Parfümeriekette Wie Tina Müller Douglas herausputzen will

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Douglas nimmt den „Yeti der Beauty-Branche“ ins Visier

Müllers Vorgängerin Isabelle Parize sorgte für zusätzliche Abgänge. Selbstbewusstsein und Durchsetzungsstärke hatten der Managerin schon in Jugendjahren den Spitznamen „La Directrice“ – zu Deutsch: „die Chefin“ – eingebracht. Dem wurde sie auch bei Douglas gerecht. Im Unternehmen galt sie bald als „ruppige Flakonzählerin“, die ihre Angestellten triezte. Die Folge: Wichtige Mitarbeiter wechselten zu Konkurrenten wie Sephora. Deren Know-how nutzen die Franzosen jetzt, um in Deutschland durchzustarten.

Schon als im vergangenen Sommer die ersten Sephora-Shops in einzelnen Warenhäusern von Galeria Kaufhof eröffneten, war der Andrang gewaltig. In diesem Jahr sollen weitere Standorte folgen, offenbar nicht mehr nur als Untermieter, sondern auch über eigene Schönheitstempel. Für bis zu 100 sei in Deutschland Platz, glauben Immobilienexperten.

Douglas-Chefin Müller hält nun mit Schönheitskuren für die eigenen Läden und neuen Diensten für die Kunden gegen. „Wir planen einen deutlichen Ausbau unseres Beratungsangebots, das wir ,Quick Services‘ nennen“, sagte sie der „Rheinischen Post“ im Antrittsinterview. Dazu könnten etwa Kooperationen mit Friseuren oder Nagelstudios zählen.

Sogar den „Yeti der Beauty-Branche“ („Horizont“) – die Zielgruppe Mann – nimmt sie ins Visier. Als Lockmittel testet Müller Barbershops in den Filialen, um vom Bartpflegetrend zu profitieren.

Gleichzeitig will Müller das Onlinegeschäft forcieren, das zuletzt knapp 14 Prozent des Konzernumsatzes von 2,8 Milliarden Euro einspielte. Das ist auch nötig, um Kosmetik-Newcomer wie Otto und Zalando auf Abstand zu halten. Otto.de verkauft bereits mehr als 1000 L’Oréal-Produkte, 500 weitere sollen in den nächsten Monaten dazu kommen. Zalando will im Frühjahr mit einer Grundausstattung an Parfüms, Haut- und Haarpflegeprodukten starten, darunter Artikel bekannter Marken wie Maybelline und jüngerer Labels wie Percy & Reed. Neben dem Onlineshop ist eine Konzeptfiliale in Berlin geplant.

Wie Müller den Vorstoß parieren will, lassen Personalentscheidungen erahnen. So kommt vom Modeanbieter s.Oliver die Managerin Vanessa Stützle als International Head of E-Commerce zu Douglas. Sie soll gemeinsam mit der früheren Opel-Managerin Carolin Schmidt die Marke wieder trendiger machen.

Nebenher setzt Müller auf logistische Experimente und plant etwa die Einführung eines Schnelllieferservices für Kosmetik in Deutschland. Vorbild sei die französische Tochter, heißt es in Branchenkreisen. Dort erhalten Kundinnen schon heute Maskara oder Lippenstift auf Wunsch innerhalb von zwei Stunden nach ihrer Onlinebestellung. Influencer – Internetstars mit Einfluss in der jungen Zielgruppe – sollen eigene Kollektionen bekommen. Zusätzlich wird der Onlineshop zum Marktplatz für externe Anbieter wie etwa Kosmetiksalons ausgebaut.

Reicht das, um sich gegen die digitalen Angreifer zu behaupten? Die Zeit drängt. In Deutschland, dem mit Abstand wichtigsten Markt des Konzerns, kann das Onlinewachstum den Rückgang in den Filialen nicht kompensieren, der Umsatz bröckelt.

Noch wichtiger: Die neuen Player könnten mit Aktionen à la Aldi einen margenvernichtenden Preiskampf einläuten. Müllers Beauty Contest hat gerade erst begonnen.

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