Optimismus vor Baselworld Uhren-Papst Jean-Claude Biver glaubt an goldene Online-Zukunft seiner feinen Branche

Rechtzeitig zur Baselworld, der Top-Messe der Haute Horlogerie, macht Marken-Star Jean-Claude Biver auf Optimismus für die Uhrenindustrie.

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Baselworld: Uhren-Papst Biver glaubt an goldene Online-Zukunft Quelle: Gian Marco Castelberg für Handelsblatt Magazin

Düsseldorf Nächste Woche trifft sich wieder die Crème de la Crème der Uhren-Marken in Basel zur weltgrößten Uhren- und Schmuckmesse. Doch noch immer ist die Krise nicht ausgestanden. Das eingebrochene China-Geschäft, Überkapazitäten und die weltweiten politischen Unsicherheiten drohen der feinen Branche die Stimmung zu verderben. Erneut werden etliche Aussteller der Baselworld fernbleiben.

Da tut es dann schon wieder gut, wenn einer der wichtigsten Akteure der feinsten Schweizer Industrie auf Optimismus macht: „Die Uhrenindustrie wird dieses Jahr zwischen fünf und sieben Prozent wachsen“, prophezeit Jean-Claude Biver, Chef der Uhrensparte im französischen Luxuskonzern LVMH und damit verantwortlich für die Marken Hublot, TAG Heuer und Zenith. „Der Aufschwung hat gerade erst begonnen.“ 

Im Gespräch mit dem am Freitag erscheinenden Handelsblatt Magazin macht der 68-Jährige seinen Kollegen Mut: „Luxus, also das Geschäft mit teils irrationalen, weil sehr emotionalen Gütern, hängt sehr stark von der Einkaufslaune unserer Kunden ab. Die wiederum ist natürlich an die wirtschaftliche Entwicklung ihrer eigenen Heimatländer, aber auch der Weltwirtschaft geknüpft. Und all diese Stimmungsfaktoren entwickeln sich gerade nach oben.“

Biver weiter: „Die Konjunktur in den USA zum Beispiel brummt wieder, ebenso in Japan und Europa. Selbst in Frankreich gehen die Arbeitslosenzahlen zurück. Ich bin also sehr optimistisch für 2018 und darüber hinaus.“ 

Biver gilt neben Swatch-Group-Gründer und Plastikuhren-Erfinder Nicolas Hayek als Retter der Schweizer Uhren-Industrie, seit er in den achtziger Jahren die Uhrenmarke Blancpain neu belebt hat. Damals durchlebte die Schweizer Uhrenindustrie wegen der neu aufkommenden Quarz-Technologie ihre bis dahin schwerste Krise. Biver gab Marken und Kunden den Glauben an die Feinmechanik zurück und baute so später auch Omega aus. 

Allein den Umsatz von Hublot konnte er in kürzester Zeit vervielfachen. Die Marke macht ihm bis heute wohl am meisten Spaß:  „Bei Hublot bremsen wir das Wachstum aktuell sogar, weil wir Angst haben, mit der Produktion nicht mehr nachzukommen. Wir machen da heute in einem Monat mehr Umsatz als in den beiden kompletten Jahren 2004 und 2005. Das muss verdaut und konsolidiert werden. Es ist ein Wahnsinn … aber ein wunderbarer!“, so Biver gegenüber dem Handelsblatt Magazin. 

Anders als viele seiner Mitstreiter bei Patek Philippe oder Rolex glaubt der gebürtig Luxemburger mittlerweile aber auch bedingungslos ans Online-Geschäft: „Die Zukunft unserer Uhren liegt klar im Netz. Heute verkaufen die meisten Marken zwischen drei und zehn Prozent online“, so Biver. „Ich wage die Prognose, dass es in fünf Jahren schon 20, 30 Prozent sein werden.“ Sein Fazit: „Die älteren Herrschaften der Branche in Europa haben das noch immer nicht verstanden. Aber die jüngeren Kunden und obendrein riesige Märkte wie China oder Indien zeigen ihnen allmählich, wohin die Reise geht.“ 

Um Asien ist ihm ohnehin nicht mehr bange: „Über 35 Prozent der gesamten Umsätze verdankt meine Branche den Chinesen. Die kauften all die Uhren ja nicht nur zu Hause, sondern gern auch im Urlaub oder auf Geschäftsreisen. Wenn also die Lokomotive abstürzt, reißt sie den ganzen Zug der Luxusgüter-Industrie mit sich. Diese Krise erlebte übrigens auch das Modegeschäft. Jetzt aber kehren die Chinesen zurück, weil ihre Wirtschaft boomt und sie mehr denn je Spaß haben an unseren Produkten“, so Biver. 

Lesen Sie hier das vollständige Gespräch mit Jean-Claude Biver. Das komplette Handelsblatt Magazin N°2/2018 können Sie jetzt hier als PDF downloaden oder gedruckt mit dem Handelsblatt vom 16. März 2018 am Kiosk erwerben.

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