Online-Handel Schlechte Noten für die "Internethändler von nebenan"

Lokale Internethändler Quelle: dpa

Von Flensburg bis in den Allgäu: Überall versuchen lokale Online-Marktplätze Amazon und Co. Paroli zu bieten. Doch eine aktuelle Studie weckt Zweifel an den Erfolgsaussichten der Strategie.

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Immer mehr Einkaufsstraßen in Deutschland leiden wegen des Booms im Online-Handel unter sinkenden Besucherzahlen. Rettung versprechen sich viele Kommunen in dieser Situation von lokalen Online-Marktplätzen und digitalen Schaufenstern. Sie sollen die lokalen Händler auch im Internet sichtbar machen. Doch eine neue Studie weckt Zweifel an den Erfolgsaussichten dieser Strategie.

Sie heißen Flensburg-Shopping.de, Kaufen-im-Allgäu.de, Online-City Wuppertal, Kiezkaufhaus Wiesbaden oder GoCoburg: Es sind gemeinsame Internetauftritte, mit denen lokale Händler in immer mehr Städten versuchen, der Konkurrenz von Amazon und Co. etwas entgegenzusetzen.

Insgesamt 74 digitale Initiativen zählt die „Local Commerce Alliance“ inzwischen bundesweit. Das Spektrum reicht vom reinen Online-Schaufenster bis zu Marktplätzen mit Einkaufsmöglichkeit und Reservierungsfunktion. Es gibt sie in der Millionenstadt Hamburg ebenso wie in der schwäbischen 20.000-Einwohner-Gemeinde Günzburg, im rheinischen Bonn und im oberbayerischen Pfaffenhofen.

Doch eine aktuelle Studie lässt Zweifel aufkommen, ob die Marktplätze die in sie gesetzten Hoffnungen wirklich erfüllen können. Bei der Umfrage hatten Studenten der Hochschule Koblenz mehr als 200 Händler befragt, die an lokalen Online-Projekten teilnehmen. Das Ergebnis fasste das Wirtschaftsmagazin „Harvard Business Manager“ unter dem Titel zusammen: „Online-Handel - Lokale Marktplätze bringen nichts“.

Tatsächlich gaben die meisten Teilnehmer an, die Beteiligung an den Online-Marktplätzen habe bei ihnen weder zu höheren Besucherzahlen noch zu mehr Einkäufen im Laden geführt. Auch die Online-Verkäufe fielen demnach nur vereinzelt höher aus. Der überwiegende Teil der Befragten gab an, sie könnten anderen Händlern in vergleichbarer Situation eine Teilnahme nicht empfehlen.

Zwar ist die Aussagekraft der Studie wegen der vergleichsweise geringen Teilnehmerzahl begrenzt. Doch hat der Leiter der Studie, der Koblenzer Wirtschaftsdozent Andreas Hesse, angesichts der Eindeutigkeit der Ergebnisse wenig Zweifel an ihrer grundsätzlichen Aussagekraft. Für ihn steht fest: „Solche Marktplätze sind kein Selbstläufer. Es ist gar nicht einfach, daraus einen Erfolg zu machen.“ Wenn es um Auswahl oder Preise gehe, hätten die lokalen Marktplätze keine Chance gegen Amazon oder Zalando. Sie müssten mit anderen Vorteilen punkten.

Ein kurzer Blick auf die Seiten der Online-City Wuppertal reicht, um zu verstehen, was Hesse meint. Die Grenzen des Angebots sind schon auf den ersten Blick unübersehbar. Frische Lebensmittel sucht man vergeblich. Es gibt hauptsächlich Süßigkeiten, Wein und Spirituosen. Das Bekleidungsangebot ist überschaubar. Zwar gibt es einiges an Accessoires, doch bei Jeans muss sich der Kunde mit sechs verschiedenen Modellen, bei T-Shirts mit 15 Offerten und bei Röcken mit gerade einmal drei Alternativen zufrieden geben.

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