Optikerbranche Mister Spex verschiebt Börsenpläne

Mister Spex Essen Quelle: Presse

Ursprünglich hatte das Berliner Unternehmen sein Börsendebüt für Ende 2018 in Aussicht gestellt. Jetzt rudert Mister Spex zurück. Zunächst müsse das Geschäft weiter wachsen, heißt es auf der Unternehmensseite.

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Der Berliner Online-Brillenhändler Mister Spex will sich mit einem Gang aufs Parkett mehr Zeit lassen. „Mit dem Börsengang hätten wir die Möglichkeit, das langfristige Wachstum von Mister Spex zu finanzieren und würden weiterhin unabhängig bleiben“, sagte Firmengründer und Co-Chef Dirk Graber im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Aber bevor es so weit sei, müsse Mister Spex „zunächst weiter wachsen“. Ursprünglich wollte Mister Spex stärker aufs Tempo drücken. Vor drei Jahren hatte Graber noch ein Börsendebüt für Ende 2018 in Aussicht gestellt.

Die US-Bank Goldman Sachs ist seit Januar 2015 mit rund einem Fünftel an dem Fielmann- und Apollo-Optik-Konkurrenten beteiligt, der inzwischen bei Investoren 80 Millionen Euro eingesammelt hat und mehr als 450 Mitarbeiter beschäftigt. Laut Graber scharren die Geldgeber – neben Goldman auch Scottish Equity Partners und Grazia Equity – noch nicht mit den Hufen, um einen Ausstieg hinzulegen: „Unsere Investoren sind sehr geduldig und stehen hinter unserer Strategie. Wenn wir weiter wachsen, profitieren auch sie davon.“

Wie viele Startups hält sich Mister Spex bei Umsatz- und Gewinnzahlen bedeckt. 2017 hat das vor elf Jahren gegründete Unternehmen nach eigenen Angaben rund 100 Millionen Euro erlöst. Marktführer Fielmann kam auf knapp 1,4 Milliarden Euro. „Bisher arbeiten wir in diesem Jahr konzernweit auf Basis des Betriebsgewinns (Ebitda) profitabel“, sagt Co-Chef Mirko Caspar. „Wir sehen hohes Wachstumspotenzial für Mister Spex. Die Optikerbranche hinkt bei der Digitalisierung hinterher und wir sind da gut positioniert.“ Bisher haben Online-Anbieter wie Mister Spex und Konkurrent Brillen.de ihre stationären Rivalen aber nicht das Fürchten gelehrt: Laut dem Zentralverband der Augenoptiker (ZVA) lag der Onlineanteil am Gesamtumsatz der Branche 2017 lediglich bei 4,3 Prozent.

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Um das Geschäft auszubauen, setzt das Mister Spex neben dem Onlinehandel in zehn europäischen Ländern seit 2016 auf den Aufbau eines Filialnetzes. „Manche Kunden haben Lust aufs Shoppen, höheren Bedarf an Beratung oder wollen schlichtweg mehrere Brillen ausprobieren“, sagt Caspar. Jeder, der im Laden eine Brille einkaufe, erhalte einen Online-Zugang mit den gesamten Kundendaten zu Seestärke und Besonderheiten. Das nächste Mal bestellten viele dann im Internet.
Darüber hinaus steckt Mister Spex Geld in die Erweiterung der Zahl der Partner-Optiker, bei denen potenzielle Kunden einen Sehtest vornehmen können, um danach online eine Brille mit passender Sehstärke zu bestellen. „Bei der Geschwindigkeit setzt Amazon den Standard. Wir dürfen nicht langsamer sein“, sagt Graber. Mister Spex betreibt in Berlin ein Logistikzentrum, wo etwa Brillengläser eingeschliffen werden. An Spitzentagen werden 15.000 Pakete verschickt.

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