Onlineauftritte von Kaufhof, Karstadt und Co. Warenhäuser verschlafen den digitalen Wandel

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Millionen-Investitionen nötig

Breuninger und Galeria Kaufhof gehen auch den anderen Weg, holen das Internet in ihre Filialen und rüsten sie mit Tablets aus. Beratungsgespräche im Laden sollen auf den Online-Shop erweitert, Waren die nicht in der Filiale sind, gleich an die Wunschadresse bestellt werden – betreutes Online-Shopping also. Unabhängig von den einzelnen Besonderheiten: Unisono verweisen die stationären Händler auf ihre enormen Entwicklungssprünge und hohe Umsatzzuwächse im Onlinehandel in den vergangenen Jahren.

Das klassische Warenhauskonzept ist am Ende, zwischen Supermärkten und Discountern tobt der Kampf. Was bedeutet das für die Kunden? Wo kaufen wir in Zukunft ein? Welche Ladenkonzepte noch eine Chance haben.
von Stephan Happel

Das reicht alles nicht, kritisiert allerdings E-Commerce-Experte Gerrit Heinemann. „Die traditionellen Händler hinken noch immer meilenweit hinterher. Da werden Online-Shops geführt wie Filialen.“

Das vielgepriesene Multi-Channeling sei in Deutschland noch am Anfang. „Click&Collect“ sei vielfach gar „Etikettenschwindel“, weil es sich nur um eine einfache Anlieferung an den Laden handle. Doch den Warenkorb kurz vor dem Filialbesuch am gleichen Tag zusammenstellen zu lassen, sei in Deutschland nicht möglich, weil die Voraussetzungen fehlen. Schließlich müsste nicht nur die im Online-Shop gezeigte Ware vor Ort vorrätig ist, sondern auch alle Filialen bis auf Artikelebene informationstechnisch vernetzt sein. In vielen Waren- und Modehäusern undenkbar.

Wie es richtig geht, zeigen dabei manche stationären Händler in den USA und Großbritannien. Milliarden Dollar hat der schwächelnde Warenhaus-Riese Macy‘s in den Ausbau seines Onlinegeschäftes, in neue Services und Multi-Channel-Angebote gesteckt. Mit Erfolg: Laut Branchenschätzungen macht das Onlinegeschäft mittlerweile mehr als zehn Prozent des Umsatzes aus und verhilft Macy’s zu Stärke zurück.

Die britische Warenhauskette John Lewis macht mittlerweile sogar mehr als 25 Prozent ihres Gesamtumsatzes von rund 4,9 Milliarden Euro über ihren eigenen Online-Shop.

Kaufhaus oder Online-Shop - Was ist besser?

Davon sind die deutschen Traditions-Händler weit entfernt, was sowohl Technik als auch Anspruch angeht. Beispiel: Im Kalenderjahr 2013 lag der Online-Umsatz von Galeria Kaufhof bei rund 50 Millionen Euro. In drei Jahren, so der Plan, soll er bei zehn Prozent des Gesamtumsatzes liegen. Das wären immerhin etwa 300 Millionen Euro.

Hohe Investitionskosten

Zu wenig, sagen Kritiker. Während die Online-Angreifer mit hohem Tempo Innovationen und Weiterentwicklungen in den Markt drücken, agieren die stationären Händler eher zurückhaltend. „Da wird im Zeithorizont von einem Jahr gedacht“, sagt Heinemann. „Bei diesem Thema ist es aber wichtig, groß und in Zeiträumen von zehn oder zwanzig zu denken.“

Wer seinen Online-Shop aber wirklich groß aufziehen will, muss viel Geld zahlen. Schon die Investitionen in die Grundlagen kosten. Eine moderne Homepage, neue Funktionen für die Nutzerfreundlichkeit – da kommen schnell hohe Summen zusammen. Wer dann auch noch auf verschiedene Kanäle setzen will, muss noch tiefer in die Tasche greifen - und mitunter sein ganzes Waren- und Liefersystem anpassen.

Bei Karstadt müssten bis zu 500 Millionen Euro investiert werden, um auf ein konkurrenzfähiges Niveau zu kommen, schätzt Heinemann. Doch deutsche Händler investierten meist nur einstellige Millionensummen - zu wenig, meint der Experte:

„Das reicht gerade einmal für Kosmetik.“

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