Für diese Herausforderungen würde man sich Impulse von Patrick Cloppenburg erhoffen; die Fähigkeit, Aufbruchstimmung zu erzeugen. Vielleicht sogar eine Vision, wie es weitergehen könnte. Aber kann er das? Ehemalige und aktuelle Mitarbeiter glauben: nein.
Patrick sei eher unerfahren, habe nach dem Wirtschaftsstudium in London noch nie woanders als bei P&C gearbeitet und sei auch kein Unternehmertyp wie sein Vater. Mitarbeiter beschreiben ihn als schlanken, sportlichen Typen, rund 1,85 Meter groß, mit kurzen, hin und wieder leicht gegelten Haaren. Fast immer trage er Chinos und Sneaker oder Turnschuhe, nicht selten kombiniert mit Hemd und blauem Sakko. Leicht gebräunt sei er meist, vielleicht auch, weil er in der jüngeren Vergangenheit häufiger mal von seiner Finca auf Mallorca aus arbeite. Er erinnere eher an einen US-College-Boy als an den Lenker eines Milliardenimperiums, sagt einer, der bis vor Kurzem mit ihm zusammengearbeitet hat.
Das wäre an sich nicht schlimm, wenn seine Umgangsformen nicht sein lockeres Outfit des Öfteren konterkarieren würden. Der WirtschaftsWoche berichten übereinstimmend zahlreiche Mitarbeiter, er benehme sich „flegelhaft“, treffe bei Gesprächen mit Mitarbeitern häufig nicht den richtigen Ton und verlasse nicht selten abrupt wichtige Meetings. Cloppenburg lässt diesen Schilderungen über die Pressestelle widersprechen.
Ex-Manager hegen Zweifel an der Führung
Selbst Manager, die mit ihm aneinandergeraten sind, halten ihm jedoch mildernde Umstände zugute. Er handele eben oft nicht aus einer Position der Stärke heraus. Zwar nehme er die Chefrolle ein, im Hintergrund stehe aber sein Vater Harro Uwe und mische sich ein. „Patrick mag eine Art Sprecher sein. Der Entscheider ist er nicht“, sagt ein Manager mit langjähriger P&C-Erfahrung. Dem Senior ist es nämlich auch mit Mitte 70 nicht gelungen, loszulassen. Nach wie vor ist er Mitglied der Unternehmensleitung.
Der Stimmung im Unternehmen schadet dieses Durcheinander. Ein Ex-P&Cler sagt: „Es gibt die, die weg wollen und gehen. Und es gibt die, die resigniert haben und bleiben.“ Die einzige Wertschätzung, die P&C den Mitarbeitern entgegenbringe, sei das Gehalt, das zumindest auf den ersten beiden Führungsebenen deutlich über dem Branchenniveau liegen soll. In der Unternehmensleitung freuen sich denn auch gleich elf Manager über die guten Gehälter, davon alleine fünf für den Einkauf Verantwortliche.
Patrick Cloppenburg fällt derweil, ähnlich wie seine Familie, durch seine seltsame Menschen-Abgewandheit auf. Selbst beim jährlichen Meeting der ersten drei Führungsebenen mit rund 300 Managern auf Schloss Hugenpoet bei Essen überlässt die Familie das Reden meistens Mitgliedern der Unternehmensleitung sowie externen Keynote-Speakern wie Ex-Außenminister Joschka Fischer, Bundespräsident Joachim Gauck, Management-Guru Reinhard Sprenger oder Hockey-Trainer Bernhard Peters.
Bei der Weihnachtsfeier im Henkel-Saal in der Düsseldorfer Altstadt – die Unternehmerfamilie zeigt sich dort selten – mussten die Mitarbeiter stets ab 22 Uhr ihre Getränke selbst zahlen. Das änderte sich erst im vergangenen Jahr auf Initiative einiger Mitglieder der Unternehmensleitung.