Online-Offensive Spielwaren-Händler wehren sich gegen Amazon

Die Deutschen kaufen Spielwaren immer öfter im Netz. Nun wollen die Händler den Kampf mit Online-Kaufhäusern wie Amazon aufnehmen. Aber nicht jeder Ladenbesitzer ist überzeugt, dass sich der Angriff im Internet lohnt.

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Die Verbraucher kaufen Puppen, Modellautos und Plüschtiere immer häufiger im Netz ein. Quelle: Imago

Nürnberg An den Kindern wird nicht gespart. Mögen die Zeiten noch so unsicher sein, die Deutschen geben Jahr für Jahr mehr Geld für ihren Nachwuchs aus. Das füllt auch die Kassen von Vedes, dem größten Fachhandelsverbund hierzulande. Um gut fünf Prozent sind die Einnahmen in den gut 1000 Läden der Genossenschaft im vergangenen Jahr geklettert. „Wir sind sehr zufrieden mit 2016“, sagte Vorstandschef Thomas Märtz am Mittwoch auf der Spielwarenmesse in Nürnberg.

Gleichwohl, die Ladenbesitzer stehen schwer unter Druck. Denn die Verbraucher kaufen Puppen, Modellautos und Plüschtiere immer häufiger im Netz ein, und dort dominieren Konzerne wie Amazon oder Otto. Jeden dritten Euro geben die Konsumenten schon im Internet aus. „Die Tendenz ist massiv steigend“, unterstrich Vedes-Vorstand Achim Weniger auf dem weltgrößten Branchentreff.

Der Händlerverbund geht deshalb in die Offensive. Die Zentrale in Nürnberg will ihren Mitgliedern bessere Voraussetzungen schaffen, damit diese im Netz aktiv werden können. Einerseits erweitert die Vedes ihr Lager in der Nähe von Osnabrück um die Hälfte, um schneller und zuverlässiger liefern zu können und noch mehr Ware unterzubringen. Andererseits stellt der Händlerzusammenschluss neue Software zur Verfügung.

So soll auch das sogenannte Click & Collect in den Vedes-Läden möglich werden. Dabei bestellen die Kunden im Netz und holen die Ware in einem Laden um die Ecke ab.

Allerdings: Viele Geschäftsinhaber wollen von solchen Neuerungen nichts wissen. Ziel sei es, dieses Jahr mehr als 100 Ladenbesitzer zum Mitmachen zu bewegen, so Vorstand Weniger. Zum Vergleich: Der Genossenschaft gehören 822 Mitglieder an. Gerade die älteren Händler seien nicht bereit, neue Wege zu gehen, heißt es hinter vorgehaltener Hand im Vedes-Hauptquartier. So kommt es, dass der Online-Anteil am Umsatz der Vedes-Händler nur bei 16 Prozent liegt.

Doch das ist nicht alles. Die Vedes stellt auch virtuelle Regale zur Verfügung. Das sind Computerterminals, auf denen die Kunden im Playmobil-Sets, Lego-Packungen und Carrera-Rennbahnen bestellen können, die vor Ort nicht vorrätig ist. Damit sollen die Kunden davon abgehalten werden, im riesigen Bestand von Amazon einzukaufen.


Bei den Ausgaben liegen die Deutschen im Mittelfeld

Jedes Kind unter zehn bekommt hierzulande im Schnitt Spielzeug für rund 340 Euro pro Jahr. Damit liegt Deutschland den Marktforschern der npd Group zufolge im internationalen Mittelfeld. Die Amerikaner geben etwa 450 Euro aus, die Australier sogar knapp 470 Euro. In China sind es demgegenüber lediglich 46 Euro, in Indien noch nicht einmal zehn Euro.

Der Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels schätzt, dass die Deutschen vergangenes Jahr für gut drei Milliarden Euro Spielzeug gekauft haben, ein Plus von etwa drei Prozent gegenüber 2015. Weltweit kletterten die Umsätze in den Läden laut npd Group ähnlich stark auf etwa 85 Milliarden Euro. Seit 2011 ist der Markt damit um etwa 15 Prozent gewachsen.

Beim Konkurrenzverband von Vedes, Idee + Spiel, sind die Spielwaren-Umsätze 2016 um drei Prozent geklettert. Der Händlerverbund aus Hildesheim profitiert nach eigenen Angaben kräftig von seinem Online-Marktplatz, der seine Umsätze Unternehmensangaben zufolge verdreifacht habe. Dieses Jahr wollen die Händler der Vereinigung auch große und sperrige Produkte übers Internet vertreiben, die sie in den 800 angeschlossenen Läden nicht präsentieren können. Diese Artikel, etwa Trampoline, sollen die Hersteller direkt an die Kunden liefern.

Marktführer Vedes ist zuversichtlich, dass das Geschäft dieses Jahr weiter wächst. „Wir schauen optimistisch in die Zukunft“, so Vorstandschef Märtz. Der Manager verspricht ein Plus von rund drei Prozent. 2016 erzielten die Vedes-Händler hierzulande einen Umsatz von 556 Millionen Euro.

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