15 Minuten nach Online-Bestellung selbst abholen können.