Eine bekannte New Yorker Modeboutique hat kürzlich einen Ratgeber für Banker-Mode vorgestellt. Unter dem Titel „The New Office Casual“ empfahlen die Experten statt dunkelblauen Zweireihern sogenannte „Easy Layer“, etwa eine Strickjacke. So easy wie das klingt, ist es aber nicht. Der Druck auf Männer, sich nicht mehr nur anständig, sondern cool zu kleiden, wächst stetig.
Damit haben viele noch so ihre Schwierigkeiten, weiß Julia Bösch. „Die meisten unserer Kunden haben ihre Business-Lösung schon gefunden. Bei uns suchen sie nach Tipps für einen entspannten Look mit modischen Details.“ Sie ist die Gründerin von Outfittery, einer Online-Stilberatung für Männer, die die empfohlenen Outfits nach Hause liefert und alles, was nicht gefällt, wieder abholt.
Wie das Handelsblatt exklusiv erfuhr, hat Outfittery gerade eine Finanzierungsrunde über 22 Millionen Dollar abgeschlossen. Angeführt wurde die Runde von Octopus Ventures aus New York. Neu dabei ist auch der italienische U-Start-Club, hinter dem einige große Modefamilien stehen. Auch die alten Investoren, darunter Northzone, Mangrove Capital und Holtzbrinck Ventures, haben sich erneut beteiligt.
Die größten Probleme bei Lieferungen von Onlinehändlern
14 Prozent der Befragten erhielten in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal keine Ware, obwohl Händler oder Zusteller eine erfolgreiche Zustellung meldeten
Die falsche Ware erhielten im vergangenen Jahr 17 Prozent der Befragten
24 Prozent der Befragten ärgerten sich über beschädigte Ware
Mehr als ein Viertel der Befragten (26 Prozent) klagten darüber bestellte Waren gar nicht bekommen zu haben
45 Prozent der Befragten gaben an, dass bei ihnen in den vergangenen zwölf Monaten die Karte mit dem Hinweis auf "verpasste Anlieferung" in den Briefkasten eingeworfen wurde, obwohl sie zu Hause waren
Bei 48 Prozent der Befragten kamen Lieferungen später an als angekündigt
Die Studie entstand im Auftrag für JDA Software, einen führenden Anbieter von Lösungen für die Bereiche Supply Chain, Produktionsplanung. Für die Auswertung wurden 2042 repräsentativ ausgewählte Verbraucher zwischen 16 und 64 Jahren aus Deutschland befragt. Die Erhebung erfolgte online im April 2015 und wurde von dem unabhängigen Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführt.
Als Bösch vor vier Jahren gemeinsam mit Anna Alex ihr Start-up gründete, hätten viele Investoren geglaubt, das werde ein Nischengeschäft mit maximal ein paar zehntausend Kunden. Inzwischen habe Outfittery 400.000 Kunden in acht Ländern.
Die Kosten sind höher als bei Zalando – die Margen nicht
Die meisten davon bestellten regelmäßig, behauptet Bösch, und das ist essenziell für ihr Geschäftsmodell. Denn Outfittery verdient ausschließlich am Verkauf der Klamotten, für die Beratung gibt es keinen Aufpreis. Die Margen sind also nicht höher als bei reinen Online-Händlern wie Zalando – die Kosten aber schon. Nicht nur, weil Retouren zum Geschäftsmodell gehören, von jedem Paket lässt der Durchschnittskunde mindestens ein Outfit wieder bei sich zu Hause abholen, und zwar kostenlos.
150 Stylisten arbeiten für Bösch und Alex, insbesondere am Anfang müssen sie sich viel Zeit für den Kunden nehmen, seine Maße erfassen, seine Vorlieben, seinen Geschmack. Verdienen tun sie daran erst einmal nichts. „Wir sind bereit, in den Erstkunden zu investieren“, so formuliert es Bösch.
Sei der Kunde erst einmal überzeugt, seien die Warenkörbe, die er einkauft mit durchschnittlich 200 Euro pro Bestellung aber höher als im herkömmlichen Handel. Ein treuer Kunde, der den Service weiterempfiehlt, spart zudem das teure Marketing, das ein Händler wie Zalando aufwenden muss, um den Kunden, der dieselbe Ware genau so gut bei Otto oder Asos bestellen könnte, wieder in seinen Shop zu locken.
Zalando hat das erkannt, und investiert viel Geld, um seine Zielgruppe bei Laune zu halten. Das Unternehmen hat vor kurzem eine App namens Zalon gestartet, die eine Styling-Beratung macht, ähnlich wie Outfittery, nur dass die Zielgruppe hauptsächlich Frauen sind. Dass der M-Dax-Konzern, bei dem die Outfittery-Gründerinnen einst ihre Karriere begonnen haben, ihr Geschäftsmodell heute kopiert, betrachtet Julia Bösch „nicht als Bedrohung, sondern als großes Kompliment.“