Passagierkontrollen Flughafen-Betreiber wollen Sicherheits-Chaos nicht länger hinnehmen

Lange Wartezeiten bei der Passagierkontrolle sind der Beschwerdegrund Nummer eins am Flughafen. Quelle: dpa

Lange Wartezeiten an der Sicherheitskontrolle haben vielen Reisenden den Start in den Oster-Urlaub vermiest. Flughafen-Betreiber fordern Reformen.

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Am Düsseldorfer Flughafen packt der Chef zur Not noch selbst mit an. Das zumindest war die Botschaft, die Peter Lange in die Welt tragen wollte. Der Chef der Airport-Sparte des Sicherheitsdienstleisters Kötter ließ sich vergangene Woche öffentlichkeitswirksam in der Passagier- und Handgepäckkontrolle als Wannenrückführer einteilen. Für ein paar Stunden sortierte der Manager jene grauen Plastikwannen, in die die Fluggäste den Inhalt ihrer Hosentaschen packen, bevor sie die Sicherheitsschleuse passieren.

Die hochrangige Verstärkung war offenbar dringend nötig: Nur mit großer Mühe und daraus resultierenden 130-köpfigen Verstärkung konnte Kötter im Osterreiseverkehr ein Chaos wie im September 2017 verhindern. Damals mussten Beamte der Bundespolizei in der Passagier-Kontrolle eingreifen – ein einmaliger Vorgang. „Wir sind stolz darauf, was unsere Luftsicherheitsassistenten geleistet haben“, sagt Lange. Özay Tarim von der Gewerkschaft Verdi hält dagegen: „Peter Lange soll nicht mit anpacken, sondern lieber neue Mitarbeiter einstellen“.

Der Personalmangel bei den Sicherheitsfirmen, die im Auftrag der Bundespolizei Passagiere und Handgepäck kontrollieren, sorgt nicht nur in Düsseldorf immer wieder für lange Wartezeiten und genervte Urlauber. Vergangene Woche waren die Sicherheitsschleusen am Frankfurter Flughafen völlig überlastet – einige Passagiere verpassten wegen der Wartezeiten ihren Flug. Und in Berlin-Schönefeld sorgte am Mittwoch eine kurzfristig anberaumte Betriebsversammlung des Sicherheitsdienstleisters Wisag dafür, dass Passagiere über Stunden in einer Easyjet-Maschine festsaßen.

Bei den Flughafen-Betreibern wächst Frust über das Gebaren einiger Sicherheitsdienstleister: „Lange Wartezeiten bei der Passagier- und Handgepäckkontrolle sind der Beschwerdegrund Nummer eins am Flughafen“, sagt Ralph Beisel, Chef des Flughafen-Verbands ADV. „Und da stehen wir als Unbeteiligte daneben. Das ist für die Flughäfen ein unhaltbarer Zustand.“

Denn die Organisation der Passagier-Kontrollen liegt in der Verantwortung der Bundespolizei. Die Behörde beauftragt private Sicherheitsdienstleister mit der operativen Kontrolle – und setzt Beamte als Aufseher ein. Die Flughafen-Betreiber sind nicht in die Auswahl der Sicherheitsfirmen eingebunden und können nur bedingt beeinflussen, wieviel Sicherheitspersonal die Bundespolizei anfordert.

„Die Passagier- und Handgepäckkontrollen dürfen nicht zum Flaschenhals werden“, warnt Flughafen-Verbandschef Beisel. „Wenn zu wenig Kontrolleure an den Sicherheitsschleusen stehen, dann liegt das daran, dass sich die Sicherheitsfirmen wirtschaftlich optimieren“.

Dem Vorwurf, am Personal zu sparen, um den Gewinn zu heben, widerspricht die Sicherheitswirtschaft: „Das Beispiel Frankfurt zeigt: Die Grippewelle macht auch vor den Luftsicherheitsassistenten nicht halt“, erklärt der Branchenverband BDSW. Zudem hätten die Sicherheitsfirmen große Probleme, geeignetes Personal zu finden.

Das bestätigt auch Kötter-Manager Dahlke: „In Deutschland herrscht nicht nur ein Fachkräftemangel – sondern ein regelrechter Personalmangel.“ Dieses Argument lassen die Gewerkschaften jedoch nur zum Teil gelten: „Das liegt nicht nur an den Bewerbern; sondern auch an der Ausbildung“, sagt Verdi-Mann Tarim. Er verweist auf hohe Durchfallquoten bei der Prüfung zum Luftsicherheitsassistenten. „Die Zahlen machen richtig Angst.“

Dass in Düsseldorf nur mit massiver externer Unterstützung ein halbwegs stabiler Osterreiseverkehr gewährleistet werden konnte, ist aus Sicht der Gewerkschaft ein Armutszeugnis: „Es gibt keine Ausreden mehr: Kötter hatte acht Monate Zeit eine Lösung für den Personal-Mangel zu finden“. Kötter-Manager Dahlke sieht sein Unternehmen dagegen auf dem richtigen Kurs: „Wir tun alles dafür, unsere Ziele bis zu den Sommerferien zu erreichen. Aktuell sind wir auf einem guten Weg.“

Um ein Chaos wie im vergangenen Sommer in Düsseldorf oder kürzlich in Frankfurt künftig zu verhindern, fordert ADV-Chef Beisel für die Airports mehr Mitsprache beim Thema Flugsicherheit: „Aus unserer Sicht wäre es besser, wenn die großen Flughafenbetreiber die Sicherheitsdienstleister auswählen und beauftragen“, sagt er. Dafür müsste jedoch das Luftsicherheitsgesetz geändert werden.

Der Vorteil: Die Bundespolizei würde entlastet. „Außerdem können wir dann dafür sorgen, dass Themen wie Sanktionierungen und Vertragsstrafen besser geregelt sind“, sagt Beisel. Bislang hapert es daran, dass die Behörden schlechte Leistungen von Sicherheitsdienstleistern bestraft, erklärt der ADV-Chef: „Möglicherweise nimmt die Bundespolizei ihr Durchgriffsrecht nicht so wahr, wie wir als es Flughafen-Betreiber tun würden.“

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