Onlinehandel Amazon-Deutschlandchef: „Wir wachsen weiter“

Amazon will die Einstiegslöhne in der Logistik von 12 Euro  auf 12,50 Euro pro Stunde erhöhen. Quelle: imago images

In seinem ersten Interview als Amazon-Deutschlandchef spricht Rocco Bräuniger über die Folgen der Inflation für das Einkaufsverhalten, Retourengebühren, Klimaschutz und seine Erwartungen an Amazons Prime Day.

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Trotz getrübter Konsumstimmung rechnet Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger mit einem starken Geschäft zum „Prime Day“. Die Lage sei für viele Haushalte zwar schwierig. „Die Inflation macht allen zu schaffen“, sagte Bräuniger im Interview mit der WirtschaftsWoche. „Für den diesjährigen Prime Day bin ich trotzdem zuversichtlich.“ Sonderangebote würden „gerade jetzt, da das Geld bei vielen Menschen knapper ist, gut ankommen“. Der Prime Day, der am Dienstag (12. Juli) startet, gilt als eines der umsatzstärksten Verkaufsevents für den amerikanischen Onlinehändler.  

Generell habe sich das Einkaufsverhalten der deutschen Amazon-Kunden trotz gestiegener Lebenshaltungskosten „bisher kaum geändert“, so Bräuniger. „Statt zu Markenartikeln greift zwar der ein oder andere jetzt verstärkt zu preiswerten Alternativen.“ Allerdings seien auch Premiummarken wie Apple oder Spielekonsolen wie die Playstation 5 nach wie vor sehr beliebt. „Insgesamt verzeichnen wir keinen Einbruch der Bestellungen“, sagte Bräuniger. „Im Gegenteil: Wir wachsen weiter, auch wenn die Herausforderungen stärker werden.“

Bräuniger bekräftigte Pläne, in Deutschland Tausende zusätzliche Mitarbeiter einzustellen. „Im laufenden Jahr werden wir mehr als 6000 zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen, darunter Einkäufer, Projekt- und Produktmanager, Techniker in der Logistik und und und“, sagte er der WirtschaftsWoche. Die bisherigen Einstieglöhne von 12 Euro pro Stunde in der Logistik würden in den kommenden Monaten steigen. „Wir haben bereits letztes Jahr angekündigt, die Einstiegslöhne in der Logistik dieses Jahr erneut auf 12,50 Euro pro Stunde und mehr anzuheben“, so Bräuniger.

Die Preise steigen, die Konsumlust sinkt – schlechte Zeiten für Amazon? Rocco Bräuniger, der neue Deutschlandchef des Onlineriesen, über Rabattschlachten, Retouren und die Frage, wie er 6000 neue Mitarbeiter finden will.
von Henryk Hielscher

Rücksendegebühren sind für Amazon kein Thema

Eine klare Absage erteilte Bräuniger Branchenideen, die Möglichkeit kostenloser Rücksendungen für Verbraucher einzuschränken. „Rücksendegebühren sind aktuell kein Thema“, so Bräuniger. „Solange unsere Kunden sagen, ‚wir wollen die Möglichkeit kostenloser Retouren haben‘, wird es die Möglichkeit geben.“ Unabhängig davon treibt der Konzern Pläne voran, seine Lieferflotte künftig klimafreundlicher zu gestalten. „2021 haben wir in Deutschland 40 Millionen mit Elektrofahrzeugen zugestellt, diese Zahl wird in den nächsten Jahren weiter steigen“, sagte Bräuniger. Amazon habe weltweit 100.000 elektrische Lieferwagen beim Hersteller Rivian bestellt. „Die werden nach und nach produziert und kommen dann auch zu uns. Zusätzlich sind schon jetzt 1200 elektrische Mercedes-Transporter allein in Deutschland im Einsatz.“ Bis 2030 soll die Hälfte der Lieferungen CO2-neutral erfolgen, bis 2040 will Amazon vollständig klimaneutral sein.

Rocco Bräuniger hatte im Januar 2022 den langjährigen Amazon-Manager Ralf Kleber an der Spitze der deutschen Landesgesellschaft abgelöst und ist seither für Amazons wichtigsten Auslandsmarkt verantwortlich. „Über 30.000 Mitarbeiter arbeiten hierzulande für uns, abgesehen von den USA erzielen wir in keinem anderen Land mehr Umsatz“, sagte Bräuniger. Zudem ist der Manager unter anderem auch für Österreich und die Schweiz zuständig. Der 48-Jährige arbeitet seit 2006 für den Konzern, war unter anderem für das europäische Konsumgüter-Geschäft verantwortlich und hatte das Amazon-Geschäft in Australien aufgebaut.

Lesen Sie hier das gesamte Interview mit Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger: „Das ist so, als würden Sie ein Flugzeug während des Flugs umbauen“

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