Otto-Gruppe Die geheimen Investoren von „About You“

Die Otto-Gruppe will Partner an der Mode-Plattform „About You“ beteiligen. Durch den Deal steigt der Wert des Online-Shops auf 320 Millionen Euro. Wer hinter der Minderheitsbeteiligung steckt, ist noch ein Geheimnis.

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„About You“ will unter die fünf größten Mode-Shops in Deutschland kommen Quelle: Screenshot

Hamburg Ein junges Team, dem ein Loft in der Stadtmitte als Büro dient: Seit zwei Jahren macht die alteingesessene Otto-Gruppe mit ihrem jungen Mode-Shop „About You“ auf Start-up. Ziel ist es, dem Berliner Marktführer Zalando die jungen Kunden nicht allein zu überlassen.

Jetzt leitet das Hoffnungsprojekt „About You“ eine neue Phase ein: Die Otto-Gruppe holt Investoren in den Shop. Es handle sich um eine „geringe Minderheitsbeteiligung“, sagte About-You-Finanzchef Hannes Wiese dem Handelsblatt. Ziel sei es „strategische Partnerschaften in der Wertschöpfungskette“ zu stärken.

Das weckt Erinnerungen: Beim Konkurrenten Zalando gehörte etwa die dänische Modegruppe Beststeller mit Marken wie „Jack & Jones“ zu den frühen Investoren. Marken können sich so beispielsweise den Zugang zu einem attraktiven Kundenstamm sichern, die Shops wiederum exklusive Sortimente.

Gut zwei Jahre nach dem Start werde der Online-Shop durch den Deal rechnerisch mit 320 Millionen Euro bewertet, sagte Wiese. Bekannt gegeben werde der Name des Investors jedoch erst im Sommer. Das investierte Geld solle in das Unternehmen fließen. „Es geht nicht um einen Exit der Otto-Gruppe“, sagte Wiese. Das Geschäft sei aus dem Interesse des strategischen Investors geboren.

„About You“ werde weiter investieren. Marketingchef Tarek Müller kündigte an, weiterhin im zweistelliger Millionen-Höhe Geld für TV- und Radiospots auszugeben. Wichtigster Baustein des Marketings seien aber die kostengünstigeren Social-Media-Kanäle.

„About You“ erziele inzwischen einen hohen zweistelligen Millionenumsatz, sein mit mehr als 250 Mitarbeitern eine der schnellst wachsenden E-Commerce-Marken Europas. Ziel sei es, unter die fünf größten Mode-Shops in Deutschland zu kommen – hinter Amazon, Zalando mit europaweit knapp drei Milliarden Euro Umsatz, Otto.de und Bonprix. Zum Start wollte „About You“ damit punkten, dass Entwickler App-ähnliche Anwendungen für den Shop schreiben können.

Bis zum Jahresende soll der Shop zudem einem sozialen Netzwerk wie Facebook ähneln: Dann sollen alle Nutzer auf einfache Weise Lieblingsoutfits einstellen können. Nutzer können sich dann miteinander vernetzen und sich modisch inspirieren lassen. Schon jetzt stellen ausgewählte Prominente wie das Model Stefanie Giesinger auf der Webseite Outfits vor und bekommen im Gegenzug zwölf bis 15 Prozent Umsatzbeteiligung für so ausgelöste Verkäufe. Künftig sollen auch diejenigen Nutzer, die die meisten Verkäufe generieren, beteiligt werden.


Eigene Markenshops auf der Zalando-Plattform

„About You“ will sich mit dieser Strategie an Kunden wenden, die Mode entdecken wollen – und weniger gezielt kaufen, wie zum Beispiel auf den Shops von Amazon und Zalando. Dazu sollen Funktionen beitragen, etwa personalisierte Rabatte und ortsbasierte Empfehlungen für einzelne Stadtteile. Damit will „About You“ eine neue Zielgruppe für den E-Commerce erschließen, die bislang meist in den Innenstädten einkauft.

Ziel der gerade umgesetzten Neugestaltung der Shoppingseite ist laut Technik-Chef Sebastian Betz auch, die Homepage benutzerfreundlicher für Smartphones zu machen. Für die Otto-Gruppe ist „About You“ der Versuch, jüngere Kundinnen für den Händler zu gewinnen. Die großen Konzern-Plattformen für Mode, Otto.de und Bonprix, erreichen eher ältere Kundinnen mit geringeren Modeansprüchen.

Allerdings hat das einige Jahre früher gestartete Zalando einen großen Vorsprung. Und: Der größte Mode-Versandhändler in Deutschland hat diese Woche angekündigt, seinerseits die Kooperation mit Marken ausbauen zu wollen. Diese sollen eigene Markenshops auf der Zalando-Plattform einrichten können.

Zalando will für möglichst viele Kunden die einzige Anlaufstelle für Mode im Netz werden. Das macht die Aufholjagd für „About You“ nicht einfacher.

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