Pakete an der Tankstelle Amazon paktiert noch stärker mit Shell

Der weltgrößte Onlinehändler Amazon vertieft seine Kooperation mit Shell. Bis Ende des Jahres werden an mehr als 200 deutschen Shell-Tankstellen Paket-Abholstationen aufgebaut. Und auch bei O2-Shops hat Amazon viel vor.

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Amazon stärkt Kooperation mit Shell Quelle: Reuters

Düsseldorf Es war eine Kampfansage an die Deutsche Post DHL. Als der Internetriese Amazon vor mehr als einem Jahr ankündigte, sich mit dem britisch-niederländischen Ölmulti Shell zu verbünden, um unabhängig von DHL, selbst Pakete in Deutschland zuzustellen, wurde der Marktführer aus Bonn kalt erwischt. Dass sich Amazon, dessen Ware in jedem siebten deutschen Paket steckt, von DHL lossagen könnte, hielt man bei der Deutschen Post lange für undenkbar. Jetzt forciert der Internetriese seine Attacke sogar noch.

An zehn Tankstellen in München haben Shell und Amazon seit Juli 2016 sogenannte Amazon Locker getestet. Dabei handelt es sich um Paketautomaten mit Schließfächern, zu denen Amazon-Kunden ihre Bestellungen umleiten können, falls sie nicht zu Hause sind. Die Testphase in Bayern war erfolgreich. Jetzt wollen beide Unternehmen ihr Konzept bundesweit ausrollen. „Bis Ende des Jahres planen wir an mehr als 200 der insgesamt 2000 Stationen in unserem Netz Amazon Locker aufzustellen“, sagte Jan Reichel, Leiter des Shell Shopgeschäftes in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Neben Shell kooperiert Amazon auch mit Einzelhändlern, einigen Berliner „Spätis“ und seit neuestem auch mit Telefónica Deutschland. In einzelnen Filialen der Mobilfunkmarke O2 von Telefónica sollen bis Ende des Jahres ebenfalls Paket-Schließfächer aufgebaut werden. Der US-Internetkonzern will seinen Kunden eine „weitere komfortable Lieferoption“ geben, wie Amazon-Manager Sam Nicols erklärt.

Amazon-Kunden können beim Online-Einkauf eine Abholstation in Ihrer Nähe auswählen. Sobald ihre Bestellung dort eintrifft, werden sie per E-Mail benachrichtigt und erhalten einen Abholcode, mit dem sich das Schließfach öffnen lässt. Dann haben die Kunden drei Werktage Zeit, um ihre Sendung abzuholen bevor das Paket an Amazon zurückgesandt wird.

Paket-Abholstationen von Amazon gibt es bereits an mehr als 180 Standorten in deutschen Städten wie München, Augsburg, Berlin, Hamburg, Köln, Düsseldorf, Dortmund, Oberhausen oder Essen. Dies sei aber „nur ein erster Schritt", sagte Amazon-Manager Nicols. Er sieht in den Schließfächern seines Konzerns „die Alternative für Kunden, die selbst bestimmen möchten, wann und wo sie ihre Einkäufe abholen“.

Shell und Telefónica wiederum wollen ihre Tankstellen und Shops aufwerten und hoffen so auf zusätzliche Kundschaft. „Das Angebot passt gut in unser Konzept, Kunden mit attraktiven Dienstleistungen das Leben ein wenig einfacher und bequemer zu machen“, erklärt Shell-Manager Reichel. Kunden könnten an bald 200 Shell-Tankstellen in Deutschland ihre Bestellungen von Amazon zu jeder Zeit an den Stationen abholen. Der Kunde kann seine Bestellung bei Amazon von überall aufgeben und „gleich noch tanken, im Shop einkaufen, Geld abheben, etwas Warmes essen oder einen Kaffee trinken“, sagt Reichel.

Mit den Kooperationen forciert Amazon den Versuch ins Logistikgeschäft einzusteigen und greift Deutsche Post DHL, Hermes und UPS – die Platzhirsche bei der Paketzustellung – frontal an. Mit den Paketautomaten an den Shell-Tankstellen kann Amazon schnell und ohne viel Aufwand ein Verteilnetz aufbauen. Das Potenzial, die Kooperation noch deutlich auszuweiten, ist groß. Shell betreibt alleine in Deutschland knapp 2000 Tankstellen und ist hierzulande hinter Aral die Nummer zwei im Tankstellengeschäft. Weltweit ist Shell mit 43.000 Stationen sogar die Nummer eins.

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